Kalix - Die Werwölfin von London
in dem Moment, als der Mond aufging.
Er nahm seine Wolfsgestalt an und überwand den hohen Zaun mit einem Sprung, zu dem kein normaler Mensch fähig gewesen wäre. Vor dem Park rieben sich ein paar Leute die Augen, schüttelten den Kopf und machten sich davon, weil sie nicht glauben wollten, dass gerade eine wolfsähnliche Bestie über den Zaun gesprungen war.
Der Park war bei Einbruch der Dämmerung geschlossen worden, deshalb sah niemand Markus, als er über den Rasen jagte. Jetzt konnte er den Häuserblock sehen, in dem Sarapen wohnte. Markus reckte das Maul hoch und stieß das Kriegsgeheul der Mac-Rinnalch-Werwölfe aus. Er sprang über den Zaun zwischen dem Rasen und den Häusern, dann rannte er durch die Büsche auf Sarapens Tür zu. Schon jetzt konnte er die Werwölfe im Haus riechen. Die Alarmanlage schlug an, als sich der Eindringling näherte. Sekunden später wurde die Hintertür aus den Angeln gerissen, Markus stürmte ins Haus und brüllte, Sarapen solle sich ihm stellen.
Zwei Werwölfe kamen angelaufen, um Markus aufzuhalten. Sie wollten ihn packen, aber Markus war zu stark. Einem Angreifer schlug er die Zähne in den Hals und tötete ihn damit auf der Stelle, den anderen schleuderte er gegen die Wand, dass er ohnmächtig wurde.
»Wo ist Sarapen!«, schrie Markus und rannte den Gang entlang. »Markus!«
Als Markus sich umdrehte, standen ihm Decembrius und Mirasen gegenüber.
»Was soll das bedeuten?«, wollte Mirasen wissen.
»Ich werde Sarapen umbringen!«, brüllte Markus.
Mirasen setzte zu einer Antwort an, aber Markus war zu wütend, um ihn anzuhören. Er stürzte sich auf Sarapens Berater. De 221
cembrius sprang Markus von hinten an, und die drei Werwölfe gingen in einem kämpfenden, knurrenden Haufen zu Boden. Der Kampf war erbittert, aber kurz.
Als er vorüber war, sprang Markus auf. Mirasen war tot, Decembrius kaum noch am Leben. Eine riesige Lache Werwolfblut ergoss sich über die Bodenniesen.
Markus rannte durch das Haus und schrie nach Sarapen. Als er seinen Bruder nicht finden konnte, begann er alles zu zerstören, was ihm in den Weg kam, schleuderte Möbel durch das Zimmer, riss Regale und Bücherschränke um und zerfetzte alles mit seinen Klauen und mächtigen Zähnen. Er ließ nur Zerstörung hinter sich, aber Sarapen konnte er nicht finden. Schließlich sah er ein, dass sein Bruder nicht im Haus war, und lief zurück in den Flur. Decembrius versuchte, sich hochzukämpfen. Markus packte ihn an der Kehle und zerrte ihn auf die Füße.
»Sag Sarapen, ihn bringe ich als Nächsten um!«, knurrte Markus, dann schleuderte er Decembrius von sich. Decembrius krachte gegen eine Marmorstatue und sackte zu Boden. Markus stürmte aus dem Haus, verschwand über den Zaun und in der Dunkelheit, immer noch zornig und immer noch heulend.
104
Thrix kam sehr spät nach Hause. Sie hatte Talixias Wohnung gesäubert und die Leiche zurück nach Schottland gesandt, damit sie dort beerdigt wurde. Dazu hatte sie einige Zauber einsetzen und mehrere lange Telefonate mit ihrer Mutter führen müssen. Mit ihrer eigenen Arbeit war Thrix nicht vorangekommen, deshalb war sie äußerst übellaunig, als sie zu Hause ankam.
Sie hoffte, dass sie die Nacht durcharbeiten und ein wenig der verlorenen Zeit wieder aufholen konnte.
Es hatte nicht lange gedauert, bis die mörderische Fehde Lon 222
don erreicht hatte. Thrix konnte immer noch kaum glauben, dass Sarapen Talixia getötet hatte, aber welche andere Erklärung konnte es geben? Die Herrin der Werwölfe schien sich ziemlich sicher zu sein, dass Sarapen das Begravarmesser aus der Burg gestohlen hatte, und nur diese Waffe konnte Talixia getötet haben.
Verasa hatte Thrix gebeten, Markus zu suchen. Ihr jüngster Sohn sollte Sarapen nicht gegenübertreten. Sie fürchtete um sein Leben. Thrix hatte eingewilligt, nach ihm zu suchen, es aber nicht getan. Sie hatte bereits Kalix besucht und war lange in Talixias Wohnung gewesen. Sie konnte es sich nicht leisten, noch mehr ihrer wertvollen Zeit damit zu verschwenden, Markus durch die Stadt nachzujagen. Als Thrix ihren Schlüssel in die Eingangstür steckte, spürte sie, dass ihre Wohnung nicht leer war. Malveria lümmelte auf dem Sofa herum, umgeben von Zeitschriften, mit laufendem Fernseher und einer Flasche Wein, die in Reichweite vor ihr in der Luft hing.
»Fühl dich ganz wie zu Hause«, meinte Thrix trocken.
»Thrix!«, begrüßte die Feuerkönigin sie freudig. »Ich konnte unser Treffen kaum erwarten. Aber
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