Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
wohl.«
    »Woher weißt du das?«
    »Nun – einmal sieht sie so aus und zum anderen: Die Juwelen, die sie trägt, vermag sie sich von ihrem Verdienst gewiß nicht zu kaufen. Übrigens, was sollte sie wohl hier zu suchen haben, wenn sie – nicht wäre, was du meinst?« Oliver dachte: Sie ist wunderbar. Er hatte nie eine so glückliche Zeit erlebt. Garnet ahnte wohl, daß ihr Wesen ihn häufig amüsierte, aber das verdroß sie nicht. Sie fand das Leben aufregend neu.
    »Oliver«, flüsterte sie, »sag mir doch etwas mehr darüber. Sage mir doch: was dachtest du, als du sie vorhin zum ersten Male auftreten sahst?«
    Er lächelte, nahm einen Stift aus der Tasche und riß einen Streifen Papier vom Programm ab. Er zwinkerte ihr neckend zu, während er ein paar Worte auf den Papierfetzen kritzelte und ihn ihr dann über den Tisch hinweg zuschob. Garnet las: ›Erstklassige Dirne‹.
    Sie nickte gedankenvoll und zerknüllte das Papier; in ihr war ein Gefühl der Unsicherheit. Sie wußte nicht genau, was sie erwartet hatte, aber ganz gewiß war sie nicht darauf vorbereitet gewesen, eine so einmalig reizvolle Person zu sehen, die eine Dirne war. Sie sah auf ihr Programm und sagte: »Juliette la Tour – der Name klingt französisch. Es gibt sicher nicht viele so blonde Französinnen.«
    »Ich nehme nicht an, daß sie Französin ist«, versetzte Oliver. »Nahezu alle Sänger und Schauspieler dieser Art führen sogenannte Künstlernamen. Wahrscheinlich heißt unsere Blonde hier dort, wo sie herkommt, Bessie Jones.«
    »O bitte, sei nicht so entsetzlich prosaisch«, sagte Garnet. »Der Name klingt jedenfalls hübsch.«
    In der weiteren Programmfolge kam nunmehr ein männliches Quartett zum Gehör; ihm folgte ein Akrobatentrupp, und dann erschien abermals Juliette. Sie war jetzt noch herausfordernder als beim ersten Auftritt gekleidet, und zwar trug sie ein Prinzeßkleid aus blauem Samt mit einer goldenen Kette um den Hals und goldenen Armbändern. Sie war diesmal von mehreren Männern begleitet, und bot zusammen mit ihnen ein musikalisches Zwiegespräch; das begann mit den Worten:
    »Was erwarten Sie von einem Mädchen,
Das so aussieht, wie ich – ?«
    ***
    In der Pause fragte Oliver Garnet, ob sie noch mehr Champagner trinken möchte. Sie schüttelte den Kopf; sie war viel zu aufgeregt, um noch irgend etwas zu wünschen.
    Der blonde Star erschien, als der Vorhang sich wieder öffnete, mit seinem hellen Lachen und seinem unwiderstehlichen Charme. Es wurden noch verschiedene Attraktionen geboten, aber zwischendurch zeigte sich Juliette immer wieder in einer ganzen Serie atemberaubend aufregender Gewänder. Zum Schluß führte sie den Abend mit einer Darbietung seinem Höhepunkt zu, die auf dem Programm kurz und schlicht als Tanzakt angekündigt war.
    Sie trug ein Kleid aus schwarzem Schleierstoff über einem roten Untergewand und lange schwarze Spitzenhandschuhe. Die Musik setzte langsam ein, und Juliette brauchte einige Zeit, um den Zuschauern in wohldurchdachten rhythmischen Bewegungen ihre roten Gazegewänder zu enthüllen.
    Allmählich gewann die Musik an Schwung und Schnelligkeit; in ihrem Rhythmus begann die Frau auf der Bühne Arme und Hüften kreisend zu bewegen. Zunächst war es nur ein langsames und verführerisches Drehen, das ihre Röcke zum Flattern brachte. Dann begann mit dem steigenden Tempo der Musik der ganze Körper zu schwingen und über die Bühne zu wirbeln. Die Röcke hoben sich und enthüllten die Pracht langer, schlanker Beine, die in schwarzen Florstrümpfen steckten. Schneller und schneller bewegte sie sich, die roten Röcke hoben sich bis zu den Schultern, hoben und senkten sich mit der Bewegung und umschwangen sie wie wogende Schleierwolken. Nach und nach enthüllte sich den Zuschauern der Körper der Tanzenden; das Mieder bestand nur noch aus zwei Halbkreisen aus schwarzer Spitze, die ihre Brüste betonten, ebenso wie die schwarzen Spitzenhandschuhe und die langen schwarzen Seidenflorstrümpfe nur dazu da schienen, Arme und Beine zur Geltung zu bringen. Wogen der Erregung schienen den in den Rhythmen des atemberaubenden Tanzes dahingleitenden Körper der Frau zu durchfluten; die roten Duftwolken wogten auf und nieder; sie gaben immer nur Ausschnitte frei und keinen Körperteil länger als einen winzigen Augenblick; alles, was sich den Blicken der Zuschauer bot, war nur ein loses Versprechen.
    Das Ganze war eine großartige und erregende Darbietung. Der Saal begann schon zu toben, bevor der Tanz

Weitere Kostenlose Bücher