Kalix - Die Werwölfin von London
an.
Dann ging die Tür auf und Kalix kam herein.
»Hallo«, sagte Moonglow fröhlich. »Jay, das ist Kalix.«
Kalix ging lächelnd auf ihn zu. Leider hatte sie so viel Laudanum geschluckt, dass sie nicht stehen bleiben konnte. Sie stolperte über Jays ausgestreckte Beine, prallte vom Sofa ab und krachte auf den Boden.
»Alles in Ordnung, nichts passiert«, sagte Kalix beherzt und versuchte aufzustehen. Ihre Beine gaben nach und sie fiel wieder hin, dieses Mal auf den Tisch, wo sie das Horoskop zerriss und es mit sich zu Boden zog, zusammen mit zwei Gläsern, einer Flasche Wein und mehreren Tellern. Jay wirkte ziemlich schockiert. In diesem Moment klingelte es an der Tür. Moonglow rief nach Daniel, damit er öffnen ging, aber er hörte in seinem Zimmer Musik und bekam nichts mit.
»Bin gleich wieder da«, sagte Moonglow und lief zur Tür.
Davor standen die Feuerkönigin und die Zauberin, die einander die Arme um die Schultern gelegt hatten.
»Ach ... hallo ...«, sagte Moonglow.
»Wir wollten nur .. «, setzte die Zauberin an, dann stockte sie. Sie sah Malveria an.
»Was wollten wir nochmal hier?«
»Uns nach dem Befinden von Kalix erkundigen.«
»Genau. Wir wollten uns nach dem Befinden von Kalix erkundigen.«
»Es ist gerade wirklich nicht —«, fing Moonglow an, aber die 228
Zauberin und die Feuerkönigin drängten sich schon an ihr vorbei und gingen nach oben. Moonglow roch eine deutliche Whiskyfahne. Als sie zusah, wie die beiden unsicher die Stufen hinaufstiegen, wurde ihr mit leichter Verzweiflung klar, dass die Frauen betrunken waren. Zähneknirschend machte sich Moonglow an die Verfolgung. Der Abend hatte sich unerwartet schlecht entwickelt.
Die Feuerkönigin schnippte auf der Treppe mit den Fingern und schaltete damit das Licht ein.
»Ich habe Besuch«, sagte Moonglow eindringlich. »Bitte nicht zaubern, das ist
...«
Sie unterbrach sich, als sie ins Wohnzimmer kam. Thrix und Malveria sahen verwirrt Kalix an, die in einem Chaos aus Tellern, Besteck und Gläsern ausgebreitet auf dem Boden lag.
»Besser könnt ihr nicht auf sie aufpassen?«, fragte Thrix.
»Hat hier jemand gekämpft?«, fragte die Feuerkönigin.
»Nein, Kalix ist nur . .« Moonglow kam ins Stocken. Sie war nicht sicher, was Kalix war. Betrunken? Zusammengebrochen, weil sie nichts gegessen hatte?
Die Feuerkönigin schnupperte.
»Ah«, sagte sie wissend. »Laudanum.«
»Laudanum?«, fragte Jay, der bislang zu sehr damit beschäftigt gewesen war, sich Essensreste von der Kleidung zu fegen, um auf die Besucher zu achten. »Es gibt gar kein Laudanum mehr.«
»Ach, wirklich?«, fragte die Feuerkönigin, der es gar nicht gefiel, wenn man ihr widersprach. »Was für eine seltsame Bemerkung.«
»Das wird seit hundert Jahren nicht mehr hergestellt, wenn nicht länger«, sagte Jay kundig. »Nicht, seit es Morphium und Heroin gibt.«
»Da irrst du dich«, sagte Malveria.
Daniel hatte mittlerweile etwas von dem Aufruhr mitbekommen und wollte nachsehen, was im Wohnzimmer vor sich ging.
»Daniel!«, rief Malveria. »Wie gut du heute aussiehst! Ganz wie 229
ein junger Mann, den Mädchen attraktiv finden. Du willst doch von Mädchen attraktiv gefunden werden, oder?«
Kalix wollte aufstehen, gab es dann auf und sackte auf das Sofa. Die Feuerkönigin fragte, ob im Toaster vielleicht ein Pop-Tart darauf warte, gegessen zu werden. Thrix entschuldigte sich für die Störung, fragte aber, ob sie eine Tasse Kaffee bekommen könne, weil sie doch recht müde sei. Als Malveria die Fernsehzeitung auf dem Boden bemerkte, fragte sie nach der japanischen Modenschau und musste zu ihrem Erstaunen hören, dass dieses Programm nicht abonniert war.
»Kein Kabelfernsehen? Meine lieben Menschen, wie kommt ihr nur zurecht?«
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Als Sarapen von dem brutalen Uberfall hörte, flog er sofort nach London. Er raste vor Wut, weil Markus seinen Besitz verwüstet und seinen Berater Mirasen getötet hatte. Und dass Markus so einfach in sein Londoner Haus eindringen konnte, machte ihn noch zorniger. Von den vier anwesenden Werwölfen waren jetzt zwei tot, und Decembrius war schwerverwundet. Es war bedauerlich, dass Andris MacAndris nicht im Haus gewesen war. Andris stand Sarapens Haushalt vor und war ein grimmiger Kämpfer, der es an Kraft fast mit dem mächtigen Wallace MacGregor, dem Sohn des Barons, aufnehmen konnte. Wäre Andris dort gewesen, hätte er Sarapen Markus ein für alle Mal vom Hals geschafft, und Verasa hätte Sarapen nicht dafür
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