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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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fand mich so selten bereit;
Darum hol’ ich jetzt nach die verschwendete Zeit.«
    »Na, das ist schon besser«, lachte die Blonde. Der zweite Mann, der offenbar darauf hinweisen wollte, daß er auch noch da sei, begann die Melodie zu pfeifen. »Nett«, sagte die Blonde, »großartig, Boys. Freue mich mächtig, ein paar nette Freunde gefunden zu haben, noch dazu so unerwartet, und wo ich mich gerade so einsam fühle. Wie wär’s, wenn wir zusammen einen Drink nähmen? Was meint ihr?«
    Sie fanden den Vorschlag großartig und begannen nun, wie Wasserfälle durcheinander zu sprudeln. Garnet saß zusammengehockt auf ihrem Stuhl und starrte auf die Szene. Sie hatte sich wieder gefangen, der Schreck war verflogen. Ihre Augen folgten den Bewegungen der Frau und der beiden Betrunkenen; sie hörte das Geschwätz, sah die verführerischen Gesten und Blicke der Varietésängerin. Alle Vorstellungen in ihrem Kopf schossen in dem einen Gedanken zusammen: So also ist das. So machen sie es! Sie war so fasziniert, daß es ihr fast leid tat, als die Blonde sagte: »Die Bar in diesem Hotel ist schon zu; wir bekommen hier nichts mehr; aber ein paar hundert Meter weiter gibt es unten in der Straße ein nettes Lokal: Tonys Kneipe. Da kriegen wir alles, was wir wollen.«
    »Auf zu Tony! Auf der Stelle zu Tony!« grölten die Männer und veranstalteten einen Heidenlärm, um ihren Entschluß zu bekräftigen. Keiner von den dreien schenkte Garnet auch nur noch die geringste Aufmerksamkeit. Die Männer erhoben sich schwerfällig; sie Sängerin stützte den wackligsten der beiden unter dem Ellbogen. Sie ergriff im Vorbeigehen ihren Schal, und alle drei gingen durch die Tür auf die Straße hinaus.
    Garnet starrte ihnen nach. Sie hatte das Gefühl, sie müsse jetzt nach Oliver sehen. Aber die Künstlerin hatte ihren Hut zurückgelassen; sie mußte also die Absicht gehabt haben, wiederzukommen! Und Garnet wollte ihr gerne danken. Wie nett es von ihr war, ihr in ihrer Bedrängnis zu Hilfe zu kommen! Sie wußte nicht recht, wie sie diese besondere Art der Hilfeleistung bezeichnen sollte, aber jedenfalls hatte die Frau sich sehr freundschaftlich benommen. Der Negerkellner erschien. Er trug eine Platte, auf der rohe Austern um ein Schälchen mit geriebenem Meerrettich arrangiert waren. Er sah sich nach seinem Gast um, erblickte den Hut und stellte die Platte auf den Tisch. Einen Augenblick später ging die Straßentür auf und die Künstlerin erschien. Sie war allein. Sie schloß die Tür und schob den Riegel vor; dann kam sie zu Garnet heran.
    »In Ordnung, meine Liebe«, sagte sie mit einem fröhlichen Lächeln; »die Kerle werden Sie nicht mehr belästigen.«
    Sie wollte mit einem Kopfnicken zu ihrem eigenen Tisch gehen, als Garnet aufsprang. »Bitte«, rief sie, »warten Sie eine Minute. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, aber glauben Sie mir: ich bin Ihnen sehr, sehr dankbar.« Sie zögerte einen Augenblick, warf der anderen einen verwirrten Blick zu und fuhr fort: »Ich war sehr hilflos; ich wußte nicht, was ich tun sollte.«
    »Das sah ich, meine Liebe«, lächelte die Blonde. »Die Sache ist völlig in Ordnung.«
    Garnet suchte nach Worten. Sie wollte nicht noch eine Bemerkung über die Sache selbst machen. Sie dachte: Ich wußte mir nicht zu helfen, aber sie wußte genau, was sie tun mußte, um mir zu helfen. Ihr Gesicht rötete sich in der Verlegenheit noch tiefer. Die Blonde schlug ihr leicht auf den Arm. »Es ist wirklich alles in Ordnung«, sagte sie. »Ich habe die Tür verriegelt. Sie können nicht zurückkommen. Machen Sie sich also keinerlei Sorgen mehr.«
    »Ich mache mir keine Sorgen«, sagte Garnet. »Ich bin nur froh, daß Sie wieder da sind.«
    »Wieso? Ich wohne in diesem Hotel. Ich esse jeden Abend hier nach der Vorstellung.«
    »Aber wie sind Sie die Männer losgeworden?«
    »Oh, das war einfach. Ich habe sie in Tonys Kneipe verloren. Ich sagte, ich wolle mir etwas zu trinken aussuchen. Die Getränke des Barkeepers schmeckten mir nicht.« Sie zuckte lachend die Achseln. »Nun, und dann war ich fort. Ende des Aktes.«
    Sie hatte eine helle, unbeschwerte Stimme und ein gerades, offenes Lächeln im Gesicht. Auch Garnet lächelte sie an, sehr viel schüchterner freilich. Sie sah: Die Künstlerin verlor in der Nähe nichts von ihrer reizvollen Schönheit. Sie hatte klassische Züge und eine glatte, zarte Haut. Ihre Augen waren wirklich so groß wie Zehncentstücke.
    »Bitte, gehen Sie noch nicht«, rief Garnet. Sie

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