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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Hause nie kaufen würden.
    Von einem offenstehenden Fenster kam ein Windzug herüber; er erfaßte ihre Röcke und wirbelte sie um die Schrankecke. Sie tat einen Schritt auf den Schrank zu, um ihr Kleid zu lösen, ohne es zu beschädigen. Als sie sich wieder aufrichtete, fuhr sie mit einem leisen Ruf der Überraschung zusammen. Sie sah in eine dunkle Spalte zwischen dem Schrank und der Wand. Tief in dieser Spalte hockte zusammengekauert die blonde Frau aus dem ›Blumengarten‹, die sich in der vergangenen Nacht als Florinda Grove vorgestellt hatte.
    Florinda saß vorgebeugt, als lausche sie. Die Stimmen der beiden Männer waren vom Treppenhaus her noch vernehmbar; zu verstehen war nichts. Garnet sah über die Schulter zur Treppe zurück und blickte dann in die Spalte. Florinda hatte sich nicht gerührt; sie mußte Garnet gesehen haben, aber sie gab es nicht zu erkennen. Garnet sah, daß sie ein sehr elegantes grüngestreiftes Taftkleid trug, ein Cape aus Marderpelz und einen Hut mit grünen Bändern. In dem Halbdunkel der Nische schimmerten Juwelen. Garnet mußte angesichts dieser Pracht unwillkürlich an sich selber heruntersehen. Sie trug ein schlichtes marineblaues Seidenkleid mit weißem Kragen und Manschetten. Sie fragte sich, ob Florinda etwa beabsichtigt habe, in dieser herausfordernden Aufmachung auf die Straße zu gehen. Aber dann sah sie Florindas Gesicht und vergaß ihre Kleidung.
    Ihre Augen hatten sich an das Dämmerlicht in der Nische gewöhnt. Sie sah: Florinda war kalkweiß; ihre erstarrten Züge glichen einer Gipsmaske. Ihre Augen schienen auf eine sonderbare Weise leer, wie versteinert; sie machte den Eindruck einer Frau, der Schreck und Angst den Verstand verwirrt hatten. Die Worte des Mannes mit dem feisten Gesicht fielen ihr ein: »…hat das Hotel bestimmt nicht verlassen. Ich will beschwören, daß das Frauenzimmer sich noch…«
    Blitzschnell durchschoß es sie: Sie haben über Florinda gesprochen. Sie hat sich vor ihnen verborgen. Sie konnte sich nicht denken, warum sie sie suchten, aber zweifellos fühlte sich Florinda bedroht; Angst und Schrecken in ihrem Gesicht zeigten es deutlich genug. Garnets Gedanken liefen schnell. Ihr Zimmer war keine zwanzig Schritte entfernt. Niemand würde die Gesuchte bei ihr vermuten.
    Sie nahm kurzentschlossen ihre Röcke zusammen, um durch ihr Geraschel kein unnötiges Geräusch zu verursachen, und zwängte sich in die Nische hinein. »Kommen Sie«, stieß sie heraus, »kommen Sie schnell!« Sie atmete schwer und gepreßt.
    Florinda maß sie mit einem kalten, unpersönlichen Blick; ihre Augen flimmerten. »Was wollen Sie?« zischte sie.
    »Kommen Sie doch – schnell – in mein Zimmer!« flüsterte Garnet.
    »In Ihr Zimmer?« Florindas Augen glitten unruhig über sie hin. Von der Treppe her näherten sich Schritte. Florindas Hand klammerte sich um Garnets Handgelenk. Ein Negermädchen ging an der Nische vorbei, sie trug Besen und Staubtuch. Sie klopfte an eine Tür in der Nähe und verschwand, wie Garnet aufatmend sah, gleich darauf im Zimmer, vermutlich, um es zu reinigen. »Nun kommen Sie doch schon«, rief Garnet erregt. »Es kann jeden Augenblick jemand kommen und Sie geradeso hier in der Nische sehen, wie ich Sie gesehen habe.«
    Florinda schüttelte langsam den Kopf. »Das geht doch nicht«, flüsterte sie, »was denken Sie denn!«
    »Kennen Sie mich denn nicht mehr?« fragte Garnet.
    »Natürlich kenne ich Sie. Ich habe ja diese Nacht mit Ihnen gesprochen.«
    »Ja. Und nun sind Sie in Schwierigkeiten, und ich möchte Ihnen helfen. Da waren zwei Männer, die mich belästigten. Sie haben mich vor ihnen beschützt. Jetzt sind hier zwei andere Männer, die Sie belästigen, und ich will Sie beschützen. Kommen Sie mit in mein Zimmer; niemand wird Sie dort suchen.«
    Florindas blaue Augen weiteten sich. »Hölle und Teufel!« flüsterte sie.
    Garnet zuckte, da sie den Fluch hörte, unwillkürlich zusammen, aber sie sagte sich, daß jetzt keine Zeit für Sentiments sei. Deshalb flüsterte sie nur mit mühsam verhaltener Erregung: »Mein Zimmer ist schräg gegenüber; es sind ein paar Sprünge. Ich werde mich an die Tür stellen und aufpassen. Kommen Sie schnell.« Und ohne ein weiteres Argument abzuwarten, huschte sie aus der Nische heraus, sprang über den Flur und schloß die Tür ihres Schlafzimmers auf. Gott sei Dank! dachte sie; sie haben schon Ordnung gemacht, während wir frühstückten. Wir brauchen also nicht zu befürchten, daß jemand

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