Kalix - Die Werwölfin von London
neuen Flamme herumstolziert. Da könnte ich mir doch gleich ein Schild umhängen, auf dem steht:
Verabreden Sie sich nicht mit Thrix MacRinnalch, das ist reine Zeitverschwendung. «
Thrix nahm einem vorbeikommenden Kellner ein Weinglas vom Tablett, leerte es schnell genug, um es dem nächsten Kellner mitzugeben und sich ein neues zu schnappen, dann ging sie zur Bar, um zu sehen, was sie an Whisky zu bieten hatte.
»Bei solchen Veranstaltungen bekommt man nie anständigen Whisky«, beschwerte sie sich bei ihrer Assistentin.
»Wahrscheinlich, weil so selten schottische Werwölfe bedient werden wollen«, sagte Ann.
Als sie mit einem Taxi nach Hause fuhr, war Thrix ausgesprochen schlecht gelaunt. Die Mischung aus Überarbeitung, lästigen Problemen mit ihrer Familie und der peinlichen Begegnung mit Donald versetzten sie in eine üble Stimmung, die durch ihren Alkoholkonsum noch verschlimmert wurde. Sie bereute, dass sie die Schau überhaupt besucht hatte, zumal man ihr keinen guten Platz reserviert hatte. Thrix fühlte die vertraute Verbitterung der Au-
ßenseiterin, der es nicht ganz gelingen wollte dazuzugehören. Sie trommelte mit den Fingern auf ihr Bein. In Mailand und New York würde sie Triumphe feiern, und dann würde sie vielleicht den Respekt bekommen, den sie verdiente.
Als Thrix bemerkte, wo sie gerade waren, bat sie den Fahrer, sofort anzuhalten.
Sie bezahlte, stieg aus und sah sich mit feindseliger Miene um. Es war kalt und regnete in Strömen, aber darauf achtete Thrix nicht. In dieser schmalen Straße gleich nördlich der Oxford Street lag Zateks Hauptsitz. Mittlerweile war es zwei Uhr morgens, und der einzige Mensch in der Nähe war ein Obdachloser, der eingewickelt in eine schmutzige Decke auf einem Stück Pappkarton in einem Eingang schlief. Thrix suchte die dunklen
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Gebäude vor sich ab. Sie fand schnell, wonach sie gesucht hatte. Eines der Häuser strahlte zweifellos Magie aus. Thrix marschierte mit klackernden Absätzen darauf zu, die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen.
Zatek glaubte also, er könne die Zauberin ausspionieren. Ein schwerer Fehler.
Thrix stand vor seinem Gebäude. Es wurde durch einen Zauber geschützt.
Durch einen sehr schwachen Zauber, dachte Thrix, als sie ihn mit ihren eigenen Kräften prüfte. Das war längst nicht genug, um Zatek vor dem Zorn von Thrix MacRinnalch zu schützen: Werwölfin, Zauberin und momentan ausgesprochen übellaunig. Zatek würde gleich die Macht einer echten Hexe kennenlernen. Die Zauberin strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht, dann intonierte sie einen Zauberspruch, um Zateks Schutzbarriere zu durchbrechen. Thrix setzte mächtige Magie ein. Sie würde Zateks Hauptsitz so stark verwüsten, dass er nie wieder wagen würde, sich in die Angelegenheiten der Zauberin einzumischen.
Ein Blitz aus reiner Energie schoss von ihren Fingerspitzen auf das Gebäude zu.
Thrix lachte. Ein gutes Gefühl. Das hätte sie schon früher machen sollen.
Unerwartet prallte der Energieblitz von der Wand ab und traf Thrix. Sie wurde quer über die Straße geschleudert und landete bewusstlos auf dem gegenüberliegenden Bordstein. Blaue Funken umflackerten ihren Körper. Die Zauberin lag bewegungslos im Regen, das goldene Haar um sich herum ausgebreitet. Ein Stück die Straße hinauf schlief der Obdachlose ungerührt weiter. In der nächsten Straße sahen ein paar Nachtschwärmer die Blitze und dachten, ein Gewitter wäre aufgezogen. Sie zogen ihre Mäntel enger und machten sich eilig auf den Heimweg.
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Wie Daniel vorhergesehen hatte, war Moonglow nicht gerade bester Stimmung.
Als sie auf dem Wohnzimmerboden neben Jay aufwachte, war sie ganz steif, verfroren und sehr unzufrieden mit den Ereignissen des vergangenen Abends.
Alles hatte gut angefangen, aber ab dem Moment, als Kalbe hereingestolpert und auf Jay gefallen war, war es schrecklich schiefgelaufen. Schlimm genug, dass ein benebeltes Mädchen im Wohnzimmer der Länge nach hingeschlagen war, aber wieso musste Daniel auch noch diesen albernen Streit über Motörhead anfangen? Daniels Musikleidenschaft wirkte normalerweise eher lustig, aber es gab keine Entschuldigung, dass er ihretwegen Moonglows Freund attackierte. Und warum mussten Malveria und Thrix gerade in diesem Augenblick auftauchen? Die Feuerkönigin hatte Jay offenbar nicht gemocht.
Aber das war doch kein Grund, sich über seine Theorien über Stone-henge lustig zu machen, dachte Moonglow wütend. Am schlimmsten war
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