Kalix - Die Werwölfin von London
Auto.«
Beauty und Delicious wirkten geschockt. Sie waren keine Kriegerinnen. Dominil packte sie und zerrte sie aus dem Gebäude.
»Du fährst«, sagte sie und schubste Delicious auf den Vordersitz. Delicious steckte den Schlüssel in das Zündschloss und raste los wie eine Rennfahrerin, ohne dass Dominil etwas dagegen sagte. Niemand wusste, ob die Gilde nicht bereits Verstärkung losgeschickt hatte.
Auf dem Rücksitz fand sich Kalix in der ungewöhnlichen Lage wieder, nur durch Dominil von ihrem älteren Bruder getrennt zu sein. Sie behielt ihre Werwolfgestalt bei, um ihn abwehren zu können. Dominil wandte ihr den weißhaarigen Kopf zu.
»Hilfe zur rechten Zeit«, sagte sie ruhig. Dann wandte sie sich an Sarapen.
»Und auch von dir kam Hilfe zur rechten Zeit, Cousin.«
Falls es Dominil überraschte, Kalix und Sarapen zusammen zu sehen, ließ sie es sich nicht anmerken; stattdessen konzentrierte sie sich auf knappe Anweisungen an Delicious, um so rasch wie möglich vom Studio wegzukommen. Als sie sich ein gutes Stück nördlich des Flusses befanden, ließ sie Delicious in eine Seitenstraße fahren und anhalten.
»Hier verlässt du uns, Sarapen.«
Etwas Blut sickerte über Sarapens Arm, den eine Silberkugel gestreift hatte. Die Wunde war nicht bedenklich, aber schmerzhaft. Jede Verletzung durch Silber bereitete Werwölfen Schmerzen. Sarapen ignorierte das. Er nahm wieder menschliche Gestalt an und blickte zu Kalix hinüber.
»Gut gekämpft, Schwester. Wie eine echte MacRinnalch.«
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Ein seltsames Kriegsgeschick, dachte Sarapen. Vor wenigen Tagen erst hatte er die Douglas-MacPhees ausgesandt, um Kalix zu finden. Nun war er ihr selbst begegnet, aber die Ehre verbot ihm, sie gefangen zu nehmen. Er konnte nicht an ihre alte Feindseligkeit anknüpfen, nachdem sie gerade erst an seiner Seite gekämpft hatte. Aber es war interessant, dass etwas ihren Geruch verdeckte, und er würde diese Information den MacPhees weiterleiten. Er wandte sich wieder Dominil zu, und beide starrten einander lange in die Augen. Dann öffnete Sarapen die Wagentür und stieg aus. Überraschend folgte Dominil ihm.
»Cousin«, sagte sie leise, damit man sie im Wagen nicht hörte. »Was hat dich dorthin geführt?«
Sarapen antwortete nicht. Der Regen strömte vom Himmel, aber er konnte die Spannung zwischen Dominil und Sarapen nicht hinwegspülen.
»Bist du mir gefolgt?«, fragte Dominil.
»Nein. Ich war auf der Suche nach Markus. Aber ich warne dich, die Lage ist noch ernster geworden. Wenn du Markus weiterhin unterstützt, könntest du zu Schaden kommen.«
Dominus Gesicht war hart und ausdruckslos.
»Mach dir um mich keine Sorgen. Wodurch ist die Lage denn noch ernster geworden?«
»Markus hat meinen Berater Mirasen getötet. Dafür wird er mir büßen.«
Sarapen sah seiner früheren Geliebten in die dunklen Augen. Sein Blick war so intensiv, dass Dominil sich innerlich darauf vorbereitete, sich zu verteidigen.
Sarapen trat einen Schritt vor. Dominil wich nicht von der Stelle. Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt. So hielten sie einen Augenblick lang inne. Dann machte er plötzlich kehrt und verschwand im Regen. Dominil stieg wieder in den Wagen.
»Fahr los«, sagte sie. »Schnell. Ich würde ihm zutrauen, dass er uns folgt.«
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112
Thrix hatte den ganzen Tag über versucht, die verlorene Zeit wettzumachen.
Weil die wichtigen Schauen in Mailand und New York bevorstanden, schlug Ann vor, den Auftrag für einige von Malveri-as Outfits an andere Designer weiterzureichen. Thrix lehnte den Vorschlag ab.
»Malveria kann man nicht weiterreichen. Sie würde einen Anfall bekommen.
Außerdem hat mich Malverias Geld im letzten Jahr über Wasser gehalten. Ohne sie wäre ich nie so weit gekommen. Ich bin ihr was schuldig.«
Für Livias fünfhundertsten Geburtstag brauchte die Feuerkönigin perfekte Outfits. Die Party der Hexe würde das gesellschaftliche Highlight des Jahres werden. Die Feier zu ihrem vierhundertsten Geburtstag war schon legendär, und diese sollte sie noch überragen. Jeder von Rang und Namen würde dort sein, sogar die Hofdamen der Eisengeister, und die ließen sich fast nie bei gesellschaftlichen Ereignissen blicken. Am vorigen Abend in Thrix' Apartment war Malveria eine Träne ins Auge gestiegen, als sie sich vorstellte, wie Prinzessin Kabachetka sie wieder einmal modisch übertrumpfte.
»Wenn es heißt, sie wäre besser angezogen als ich, dann sterbe ich«, sagte Malveria und tupfte
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