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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sich nicht im Zimmer, die beiden Frauen und die Angetrunkenen waren allein im Raum. Das Seitentischchen, an dem die Künstlerin saß, befand sich im Rücken der Männer, deshalb sahen sie sie zunächst nicht, aber Garnet, die unmittelbar vor ihnen saß, sahen sie sogleich. Sie schwankten auf sie zu. »Hallo, Darling!« grölte der eine und breitete die Arme aus.
    Garnet sprang erschrocken auf. Aber bevor sie noch ihren Stuhl ganz zurückstoßen und zur Hallentür springen konnte, waren sie schon bei ihr. Der eine ergriff sie an beiden Handgelenken und grinste ihr in das Gesicht. »Guten Abend, Süße!« rief er, »was machst du denn hier so allein?«
    »So allein, ganz allein!« lallte der andere. »Schlimm, schlimm, mein Täubchen! Aber ich werd’ auf dich aufpassen.«
    »Ich bin nicht allein hier«, schrie Garnet und versuchte ihre Hände zu befreien. »Ich warte auf meinen Mann.«
    Die beiden Angetrunkenen waren weit entfernt davon, etwas zu verstehen. Um nicht etwa zu kurz zu kommen, hatte sich jetzt auch der zweite Mann einer ihrer Hände bemächtigt. Beide ließen sich rechts und links von ihr nieder und redeten, sie unausgesetzt festhaltend, auf sie ein. Garnet sah sich mit hilflosen Blicken um. Wenn doch Oliver käme! dachte sie. Aber er kam noch nicht, und die Tür zur Hotelhalle war zu. Sie versuchte abermals, ihre Hände loszumachen, aber es gelang ihr nicht. Sie starrte angewidert in die Gesichter der Männer, die, schalen Whiskyatem verströmend, noch immer auf sie einsprachen.
    »Na, na, na«, begütigte einer der Kerle, »wirst doch nicht weglaufen, Puppe! Wirst uns doch nicht einfach weglaufen wollen. Sei lieb, Darling, wir tun dir ja nichts. Kaufen dir einen Drink.«
    »Lassen Sie mich los!« schrie Garnet, warf mit einer wilden Bewegung den Kopf zurück und – sah in das Gesicht der blonden Künstlerin, die in ihrem Schottenkleid hinter den Männern auftauchte. Sie stand zwischen ihnen, legte jetzt beiden einen Arm um die Schultern und beugte sich zwischen ihnen vor.
    »Ich würde sie in Ruhe lassen, Boys«, flüsterte sie ihnen zu; »ehrlich, ich würd’ sie in Ruhe lassen.«
    Sie fuhren mit den Köpfen herum. »Wer will hier was von uns?« grölte der eine und – sah in ein lachendes Gesicht unter seidigem Blondhaar. Überrascht ließ er Garnets Hand los. Die Künstlerin lachte silbern auf, schlüpfte an den beiden Männern vorbei und lehnte sich Garnet gegenüber an den Tisch.
    »Ich sag’ es nicht gerne, Boys«, lachte sie, »aber es ist wahr: Ihr spielt mit dem Feuer.« Sie beugte sich näher zu den Kerlen herab und flüsterte, als spräche sie zu guten Freunden: »Im Vertrauen: Ihr Mann ist ein Dampfbootführer und läuft ständig mit einer geladenen Pistole an jeder Hüfte herum. Er war eben noch hier, ist nur mal rausgegangen und kann jeden Augenblick wiederkommen. Ich sah heute nachmittag zufällig, wie er hier vor dem Hotel einem Burschen die Kinnladen auseinanderschlug.«
    Die beiden Männer betrachteten die Flüsternde mit Interesse. Sie hatten Garnet mittlerweile beide losgelassen. »Wo habe ich dich denn schon gesehen, du blonde Katze?« fragte der eine.
    Die Künstlerin lachte, ließ ihre Röcke fliegen und setzte sich mit einem Schwung auf den Tisch; dabei berührte sie Garnets Buch und schob es etwas beiseite. Sie sah Garnet gar nicht an; ihre ganze Aufmerksamkeit galt den beiden angetrunkenen Männern. »Natürlich habt ihr mich schon gesehen«, lachte sie, »könnt ihr euch gar nicht erinnern? Denkt doch mal nach.« Sie lehnte sich seitwärts zurück, stützte sich mit einer Hand auf die Tischplatte und schlug langsam ein Bein über das andere, so daß ein paar Zoll ihres schwarzen Seidenstrumpfes unter dem Rock sichtbar wurden.
    »Was machst du allein hier?« fragte der andere Mann. Offenbar vermochte sein benebeltes Hirn sich eine andere Begrüßung nicht auszudenken.
    »Oh, ich hab’ mir die Augen nach einem Mann ausgeguckt, der mir Gesellschaft leisten könnte«, versetzte die Blonde, »ich sehe nur nicht ein, warum ich mit Herren fürlieb nehmen soll, die ein so schlechtes Gedächtnis haben.«
    Der Kerl starrte sie an. »Ha!« rief er plötzlich und schlug sich aufs Knie, »ha, ich weiß!« Er lachte, als wolle er sich selbst zu der Leistung seines Gedächtnisses beglückwünschen. »Unten im ›Blumengarten‹«, grölte er. Dann begann er zu singen: die Melodie klappte nicht ganz, aber ein paar Verse des Chansons hatte er behalten. Er grölte:
    »Ach, ich glaubte und

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