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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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gesagt – nicht gesehen.
    Wie jetzt? Meine Regeln?
    Kann ich dir sagen, Werner. Wir sind ja unter uns: Finger weg vom organisierten Verbrechen. Nix tutti la familia . Hat der Siziliano mir eingebleut. Das ist Punkt eins. Punkt zwei: Ich hau nur alte Leute weg. Alt im Sinne von über fünfundsechzig. Junge Leute – nee, da hätte ich das Gefühl, ich nehme denen was weg.
    Also: Der Kunde darf nicht jünger sein als fünfundsechzig. Und auf der anderen Seite: So Komaleute im Krankenhaus oder Krebs im Endstadium – so was geht auch nicht. Da bleibe ich hart. Mit dem lieben Gott soll man keine Deals machen, you know?
    Und Punkt drei: Der Auftraggeber muss dabei sein, wenn ich es erledige. Beim Mord. Genau! Nicht dass so ein Depp einfach denkt, dasser mich bloß mal anrufen muss und zack!, schon mach ich die Drecksarbeit. Nee, nee, nicht mit mir! Ich will den Kunden an meiner Seite haben. Erstens liefere ich saubere Arbeit ab – da kann man ruhig bei zugucken. Kein Thema. Außerdem isses auch schon vorgekommen, dass der Kunde plötzlich den Schwanz einzieht, weil’s da ’ne Versöhnung gegeben hat oder weil ihm die Muffe geht oder was weiß ich. Alles schon da gewesen. Und jetzt stell dir vor, der will den Job abblasen und kann mich nicht erreichen. Weil ich mein Handy immer ausmache, wenn ich einen Job erledige. Was soll er da also machen? Mir sein Storno auf die Mailbox quatschen, während ich da vor Ort schon zugange bin? Geht ja wohl gar nicht.
    Siehst du, Werner, das ist eigentlich schon alles.
    Die Kohle? Ja, Kohle nehm ich natürlich auch dafür.
    Pauschal zehntausend, plus Spesen. Vorkasse. Bar auf die Hand. Kleine Scheine, nichts über Zwanziger. Sonst läuft da gar nichts.
    Wieso hast du’s plötzlich eilig? Komm, die paar Minuten hast du noch, bevor deine Martha kommt und dich abholt. Ist doch schön, wenn man sich mal richtig ausquatschen kann. Du hast ja nicht alle Tage einen Könner aus der Branche am Tisch, nicht wahr?
    Ich? … bin Spezialist für stumpfes Trauma. Das hat sich für die Altersklasse, die ich bediene, total bewährt. So ein Schädel hält ja auch nicht ewig und im Alter fängt die Birne ganz schön an zu bröseln. Das merkste sicher auch bei dir schon, was Alter? Nichts für ungut. Kleiner Scherz.
    Normalerweise arbeite ich mit einem kurzen Baseballschläger. Oder wenn es die Situation erfordert, nehm ich auch schon mal eine leere Colaflasche. Die kleinen Viertelliterdinger aus Glas. Die halten mächtig was aus. Hab ich mal innem Kinofilm gesehen, da fällt eine Colaflasche aus einem Flugzeug. Peng! Mitten in die Savanne oder so … spielte in Afrika. Den Rest hab ich vergessen, aber was ich nicht vergessen hab: Die Flasche, also, die fällt aus dem Flugzeug und ist nicht kaputt!
    Ja, da guckste, was? Die sind unkaputtbar.
    Manchmal hat die Kundschaft auch Sonderwünsche. Ich meine, bitte sehr, wenn das machbar ist, why not … Golfschläger oder so geht noch. Aber Kettensäge, Wagenheber, Schusswaffen und so Kram, nee. Manche wollen auch, dass ich das Zielobjekt mit dem Auto umniete! Das ist auch so ein No-go, das ist total nicht sicher, und wenn ich nicht aufpasse, hab ich auf einmal den Airbag inner Fresse und ’ne Schrottkarre am Hals. Nee, nee.
    Ideal ist eigentlich so ’n Überfall. In der Öffentlichkeit, am helllichten Tage. Wenn der Auftraggeber danebensteht, sieht’s sogar aus, als hätte der bei der spontanen Tat eines Irren auch mit draufgehen können. Da kann der sogar bei den Bullen seine Aussage machen mit allem Pipapo, da fällt kein Verdacht auf den.
    Genial, oder?
    Bei dem Dittmann vorhin hat das super geklappt. Der hat auffer Aktionsfläche am Eingang die Nikolausshow für die Blagen abgezogen mit »Ho, ho, ho« und »Warsse denn auch brav?« und »Komma bei mich auffen Schoß, kleine Petra!«. Hat alles so gemacht wie schon die Tage vorher immer und plötzlich ist der rückwärts vom Stuhl gefallen, einfach so, direkt mit dem Kopf auf diesen fiesen gusseisernen Weihnachtsbaumständer. Und nach was sieht das aus, Werner?
    Rischtisch! Unfall.
    Kann meine Oma bezeugen. Die stand direkt daneben. Und ich aber auch. Kannste die Gerti aus dem Friseursalon fragen. Ich hatte mit der grad vorher noch ’ne Cola gezischt, hatte ich mir im Kaufland besorgt, also für mich ’ne Cola und für die Gerti ein Piccolöchen. Und meine Oma hat beim Dittmann gestanden und es sich nicht nehmen lassen, ihm noch mal ordentlich Bescheid zu stoßen wegen dem Maschendrahtzaun.
    Und bums,

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