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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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bis Dortmund, oder?
    Ich hab Geschäfte im Ausland gemacht. You know? Aber jetzt, zu Weihnachten, denk ich, besuchste mal die Oma … Man weiß ja nicht, wie lange man die noch hat.
    Was guckst’n jetzt so kariert ausser Wäsche?
    Geht wohl nicht in deinen ostwestfälischen Quadratschädel, dass einer aus Bergkamen im Ausland so richtig Knete macht?
    Ach, so. Verstehe, du willst wissen, womit. Werner, ich bin Auftragskiller. Aber: Klappe! Muss man nicht an die große Glocke hängen.
    Was?
    Musst du auch nicht glauben. Aber dann frag dich mal, warum es den Nikolaus vorhin so elegant hingehauen hat. Schon komisch, oder?
    Und guck dir meinen Schlitten vor der Tür an. Von nix kommt nix. Und guck dir im Gegenzug mal den Schädel von dem Dittmann an. Saubere Arbeit. Ich dachte erst, die Mütze von dem Weihnachtsmannkostüm würd mich dran hindern, einen sauberen Schlag anzusetzen. Aber dann hat’s doch gepasst.
    Werner? … Brauchst’n Arzt?
    Warum ich das mitten im Einkaufszentrum durchgezogen hab, wo alle Blagen dabei sind?!
    Ich bitte dich! Die kleinen Scheißer haben heutzutage schon mehr Morde im Fernsehen gesehen, als dein Opa im Russlandfeldzug. Die stecken das weg.
    Außerdem ging das ratzfatz – zack! Wie meine Oma mir das beigebracht hat. Jahrelang die Tauben gekeult und die Hühner für die Züchter, weil die hohen Vereinsherren zwar was Zartes auffem Teller haben wollten – aber sich dafür die Finger blutig machen, nee, das wollten se nicht. Dafür haben die meine Oma geholt. Und bevor die sich auf ihre alten Tage persönlich an dem Dittmann vergreift, hab ich gedacht, ich mach das mal, damit Oma endlich ihre Ruhe hat. Bot sich grad so an. Wie gesagt: statt Nikolausteller. Toter Dittmann macht auch nicht so dick wie’n Sack voll Blätterkrokant. Das weiß die Oma zu schätzen.
    Und es ist besser, ein Profi erledigt das für sie.
    Nicht, dass die das nicht selbst gekonnt hätte. Glaub ma bloß! Der Dittmann hätte täglich ins Gras beißen können, so sauer war meine Oma auf den. Ich hab schon gedacht, der wär fällig, als der die Hecke von ihrem Gartengrundstück rausgerissen hat – einfach so. Meine Oma sagt, dass sie da Jahre für gebraucht hat, bis die blickdicht war, und dann kommt der einfach daher und macht alles kaputt. »Da nistet nur Ungeziefer drin«, hatter gesagt und meiner Oma einen Prospekt für grünen Maschendrahtzaun in die Hand gedrückt.
    Woher ich das weiß? Na – weil ich bei der Oma wohn, solang ich hier bin, du Heiopei! Draußen in Oberaden. Ist ja immer noch ziemlich beschaulich da. Ich krieg da echt Nostalgie. War ja nicht alles schlecht, damals in Bergkamen, so in den Siebzigern.
    Weisste noch, wie die Typen von der Berufsberatung bei uns durch die Schule gezogen sind, mit ihren Empfehlungen?
    Oma hat sofort gewusst, dass der Arbeitsamtaffe schief gewickelt war. »Friseur«, hat sie gesagt, »dat is nix für unsern Lionel.« Und damit war das vom Tisch. Und dann hat sie mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, echte Handarbeit zu lernen … effektive Handarbeit. Ich denk so – Häkeln meint die damit bestimmt nicht. Und so bin ich beim vegetarischen Siziliano im Eissalon gelandet. In der Siedlung ging das Gerücht, der wäre vor seiner eigenen Familie auf der Flucht … du verstehst … die Familie!
    Während ihr Hosenscheißer vorne im Salon Stracciatella gelöffelt habt, hab ich von dem alles gelernt, was ein Auftragskiller wissen muss.
    »Lionelli«, hat der immer zu mir gesagt, »mein Junge, dasse isste wie Gehirnchirurgie.« Stimmt ja auch. So was macht man nicht aus der Lameng. Ich sag immer: Fit sein, wach sein – und auf die Regeln achten, vor allem, auf die selbst gemachten. Jetzt nur mal nebenbei – in meinem Job gibt’s nur selbst gemachte Regeln. Gibt kein Buch, wo das drinsteht – Auftragskiller für Dummies oder so. Könnte ich aber eigentlich mal schreiben … oder schreiben lassen … Könnte man prima vorlesen … in Bergkamen bei diesem Krimifestival. Da würde das doch hinpassen, oder?
    Aber, wo war ich?
    Also, Rummurksen bringt’s nicht. Das geht voll nach hinten los, wie bei so vielen Hobbystümpern, die meinen, sie könnten mal eben so ihre Alte umlegen. Fliegt immer auf. Da wird getrickst und verschleiert und ein unglaubliches Bohei gemacht, und am Ende kommt immer alles raus. Der Erfolg, und das kann ich dir ganz offen sagen, liegt in der Schlichtheit. Je einfacher, desto weniger Spuren. So ist das. Haste doch eben gesehen – oder besser

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