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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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kompliziert. Und das, was die anderen kompliziert fanden, war für mich einfach. Mathematik zum Beispiel. Was einfach und was kompliziert ist, ist relativ. Weil ich nicht richtig mit einem Messer umgehen kann, ist Äpfelschälen für mich schwer, für andere einfach. Physik dagegen ist für mich einfach, für andere schwer. Es gibt keine Tätigkeiten, die für alle Menschen immer einfach sind. Dazu gehört offenbar auch Sex!
    In der Schulzeit hielt ich mich in den Pausen oft in der Bücherei oder in einer Art Pausenzimmer für Lehrer der Naturwissenschaftenauf. Ich genoss dort Bibliotheksasyl. Weil ich dort nicht so verloren und ausgeliefert wie auf dem Schulhof war und weil man sich dort für das interessierte, was mich interessierte.
    Dort traf ich auch immer wieder meine ehemalige Bio-Lehrerin. Sie nannte mich eine selten faszinierende Persönlichkeit. So hatte ich ihr von meinem Traum erzählt, einmal nach Ostafrika reisen zu wollen, aber leider hätte ich viel zu wenig Geld dafür. Woher sollte ich denn das als Schüler auch nehmen?
    Nur eine Woche später erhielt ich einen merkwürdigen Brief von ihr. Darin würdigte sie meinen »Jugend-forscht«-Erfolg und lud mich deshalb zu einer Reise nach Kenia ein. Meine Papamamas waren erst gar nicht so begeistert, dass nun fremde Leute für mich bezahlten, und dann auch noch eine Lehrerin des Gymnasiums, an dem ich gerade mein Abitur machte.
    Ja, und so fand diese Reise tatsächlich statt. Und wir haben miteinander geschlafen, obwohl wir doch nicht »miteinander geschlafen« haben. Daran muss ich jetzt gerade denken.
    Sex habe ich bis dato immer nur mit mir selber gehabt. Das begann schon, als ich noch in den Windeln war. Damals brüllte ich los, bekam dann von einem Weißkittelwesen so eine süßlich-schmierig riechende Flasche mit milchigem Inhalt, die ich gar nicht haben wollte und demzufolge wegschlug.
    Stattdessen brüllte ich, weil einfach nur dieses wabbelige Ding da an mir in der Windel verknotet worden war, weil es sich nicht dahin ausdehnen konnte, wohin es wollte. Und das störte total! Diese Ursache wurde damals nie beseitigt. Auch als kleiner Junge war ich oft genug geil. Die Gründe dafür waren vielfältig, angefangen von reibenden und rutschenden Hosen bis hin zu irgendwelchen Strukturen an Klamotten, die für Erregung sorgten.
    Dass das alles bereits sexuelle Erregung war, wusste ich damals nicht, weil es nicht oder nur selten im Zusammenhang mit anderen Menschen auftrat. Zwar lag ich damals oft mit Tantchen, meiner Schwester, nackt in der Badewanne, aber das war alles andere als anregend. Das war lästig hoch drei. Tantchen hieß sie deshalb, weil für mich alle weiblichen Wesen Tanten waren.
    In der Regel fand ich Jungen attraktiver. Ich war bereits vierzehn, als das erste Mal ein gleichaltriges Mädchen der Auslöser sexueller Erregung war. Aber ich war mir nicht sicher, ob das Gefühl wirklich vonihr erzeugt wurde oder nicht doch nur durch den Sitz und die Struktur ihrer Jeans, die aussah, als würde sie gleich platzen.
    Überhaupt stelle ich fest, dass meine eigene Erregung nicht durch Nacktheit einer Frau getriggert wird, wie dies einschlägige Sexmagazine suggerieren. Das ist bei mir ganz anders. Ein nach meinen Maßstäben knackig angezogener Mensch wirkt viel eher erregend als eine nackte Frau. Weniger ist hier mehr!
    Würde ich jetzt ein Diagramm aufmalen, das den Grad der Erregung in Abhängigkeit vom Aussehen eines Menschen zeigt, würde das eine Kurve zeigen, die die allermeisten Menschen nicht erwarten würden. Erst einmal würde sich herausstellen, dass der Grad der Erregung sehr stark von den Klamotten und dem Gesamtanblick abhängt, allerdings vollkommen unabhängig davon ist, ob der Partner männlich oder weiblich ist.
    Außerdem hängt der Grad der Erregung nicht vom Gesicht des Partners ab. Das soll bei anderen anders sein. So wird mir klar, dass die Tatsache, ob man nun homo- oder heterosexuell ist, zumindest für mich eine reine Verstandesentscheidung darstellt. Denn im weiteren Verlauf des Lebens stelle ich fest, dass es sowohl Frauen als auch Männer gibt, die mich gleichermaßen erregen können.
    Nach all diesen ablenkenden Gedanken gelingt es mir nur mit Mühe und Not, noch einmal geil genug zu werden, so dass mein bestes Stück auch den Weg finden kann, den es soll. Doch auch das erweist sich als nicht leicht zu nehmende Hürde für mich. Viel Zeit habe ich nicht, denn lange werde ich den Liegestütz nicht halten können. Und

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