Kalis Schlangengrube
es.
Peter Brandon wußte nicht, was er machen sollte. Er überlegte, während sich vor seinen Füßen die beiden Hälften bewegten und wie unter Strom zuckten.
Noch einmal schellte es.
Wer konnte das sein? Indem er so dachte, hatte er sich innerlich bereits darauf eingestellt, die Tür zu öffnen. Er wollte sehen, wer draußen stand. Vielleicht war es wichtig. Die beiden Schlangenkörper konnte er später noch wegwerfen, er brauchte den Besuch schließlich nicht in die Küche zu führen.
Peter drehte sich um, verließ den Raum und rief noch in der Diele: »Ich komme schon, einen Augenblick bitte!« Wenig später öffnete er.
Vor ihm stand eine blondhaarige Frau, und er prallte überrascht zurück. Die Frau war hübsch. Verdammt hübsch sogar. Sie hatte langes blondes Haar, und ihr Lächeln wirkte auf ihn.
»Guten Tag, Mr. Brandon«, sagte die Unbekannte.
Automatisch erwiderte Peter den Gruß. Dann sagte er: »Was kann ich für Sie tun? Ich kenne Sie nicht. Wer sind Sie?«
»Entschuldigen Sie, daß ich mich nicht vorgestellt habe, aber mein Name ist Jane Collins…«
***
Es gibt Autofahrten, auf die man sich regelrecht freut. So erging es mir an diesem Tag, als ich nicht zum Yard Building fuhr, sondern in meinen Wagen stieg, um in Richtung Flughafen zu gondeln. Ich wollte dort einen alten Bekannten und guten Freund abholen. Er hatte aus Indien angerufen und seine Ankunftszeit mitgeteilt.
Stammleser haben sicherlich erraten, um welchen Bekannten es sich hierbei handelte.
Es war Mandra Korab!
Jawohl, Freunde, ihn mußte ich abholen, denn er hatte seinen Besuch angekündigt.
Allerdings war es kein privater Besuch, denn die Umstände zwangen ihn, nach London zu düsen. Und diese Umstände konnte man mit einem Wort umschreiben.
Kali!
Es war die Todesgöttin, die wieder ihre Fühler ausgestreckt hatte, um Angst und Chaos zu bringen. In Indien hatten wir sie damals gejagt, waren in den Dschungel eingedrungen, hatten ihren Tempel gefunden und sie vernichtet.
Doch nicht die Göttin selbst, sondern nur eine Statue, die ihr zu Ehren aufgebaut worden war und von den Dienern der Göttin sehr verehrt wurde. Mehr wußte ich eigentlich nicht. Mandra Korab hatte etwas von Schlangen erzählt, und es war auch ein weiterer Name gefallen. Wikka!
Und damit konnte ich etwas anfangen. Die Oberhexe war eine besondere Feindin von mir, denn ihr war es gelungen, Jane Collins von meiner Seite zu reißen und sie zu einer Bestie zu machen. In Jane war der Geist des Rippers gefahren, hatte von ihrer Seele Besitz ergriffen, und so war sie zu einer leichten Beute für Wikka geworden.
Nun diente sie ihr.
Jane tat alles, was Wikka von ihr verlangte. Sie tötete sogar, was mich völlig aus der Bahn geworfen und mir einen Schock versetzt hatte. Meine langjährige Freundin stand jetzt nicht mehr auf meiner Seite, sondern kämpfte für Wikka.
Kali - Wikka - Jane Collins!
Eine Konstellation, die mich erschaudern ließ. Diese drei Namen konnten das Grauen bringen.
Ich startete den Wagen, fuhr aus der Tiefgarage und hatte Mühe, mich in den fließenden Verkehr einzureihen. An diesem kalten Januartag schien alles unterwegs zu sein, was sich eben auf vier Rädern bewegen konnte. Im Radio hörte ich die Frühnachrichten, die auch nichts Neues brachten. Viele Wagen waren mit einer Eisschicht bedeckt, denn sie hatten im Freien gestanden. Ich konnte zum Glück klar sehen, war sehr froh darüber und sah zu, daß ich auf eine der großen Ausfallstraßen geriet, die mich zum Flughafen brachten.
Suko war im Büro geblieben. Er hielt gewissermaßen dort die Stellung, freute sich jedoch ebenfalls auf Mandra Korab, und ich hatte auch Bill Conolly Bescheid gesagt.
Er wollte schon ein Fest arrangieren, doch soweit war es noch nicht. Wir mußten erst einmal abwarten, welch ein Fall da auf uns lauerte. Es war Montag.
Ein seltsam heller Himmel lag über dem Land. Die Sonne konnte ich nicht sehen, sie war irgendwo verschwunden, aber sie mußte vorhanden sein, sonst hätte es nicht so ein klares Licht gegeben. Ich fuhr in einem normalen Tempo, dachte an nichts Böses und konzentrierte meine Gedanken allein auf Mandra Korab. Wie hätte ich auch ahnen sollen, daß sich mein silbergrauer Bentley in eine Todesfalle verwandelt hatte, die noch vor dem Erreichen des Flughafens zuschnappen sollte…
***
»Jane Collins?«
»Ja, Mr. Brandon, so heiße ich.«
Peter schüttelte den Kopf. Er schaute die modisch gekleidete Frau an und verstand nicht. Seine
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