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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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fällt der in den Weihnachtsbaumständer.
    Mein Gott, Werner! Der ist echt annem Ständer gestorben! Schöner geht’s doch gar nicht.
    Ich könnt mich immer noch beömmeln. Dem sein Gesicht, wie der so hinten rüberschlägt. Und die Oma erst …
    »Dat is dein Meisterstück, Junge«, hat die hinterher gesagt und ganz stickum die Colaflasche in ihre Handtasche gesteckt, mit der ich beim Dittmann … du weißt schon.
    Aber das bleibt jetzt unter uns. Normalerweise erlaube ich keine Andenkensammelei bei der Kundschaft. Is klar!
    Warum mich keiner wiedererkennt, wenn ich diese Überfallnummer mache? Mensch, Werner, hast du mich erkannt, als ich vorhin mit den anderen Gaffern bei dem kaputten Nikolaus gestanden hab? Oder als ich hier reingekommen bin, eben? Siehste! Lionel und seine Allerweltsvisage. Manchmal hat meine eigene Mutter mich nicht erkannt, wenn ich aus der Schule kam. Vielleicht hat meine Oma deshalb drauf bestanden, dass ich so einen komischen Namen krieg. Lionel. Damit die Leute sich wenigstens an irgendwas erinnern. Wer weiß, sonst würde ich vielleicht heute immer noch auf der Babystation vom Hellmig-Krankenhaus drauf warten, dass ich abgeholt werde.
    He! Jetzt lach doch mal. Das war ’n echter Killerjoke.
    Versuch mal, mein Gesicht zu beschreiben …
    Na? Gib’s zu, du kannst es nicht.
    Und was lernt mich das? In jedem Problem steckt auch eine Lösung. Und jetzt hör auf, mit deinem Handy rumzufummeln. Kein Erinnerungsfoto! Du willst doch unser Wiedersehen nicht verderben?!
    Übrigens, super Jacke, die du da anhast. Blöd nur, dass da Security falsch geschrieben ist. Security schreibt man mit einem C und ohne J.
    Warum lachst du jetzt?
    Ach so, du glaubst, du hast mich im Sack, weil ich hier bei dir sitze …
    Na und?
    Werner, red keinen Scheiß… Du hast mich grad festgenommen?! Seit wann das denn? Ich sitze hier, ein unbescholtener Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika, auf Urlaub in der alten Heimat, der bei einem Unglücksfall im Shoppingcenter Ersthelfer war. Denn als es passiert ist, da warst du ja Gott weiß wo im Center unterwegs. Bestimmt wieder oben bei der Christel von der Post. Werd mal nicht komisch. Oma hat erzählt, dass du da was am Laufen hast …
    Das hat über fünf Minuten gedauert, bis du unten bei dem Dittmann warst. Handgestoppt!
    Hallo! Mach den Mund zu, es zieht!
    Klar, darfst du mich was fragen.
    Yo, man: Ich fliege heute Abend wieder in die Sonne und du latschst hier bis Ladenschluss durch eineinhalb Etagen und musst gucken, dass die Blagen keine Alcopops klauen. Und wenn du Glück hast, geben sie dir was davon ab. Siehste, Werner, du hast zwar ’nen Gummiknüppel am Gürtel, aber benutzten darfst du den nicht. Augen auf bei der Berufswahl. Mir sagt keiner, tu dies, tu das – kein Chef und keine Ehefrau.
    Guck doch mal in den Spiegel, Werner.
    Ja, mach mal ruhig.
    Was siehst du da?
    Nicht weinen, jetzt, Alter. Der Schreck geht vorbei.
    Im Gegensatz zu mir versauerst du hier in deinem Bergkamen und passt auf die moderne Kunst im Kreisverkehr auf, und ab und zu fährste nach Dortmund, um mal richtig die Sau rauszulassen. Du musst zweihundert Euro an deiner Martha vorbeischmuggeln, damit dich so ’ne Bordsteinschwalbe durchnudelt, weil die Christel von der Post auch nicht Dolly Buster ist.
    Nee, ich wollte deine Laune nicht verderben. Ich sag nur, wie es ist.
    Guck mich an. Hab ich eine Falte im Gesicht? Und mein Teint ist echt, nix Sonnenbank. Ich hab einen Kilometer Strand vor meiner Hütte, da, wo ich zu Hause bin. Ich muss nicht Flipper im Fernsehen gucken, ich geh mit Flipper schwimmen und trink abends Cocktails mit Schirmchen. Du hast Fototapete – ich hab das Original.
    Werner, was ist jetzt wieder? Spuck es aus.
    Ach, wie ich an meine Aufträge rankomme? Das kann ich dir sagen. Ich inseriere. Unter Entsorgung von Biomaterial. Der Rest ist Mundpropaganda. Ich hab ’ne Warteliste von hier bis Honolulu.
    Werner?
    Nee, nich im Ernst jetzt?!
    Bist du total bekloppt geworden? Einen Compagnon? Ich? Hast du sie noch alle? Du und ich? Nee! Dir fehlt eindeutig die sittliche Reife dafür. Ja, Bulle sein … in Bergkamen und nach der Rente hier im Center einen auf Security machen, Mann, du hast eine Arbeitnehmermentalität, da ändert deine Miami-Vice – Sonnenbrille auch nix dran. Versteh das doch. Mein Leben ist nix für dich. Und überhaupt. Du müsstest erst mal Englisch lernen.
    Ja, ja, träum weiter, Alter!
    Ach, was?! Dann mal Butter bei die Fische: Hast du in

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