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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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kommt.
    Florinda kam jetzt vorsichtig hinter dem Schrank hervor. Sie sah sich hastig nach beiden Seiten um; der Flur war leer. Sie nahm ihre Röcke hoch und sprang wie ein erschrockenes Kaninchen über den Gang. Garnet zog sie ins Zimmer hinein, sprang hinterher und verschloß die Tür.
    »So«, sagte sie aufatmend, »jetzt sind Sie sicher. Sie können in Ruhe abwarten, bis die Kerle fort sind.«
    Florinda fiel in einen Sessel. Ihre Augen irrten durch den Raum, als fürchte sie, daß sich irgendwo jemand verborgen halte und sie beobachte. Schließlich lehnte sie sich seufzend zurück, schloß die Augen und atmete tief. Allmählich bekam ihr Gesicht wieder Farbe. Garnet wartete stumm und ließ ihr Zeit, sich zu fassen. Nach einigen Minuten öffnete Florinda die Augen und sah Garnet mit einem dankbaren Lächeln an. »Sie sind ein Engel«, sagte sie; »es ist die nackte, uneingeschränkte Wahrheit: Sie sind ein Engel!«
    Garnet kam sich gar nicht engelhaft vor. Das jäh vor ihr auftauchende Abenteuer, dessen Hintergründe sie nicht ahnte, hatte sie ziemlich erschreckt. In ihr fragte eine ratlose Stimme: Wohin gerate ich? Aber sie lächelte die eigene Unsicherheit nieder. »Was kann ich für Sie tun, damit Sie sich besser fühlen?« sagte sie.
    Florinda strich sich mit der Hand über die Lippen. Ihre Hände steckten in grünen Lederhandschuhen, die zur Farbe ihres Kleides paßten. Ein schwaches Lächeln überflog ihr Gesicht; sie flüsterte: »Könnte ich vielleicht ein Glas Wasser haben? Mein Mund ist ganz ausgetrocknet.«
    »Aber ja, natürlich.« Garnet ging zum Waschtisch, füllte ein Glas mit Wasser und brachte es ihr. »Würden Sie nicht lieber ein Glas Wein trinken?« fragte sie aufmunternd.
    Die andere schüttelte den Kopf: »Nein, Darling. Ich habe meine fünf Sinne noch nicht ganz wieder beisammen und möchte sie nicht schon wieder verwirren.«
    Garnet holte ihr Riechsalz und ein Flakon mit Lavendelwasser von der Kommode. »Nehmen Sie Ihren Hut ab«, sagte sie, »ich werde Ihnen die Stirn einreiben.«
    »Sie unterschätzen mich, Liebe«, lächelte Florinda, »ich gehöre nicht eben zu der schwächsten Sorte Frauen.« Aber sie nahm gleichwohl den Hut ab und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück, während sie das Riechsalz einatmete und Garnet ihr die Schläfen mit Lavendelwasser einrieb. Florinda trug ihr weißblondes Haar in der Mitte gescheitelt und nach hinten zurückgenommen, so daß man die Spitzen der Ohrläppchen sehen konnte. In diesen Ohrläppchen funkelten zwei wundervolle viereckig geschnittene Smaragde. Garnet ließ, da sie sie erblickte, einen Schrei des Entzückens hören. »Was für wundervolle Ohrringe!« rief sie.
    »Ja. Reizend, nicht?« lächelte Florinda. »Ich bekam sie von einem Herrn, der sich Geschenke dieser Art leisten konnte.« Sie öffnete ihre blauen Augen und sah Garnet an. »Oh, das Lavendel tut gut«, sagte sie. »Sie sind ein süßes Geschöpf, Mrs. Hale.«
    Mrs. Hale wurde noch eine Spur röter. »Ich heiße Garnet«, sagte sie. »Wollen Sie mich nicht so nennen?«
    »Wenn Sie es erlauben, gern.«
    Garnet verstöpselte das Flakon. Florinda stand auf, ging zum Fenster und sah auf die Straße hinaus; sie stellte sich dabei so, daß sie durch die Vorhänge abgedeckt wurde. Ein Weilchen stand sie so, dann kam sie zurück. »Hören Sie, Garnet«, sagte sie mit sehr ernster Stimme, »ich möchte Ihnen keine Ungelegenheiten machen.«
    »Das werden Sie auch nicht«, entgegnete Garnet. »Dies ist mein Zimmer und das meines Mannes. Ich kenne unsere Rechte sehr genau. Niemand darf uneingeladen ein Privatzimmer betreten. Sie können deshalb völlig ungestört hierbleiben, bis diese Männer fort sind.«
    »Sie werden aber nicht weggehen, mein Herz«, sagte Florinda. Sie nahm ihr Pelzcape ab und hängte es sich über den Arm. »Übrigens steht unten neben dem Hoteleingang noch ein dritter. Der wartet zweifellos auch darauf, daß ich herauskommen möchte.«
    »Nun, er kann schließlich nicht ewig dort stehen bleiben«, versetzte Garnet. »Wir haben nebenan noch ein Wohnzimmer, und wenn Sie die Nacht bei uns bleiben wollen, können Sie gern dort auf dem Sofa schlafen. In jedem Fall müssen Sie zunächst hierbleiben.«
    Florinda seufzte. »Guter Gott! Ich wollte zur Probe.« Sie sah kurz auf eine kleine juwelenbesetzte Uhr, die sie an einer Kette um den Hals trug. »Sie werden sich wundern, was mit mir los ist.«
    »Sie werden die Probe eben ohne Sie durchführen«, sagte Garnet, die sich

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