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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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Erleuchtung.
    Mir gelingt es, Martina erstmals dafür zu gewinnen, mit mir dorthin zu fahren, wo mein Leben begann. So hat sie auch Gelegenheit, die Papamamas kennen zu lernen. Denn auch dieser Punkt auf der Liebes-Checkliste ist ja noch nicht geklärt. Was bringt mir eine Freundin, die mein Zuhause, meine Papamamas nicht mag? Außerdem würde ich mir auch gerne eine Meinung meiner Papamamas über Martina einholen.
    Eine Woche später fahren wir mit »Sven«, meinem Auto, nach Gadenstedt, wo ich aufgewachsen bin. Dorthin, wo ich aus dem hohen Kinderwagen die über mir wedelnden Blätter der Bäume anstarrte, um den wandernden Lichtflecken und Schattenfiguren zu folgen. Das ewige Zuhause, das die von vornherein vorübergehend angelegte Studentenheimat in Kiel und Gettorf niemals sein kann. Das eigene Reich. Das eigene Land. »Andorra State«, einem Teil der »States of Japetus on Earth«, wie ich meine irdische Kolonie einer erdfernen Welt bezeichne. Es sind die Grundstücke in der Gemarkung Gadenstedt, die der Familie Schmidt gehören. »Andorra State Headquarters«, das ist das rotverklinkerte Winkelhaus. Die Oase der Ruhe. Die gewohnte Umgebung. Der Ort der Geborgenheit. Der Ort der Nostalgie. Der Anker des Lebens.
    Zu Hause feiert der braune Brummelbär seinen 1991sten minus 1934sten Geburtstag, also den 57sten. Die Locken ist durch die Fülle der Vorbereitungen gestresst. Trotzdem findet sie noch die Zeit, Martina von meiner Zeit im Krankenhaus zu erzählen. Das erste halbe Jahr meiner Körperung verbrachte ich im Haus der Weißkittelwesen. »Morbus Hirschsprung« hieß die Krankheit, die die teilweise Entfernung meines Dickdarms zur Folge hatte und dafür sorgte, dass ich erst nach einem halben Jahr bei meinen Papamamas einziehen durfte. »Der Peter braucht viel Liebe«, betont die Locken dabei immer wieder.
    Unter den Geburtstagsgästen ist wie immer auch Onkel Willi. Er ist mittlerweile fast neunzig Jahre alt. Er wohnt heute noch in Peine, aber nicht mehr direkt an der Mauer, hinter der das Eisen fauchend glühte. Hinter der die flüssige Eisenlava sich in Eisenbahnschienen verwandelte, die auch in Häusern verbaut werden.
    Onkel Willi mochte mich schon damals. Und er mag mich immer noch. Seine einzige Sorge scheint zu sein, dass ich immer noch nicht arbeiten gehe, immer noch kein eigenes Geld verdiene. Immer noch darumstudiere. »Peter, wie lange musst du denn noch studieren? Wann gehst du denn endlich mal arbeiten?«
    »Ich glaube nicht, dass ich jemals so arbeiten können werde, wie du es getan hast! Ich werde irgendwo im Büro sein oder durch die Gegend fahren und forschen, auf jeden Fall nicht in so einer Fabrik arbeiten, das könnte ich gar nicht!«
    Onkel Willi arbeitete früher in diesem Stahlwerk, das gleich neben dem Haus stand, in dem er mit Tante Else wohnte. Natürlich unterhält sich Onkel Willi auch mit Martina. Plötzlich sagt er in ihrem Beisein: »Peter, sieh zu, dass du die Martina heiratest. Du und Martina, ich glaube, ihr passt ganz gut zusammen. Ihr seid euch in vielen Dingen ähnlich!«

Mathematische Liebe
    Die ersten Monate war ich ja der Checker, der wissen wollte, ob Martina einmal alles, was an einer Frau für mich wirklich zählt, liefern kann. Doch nun habe ich das Gefühl, dass auch sie testet, was ich liefere und was nicht.
    Als ich mein Gnubbelchen, wie ich sie mittlerweile nenne, wiedersehe, fragt sie mich auf einmal: »Sag mal, welche Augenfarbe habe ich?«
    Ratlos blicke ich ins Land. Denn nun ist es zu spät, sie einfach anzuschauen, um die richtige Antwort zu erhalten. In diesem Moment wird mir bewusst, dass ich Martina noch nie in die Augen geschaut habe. Warum auch? Richtiger Blickkontakt ist für mich so, als wenn ich direkt in die Sonne schaue. Und das habe ich beim Sonnenfleckenbeobachten für »Jugend forscht« oft genug gemacht. Und das hat weitaus weniger wehgetan, als einem Menschen direkt in die Augen zu schauen.
    Schließlich ringe ich mich zu einer fragenden Antwort durch:
    »Äh, blau?«
    »Nein!«
    »Grün?«
    »Neiiiin! Sag mal, schaust du mir denn gar nicht in die Augen?«
    »Dann sind sie bestimmt braun. Und du hast so eine gnubbelige Erdbeernase!«
    »Erdbeernase?«
    »Ja, Erdbeernase. Weil sie mich vom Aussehen und der Oberflächenstruktur irgendwie an eine Erdbeere erinnert.«
    »Okay, braun stimmt, aber das mit der Erdbeernase, ich weiß nicht.«
    »Doch, meine liebste Erdbeernase. Warum ist das denn auf einmal so wichtig? Davon war ja noch nie die

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