Kalix - Die Werwölfin von London
nicht.«
»Außerdem würde es seltsam wirken, wenn du dich schneidest, dich auf den Boden übergibst oder uns in einer Angstattacke angreifst.«
»He!«, meinte Kalix. »Das mache ich doch nicht ständig. Ein, zwei Mal vielleicht.« Dann schmollte sie.
»Und bitte nicht schmollen«, sagte Moonglow. »Es wäre zwar nicht ungewöhnlich, wenn jemand hier schmollt. Daniel macht das ständig. Aber ich möchte, dass Jay sich wohl fühlt, wenn er hier ist. Weißt du, ich habe ihn sehr gern.«
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Kalix dachte kurz nach. Das Gefühl, jemanden sehr gern zu haben, konnte sie verstehen. Sie lächelte.
»Ich verspreche, nichts Seltsames zu machen. Ich will nicht, dass dein Freund sich unwohl fühlt.«
»Gut«, sagte Moonglow. »Danke, dass du das verstehst.«
Moonglow ging ins Badezimmer, um sich zu schminken und sich an die langwierige Aufgabe zu machen, ihr Haar in Ordnung zu bringen. Wenig später erschien Daniel im Wohnzimmer, offenbar nicht gerade bester Stimmung.
»Ist es nicht schrecklich, dass Moonglow diesen Typen ständig einlädt?«, fragte er. »Kaum dreht man sich um, macht Jay sich hier schon wieder breit.«
»Er war noch nie hier«, erinnerte ihn Kalix.
»Wirklich nicht? In unserer alten Wohnung war er jedenfalls ständig. Man konnte keinen Schritt tun, ohne über ihn zu stolpern. Es ist total rücksichtslos von Moonglow, ihn einzuladen.«
»Warum?«
»Warum? Da gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Etwa dich. Muss sich eine kranke Werwölfin so etwas gefallen lassen? Ich hätte gedacht, Moonglow wäre rücksichtsvoller, als das Haus mit lästigen Besuchern vollzustopfen.«
Kalix lachte.
»Moonglow hat mich vorher gefragt.«
Daniel war noch nicht überzeugt. Ein durchtriebener Ausdruck schlich sich in seinen Blick.
»Glaubst du, du könntest ihn vergraulen?« »Was? Wie denn?«
»Du weißt schon, dich in eine Werwölfin verwandeln, wenn er hier ist, und ihn anknurren. Nein? Vielleicht wäre das auch etwas übertrieben. Wie wäre es, wenn du eine Angstattacke bekommst und herumläufst und alle angreifst? Du könntest dich noch ein bisschen schneiden, damit es realistischer wirkt. Oder einfach überall hinbrechen, das würde ihm den Besuch verderben.«
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»Auf keinen Fall«, sagte Kalix. »Das mache ich nicht.«
Daniel war enttäuscht. Nachdem er der Werwölfin das Leben gerettet hatte, konnte er doch wohl ein bisschen mehr Entgegenkommen erwarten.
»Und wenn du mit rohem Fleisch hereinkommst und es herunterschlingst? Das würde Jay scheußlich finden.«
Kalix schüttelte den Kopf und ging hinaus, während Daniel allein zurückblieb, um Jays Untergang zu planen. Moonglow wollte gerade einkaufen gehen und fragte Kalix, ob sie etwas wollte.
»Bier oder Whisky oder Cider«, sagte Kalix.
»Du weißt schon, dass du eigentlich noch nicht alt genug bist, um Alkohol zu trinken, oder?«
»Ich hatte als Werwölfin ein sehr schweres Leben«, sagte Kalix.
Moonglow lachte. Ihr war vor kurzem aufgefallen, dass Kalix, wenn sie nicht gerade Angstattacken erlitt oder vor Verfolgern floh, ziemlich witzig sein konnte.
»Darf ich mit deinem Computer ins Internet gehen?«, fragte Kalix.
Moonglow erlaubte es, obwohl ihr nicht ganz wohl dabei war, Kalix mit ihrem neuen MacBook allein zu lassen. »Ich passe auf«, sagte Kalix. Moonglow schaltete ihren Computer ein. »Daniel kann Jay nicht leiden, oder?« »Nein«, gab Moonglow zu. »Warum nicht?«
»Keine Ahnung«, sagte Moonglow, obwohl sie es genau wusste. »Hast du mal mit Daniel geschlafen?«, fragte Kalix. »Nein. Wir haben uns einfach kennengelernt und sind Freunde geworden.« Kalix nickte.
»Meine Mutter hat Gawain gehasst«, sagte sie unerwartet. »Mein Vater auch.
Sie haben ihn aus der Burg verbannt.« Kalix machte ein trauriges Gesicht.
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»Ich dachte, er würde mich holen kommen. Ist er aber nicht.«
Moonglow wusste nicht recht, was sie sagen sollte.
»Vom Werwolfclan verbannt zu werden ist doch sicher eine ernste Angelegenheit. Wäre es für ihn gefährlich, wenn er zurückkommen würde?«
»Ja. Aber ich dachte, er würde es trotzdem tun. Glaubst du, er denkt noch an mich?«
»Natürlich. Wahrscheinlich jeden Tag.«
»Ich glaube nicht, dass er sich noch an mich erinnert«, sagte Kalix.
Mehr hatte Kalix dazu offenbar nicht zu sagen. Damit sie nicht noch weiter in Trübsinn verfiel, suchte Moonglow ihr ein paar Fanseiten über Transvision Vamp und die Runaways heraus. Das brachte Kalix auf andere Gedanken, besonders, als Moonglow
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