Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI
deiner Zeit als Bulle mal einen mit deiner Dienstwaffe abgeknallt?
Wie, nicht absichtlich und nur ins Knie?! Werner, mein Geschäft ist absichtlich. Volle Absicht. Hundert Prozent tödlich. So, wie du drauf bist, muss ich nach deinem ersten Einsatz erst mal einen Psychologen für dich anheuern. Du bist doch jetzt schon traumatisiert, nur weil ich dir reinen Wein einschenke. Denk an dein Reihenhäuschen und deine Martha.
Ach, du meinst, die wäre das Problem.
Die Martha? O nein. Kommt gar nicht infrage. Dass ich meiner Oma ’ne Freude gemacht hab, heißt noch lange nicht, dass ich hier ’ne Filiale aufmache. Und Lionel ist nicht in Spendierlaune.
Wo willst du denn zehntausend Öcken herkriegen? Nee. Vergiss es. Meinetwegen schubs deine Gattin in den Kreisverkehr – ja genau, den mit dem blauen Pinn in der Mitte an der Landwehrstraße neben dem Penny-Markt .
Ach, das kannst du nicht! Ich bitte dich, ihr kauft da doch immer ein. Jesus fuckin’ christ …
Werner, hör auf zu flennen. Nei-en, du kannst mich nicht besuchen kommen. So, und schmeiß das Blatt da von deinem Notizblock weg. Das ist doch alles Unsinn, was du da gekritzelt hast.
Geständnis? Wassen für ’n Geständnis?
Ich – ein Auftragskiller?!
Werner, Werner – willst du in der Klapse landen?
Hallo-o: Ich bin’s, der Lionel, dein alter Schulkumpel. Ich hab eine mobile Gebäudereinigungsfirma, drüben in den Staaten. So steht’s auf meiner Visitenkarte. Das ist alles. Ich kille Kakerlaken und andere Schädlinge, auch große, an die sich sonst keiner rantraut. Heute hier, morgen dort … Global Player, you know.
Du solltest die Finger vom Alk lassen – ich riech das bis hierher. Das könnte deinem Boss nicht gefallen. Und deiner Frau auch nicht … Höre ich da etwa das Quietschen ihrer orthopädischen Schuhe auf dem Flur? Die müsste doch gleich kommen, die Martha, oder?
Ich muss jetzt los. Oma wartet. Wir wollen zum Mittagessen an die Marina. Für die alte Dame ist das der Duft der großen weiten Welt. Da geht sogar der Bürgermeister hin, hat sie mir gesagt.
Ach, da ist ja die holde Gattin.
Hallo, Martha.
Pünktlich wie ’ne Schweizer Uhr. Komm rein. Kannst dich setzen, mein Stuhl ist noch warm.
Und jetzt, Werner … Was meinste, warum ich gewartet hab, bis die Martha hier is?
Was ich mit der Colaflasche will? Werner! Hast du mir nicht zugehört?
Martha, möchtest du ihm noch was dazu sagen? Nee?
Nix für ungut, Alter. Vertrau mir, Lionel weiß wie’s geht.
Weihnachten
Weihnachten ist mit Ostern und Pfingsten eines der Hauptfeste des Christentums. Das ›Hochfest der Geburt des Herrn‹, welcher, der biblischen Überlieferung folgend, in einem Stall in Bethlehem zur Welt kam. Auch im Weltlichen ist Weihnachten einer der höchsten Feiertage – der Boom der Weihnachtsmärkte und Weihnachtsdekoration beginnt oft schon Ende November. Und die Einzelhandelsumsätze erreichen ihre Höhepunkte an den vier Adventswochenenden. Erst wenn dann am Vormittag des 24. Dezember die letzten Geschenke gekauft sind, setzt die weihnachtliche Ruhe ein. Vor dem Hintergrund dieser festlichen Vorfreude hat Startenor René Kollo seine Story über einen mysteriösen Todesfall in Hagen angesiedelt. Und wie es zu einem Künstler aus dem Opernmilieu passt – mit großer Tragik versehen!
René Kollo
Große Oper Hagen
20. Dezember
Bei dämmrig regnerischem Dezemberwetter, am Rande der Bürgersteige lagen noch dreckige Reste des novemberlichen Schneefalls, ging er gerade über einen Zebrastreifen und konnte sich mit einem beherzten Sprung gerade noch vor einem viel zu schnell heranrasenden Auto retten.
So ein Scheißer! Eiskaltes Wasser stand in seinem linken Schuh und sein Hosenbein war klatschnass. Dabei hatte er den Anzug doch gerade erst reinigen lassen.
Vollidiot! Und auch noch ein Phaeton … brummte Albrecht durch die Zähne, nur der Name schick …
Phaeton, Sohn des Gottes Helios, bat seinen Vater inständig, doch nur ein Mal den Himmelswagen mit den vier feuersprühenden Pferden lenken zu dürfen. Helios riet ab, weil zu gefährlich, doch wie Söhne nun mal so sind … Die vier Pferde, der goldene Himmelswagen und Phaeton stürzten wie eine glühend goldene Sternschnuppe vom Himmel herab und verbrannten die ganze Erde.
Ich sollte mich zur Abteilung Organisierte Kriminalität versetzen lassen, überlegte Kommissar Werner Albrecht. Da würde ich diesem Phaeton-Fahrer schon auf die Spur kommen. Sicherlich ein Wirtschaftskrimineller
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