Kalix - Die Werwölfin von London
du kommst so spät nach Hause. Hast du den ganzen Tag lang gearbeitet, oder warst du vielleicht bei einer weiteren Verabredung mit einem passenden jungen Mann?«
»Keine Verabredung. Keine Arbeit.«
Thrix ließ sich auf das Sofa plumpsen und berichtete der Feuerkönigin von den neuesten Ereignissen. Malveria nickte verständnisvoll. Sie wusste, dass Thrix alles scheußlich fand.
»Und zu Recht. Du müsstest dich mit dem viel wichtigeren Entwerfen von Kleidern beschäftigen. Etwas Wein?«
Malveria nickte in Richtung Flasche, die sanft durch die Luft glitt und Wein in ein Glas einschenkte, das Malveria dann bis zu Thrix schweben ließ. Thrix nahm das Glas dankbar an.
»Oder vielleicht etwas Stärkeres?«, schlug Malveria vor und ließ eine Flasche MacRinnalch-Whisky ein paar Zentimeter vom Regal neben sich hochschweben.
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Thrix schüttelte den Kopf.
»Noch nicht, ich muss die ganze Nacht wach bleiben und arbeiten.«
»Machst du mir schöne Outfits für die Geburtstagsfeier der Hexe Livia?«, fragte Malveria aufgeregt. Leicht abgekämpft nickte die Zauberin.
»Wunderbar«, sagte Malveria. »Aber jetzt hätte ich es beinahe vergessen. Ich bin auf die große Hure Prinzessin Kabachetka gestoßen, als ich im Büro von Zatek dem Heimtückischen spioniert habe.«
»Wirklich? Was hast du herausgefunden?«
»Ihre Haare sind zweifellos gefärbt. Das habe ich schon lange vermutet, obwohl sie es schlichtweg leugnet. Aber an den Wurzeln war es ganz ungleichmäßig, bestimmt, weil die Prinzessin zu geizig ist, die besten Friseure zu bezahlen.
Aber das ist typisch für die Prinzessin, sie ist durch und durch billig.«
Malveria runzelte die Stirn.
»Diese Prinzessin würde ich nur zu gerne umbringen. Kannst du dir vorstellen, dass sie so unverfroren war zu behaupten, ich sei üppig proportioniert? Sie hat mir unterstellt, ich würde mein überschüssiges Gewicht verbergen! Wie absurd.
Machbar ist es natürlich - ich glaube, ihre Mutter, die Kaiserin Asaratanti, hat lange ein paar hundert Pfund hässlichen Fetts in einer anderen Dimension versteckt -, aber solche Methoden hat die außerordentlich schlanke Königin Malveria nicht nötig. Letztes Jahr haben meine Anhänger mir zusätzlich zu meinen vielen anderen Namen den Titel Grazilste aller Königinnen verliehen, ganz ohne mein Zutun. Aber natürlich kann ich die Prinzessin nicht töten«, seufzte Malveria. »Wenn ich es täte, würde es nachher heißen, ich hätte es aus Eifersucht auf ihren überlegenen Modegeschmack getan. Du glaubst gar nicht, meine liebste Thrix, wie grausam es in meiner Dimension zugeht. Für diese Harpyien, die sich um Hexe Livia scharen, ist Klatsch das ganze Leben.«
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Die Zauberin war Malverias Art gewohnt und wartete geduldig, bis die Feuerkönigin auf den Punkt kam.
»Aber ich muss gestehen, dass mir beim Spionieren ein winziger Fehler unterlaufen ist. Als ich die Metze Kabachetka gesehen habe, konnte ich meine Wut nicht verbergen, und wir sind in einen großen Streit geraten, der vielleicht in Gewalt ausgeartet wäre, hätte ich mich nicht gescheut, vor einem Modedesigner gewalttätig zu werden. Wenn man mir meine Plätze in der ersten Reihe bei den Vogue Fashion Awards wegnehmen würde, könnte ich einfach nicht weiterleben.«
»Also hast du nichts herausgefunden?«
Malveria antwortete mit einer ausladenden Geste.
»Also bitte, Zauberin. Du beleidigst mich. Ich habe nicht gesagt, ich hätte nichts herausgefunden. In Zateks Gebäude habe ich eine besondere Form der Zauberei gespürt, einen Zauber, den ich dort nicht erwartet hätte. Er wird das Auge des Asiex genannt, und mit seiner Hilfe kann ein Zauberer sehr weit sehen, selbst durch eine starke magische Barriere.«
»Heißt das, es gibt gar keinen Verräter in meinem Haus? Zatek benutzt nur einen Zauber, um mich auszuspionieren?«
»Ich glaube ja.«
Thrix stürzte ihren Wein herunter und schenkte sich nach.
»Von diesem Auge des Asiex habe ich noch nie gehört.«
»Es ist auch beinahe unbekannt. Tatsächlich hätte ich nicht gedacht, dass Kabachetka Zatek diesen Zauber zur Verfügung stellen kann. Manche Arten der Zauberei lassen sich nur sehr schwer in diese Dimension bringen.«
»Vielleicht hat Krämer MacDoig etwas damit zu tun«, überlegte Thrix. »Er wüsste, wie man das anstellen muss.«
Thrix schürzte die Lippen. Also konnte Zatek Zauberei einsetzen, und Prinzessin Kabachetka war bereit, sich durch den Krämer seltene Zauber für ihn beschaffen zu
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