Kaktus zum Valentinstag
so wichtig.«
»Willst du mich also jetzt heiraten?«, will ich endlich wissen, denn eine klare Antwort, ohne »eigentlich«, habe ich noch nicht gehört.
»Ja«, sagt sie daraufhin, »ich freue mich auf eine Hochzeit!«
»Auch in Weiß, in der Kirche?«
»Ja, so soll es sein!«
Auf dieser Reise bekommen wir auch den ersten funktionierenden Sex hin. Die Verkrampfungen haben sich endlich gelöst. Unserer gemeinsamen Zukunft steht also nichts mehr im Wege.
Wieder in Kiel angekommen, lege ich die »Guanyin Devotional Music«, die ich im weiteren Verlauf unserer Reise noch in Malaysia gekauft habe, in den Kassettenrecorder. Herrlich juchzig. Ewige Wiederholungen desselben Themas. Bei dieser Musik kann ich meineFreude über die gelungene erste gemeinsame Tropenreise ohne Ende abflattern, mich neu sammeln und mich dabei total entspannen. Als Martina diese stereotypen Bewegungen zum allerersten Mal sieht, fragt sie mich: »Was war das denn da eben?«
Sofort erstarre ich. Mir wird bewusst, dass wir nun ja zusammen wohnen, dass es nichts mehr geben wird – außer Gedanken natürlich –, was Martina nicht früher oder später mitbekommen wird. Dinge, die erst im Alltag unverhüllt zu Tage treten. So auch diese Bewegungen.
»Ich muss mich halt abzappeln!«, antworte ich kurz und knapp.
»Normal ist das nicht, diese Bewegungen wirken auf mich ziemlich abartig. Aber wenn du das brauchst, dann musst du dich halt abzappeln!«, meint mein Gnubbelchen.
An der Weserquelle
Das weitere Zusammenleben bringt tatsächlich keine neuen Erkenntnisse, die einer Hochzeit entgegenstehen. So werden die Planungen für das Fest der Verschmelzung langsam aber sicher konkreter. Heiraten! Nun bin ich wieder als Regisseur gefragt. Da so ein Hochzeitsdatum ein wiederkehrendes Ereignis ist, sind zunächst zwei wichtige Dinge zu beachten.
Erstens: Es sollte ein Tag sein, an dem möglichst oft Grillwetter herrscht. Dazu befrage ich auch hier wieder die Statistik nach wiederkehrenden Schönwetterlagen für Norddeutschland. Demnach muss die Hochzeit entweder Ende Mai, Mitte Juli oder Ende Juli beziehungsweise Anfang August oder erst im Spätsommer, also Anfang oder Ende September stattfinden.
Zweitens: Die Ziffern des Datums müssen passen. Eine Kombination aus blau, der 3, grün, der 4, und beige, der 7, dürfte eine sehr gute Grundlage für eine warme und weiche Zahl sein. Das perfekte Datum gelingt, wenn neben der den Anfang darstellenden weißen, kalten 1, die warmen Zahlen 3, 4 und 7 sowie die umschließende unterkühlte 9 mit im Datum sind. Dann würde das sicherlich eine herrlich juchzige Hochzeit werden!
Die Schnittmenge, die alle diese Bedingungen, Wetter und Ziffern, erfüllt, enthält drei Datümer. Danach werden wir entweder am14.7.1993 oder am 13.7.1994 oder am 31.7.1994 heiraten. Das sind Daten, die rasengrün und warm sind. Damit steht das Hochzeitsdatum dreifest, unverrückbar als Plan A, B und C. Noch dieses Jahr fest als Plan A oder erst im nächsten Jahr als Pläne B und C zweifest.
Nach langer Diskussion des Für und Wider einer baldigen oder späteren Hochzeit legen wir gemeinsam schließlich den sattrasengrünen 14.7.1993 als unseren zweiten Ringtag fest. An diesem Tag würde dann mein Gnubbelchen per Heirat auch Staatsbürgerin meines Landes, der »States of Japetus on Earth«, werden.
Die standesamtliche Trauung findet einige Monate später dann planmäßig am 14. Juli in Gettorf statt. Weil wir uns in Gettorf das erste Mal begegnet sind, weil wir uns dort nähergekommen sind und weil ich dort eine Zeit lang gewohnt habe. Gettorf, das ist der Ort, in dem alles begann.
Die offizielle Zeremonie im blauroten Rathaus von Gettorf verläuft unspektakulär. Nach den obligatorischen Unterschriften erfolgt der erste Ehekuss. Anschließend fahren wir zusammen mit den Gästen zu einem Restaurant, das direkt am Nordostseekanal mit herrlichem Blick auf die vorbeiziehenden Seeschiffe liegt.
In diesem Lokal habe ich einige Wochen zuvor für uns Plätze reserviert. Ein besonderes Essen habe ich nicht bestellt, da die eigentliche Hochzeitsfeier ja im Anschluss an die noch bevorstehende kirchliche Trauung stattfinden soll. Die Gäste müssen so nicht das nehmen, was wir ausgesucht haben, sondern sollen schlicht schick à la carte essen. Einer der Gäste kommt auf einmal zu mir, um mir zu sagen, dass hinter den Kulissen in der Küche des Restaurants Panik ausgebrochen sei. Dort seien die Leute sehr aufgeschreckt und er habe
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