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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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sich die Augen mit einem kleinen Taschentuch. »Viele eifersüchtige Elementargeister sind mittlerweile auf meinen herausragenden Stil neidisch. Es ist nicht einfach, liebe Thrix, im Reich der Hiyastas modisches Vorbild zu sein. Neid steckt hinter jeder Ecke. Apthalia der Grausigen wäre nichts lieber, als über meine schlechte Kleidung zu tratschen, wenn sie denn schlecht wäre.«
    »Lauert Apthalia die Grausige nicht an abgelegenen Straßen einsamen Wanderern auf?«, fragte Thrix.
    »In letzter Zeit weniger«, antwortete Malveria. »Mittlerweile in 242
    teressiert sie sich eher für Mode. Sie hat sich die Warzen entfernen und die Nase machen lassen, und seit sie bei Dior einkauft, statt einfach die Leichen ihrer Opfer zu bestehlen, muss ich zugeben, dass sie gar nicht so übel aussieht.
    Aber sie ist eine schreckliche Klatschtante. Als Herzogin Gargamond, die Herrin der Flammenden Zerstörung, im selben aquamarinfarbenen Kleid mit passenden Schuhen und Handtasche zu zwei verschiedenen Opferfesten erschienen ist, hat Apthalia die Grausige es in allen Reichen herumgetratscht, noch bevor der Tag zu Ende war. Die arme Herzogin Gargamond musste sich beschämt in ihr Schloss zurückziehen und ist seitdem nicht mehr dieselbe.«
    »Verstehe«, sagte Thrix. »Das würde auch erklären, warum sie seit einiger Zeit nicht mehr auf Anrufungen reagiert. Ihre Anhänger sollen ja am Boden zerstört sein.«
    »Das sind sie«, bestätigte Malveria. »Aber kann man der Herzogin einen Vorwurf machen? Man kann doch nicht Gesuchen nach flammender Zerstörung nachgehen, wenn man wegen seiner Kleidung öffentlich verspottet wird.«
    Thrix zeigte Ann ihre neuesten Entwürfe.
    »Wie finden Sie diesen Stil für Malveria? Ich dachte an einen eleganten Mantel wie diesen in Dunkelblau für ihre Ankunft in der Pferdekutsche und an ein Kleid, etwa wie dieses, für den frühen Abend.«
    »Das Kleid ist schön, aber Malveria wird wahrscheinlich etwas Gewagteres wollen.«
    Thrix nickte. Sie stand immer wieder vor dem Problem, ihren guten Geschmack mit der Vorliebe der Feuerkönigin für dramatische und freizügige Outfits unter einen Hut bringen zu müssen.
    »Ich glaube, ich könnte sie dazu überreden, zumal ich für den nächtlichen Samba-Karneval an diesen Sachen hier arbeite.«
    Der Geburtstag der Hexe Livia sollte fünf Tage lang gefeiert werden - was nur angemessen war, hatte ihre Geburt doch fünf Tage gedauert -, und Malveria würde eine ganze Reihe von Outfits
    242
    brauchen. Ann nickte anerkennend, als sie Thrix' Entwürfe für die Karnevalsnacht sah; den kurzen Rock und den Neckholder in Gold hätte auch eine Tänzerin auf MTV tragen können. »Das wird ihr gefallen.«
    »Bestimmt. Malveria macht seit drei Monaten Sit-ups und freut sich schon darauf, ihren flachen Bauch zu präsentieren. Seit sie etwas über Heidi Klums straffen Trainingsplan gelesen hat, hat sie hart trainiert.«
    Malveria würde etwa zwanzig komplette Outfits brauchen. Das war eine große Aufgabe für Thrix, und sie hinkte ihrem Zeitplan schon hinterher. Nach ihrem Arbeitstag konnte sie nur schnell ein Sandwich essen, bevor sie mit Ann eilig zu einer Modenschau fahren musste, die sie nicht verpassen durfte. Als sie sich auf ihren Platz setzte - sie hätte sich einen besseren gewünscht -, bemerkte sie voll Unbehagen, dass Donald Carver im Zuschauerraum saß.
    »Mit ihm hatte ich doch diese schreckliche Verabredung«, flüsterte sie Ann mit leichtem Argwohn zu. »Wollen Sie mich etwa wieder verkuppeln?«
    Ann schüttelte den Kopf.
    »Könnte ich gar nicht. Sie haben es zu sehr vermasselt.«
    Während der anschließenden Cocktailparty versuchte Thrix geflissentlich, Donald Carver aus dem Weg zu gehen und stand als Folge jedes Mal vor ihm, wenn sie sich umdrehte. Sie war verlegen, und dass er und die neue Redakteurin für Accessoires bei der Cos-mopolitan sich offenbar sehr nahestanden, machte die Sache nicht besser. Thrix flüchtete mit Ann hinter einen Wall aus japanischen Käufern, die nahe der Bar zusammenstanden.
    »Jedes Mal, wenn ich einen Schritt mache, stolpere ich beinahe über ihn.«
    »Ärgern Sie sich nicht«, sagte Ann. »Sie mochten ihn doch sowieso nicht besonders.«
    »Was hat denn das damit zu tun? Er hat mich nachher kein einziges Mal angerufen. Hätte er aber sollen. Einer Frau steht zu 243
    mindest ein Anruf zu, selbst nach einer katastrophalen Verabredung. Und jetzt stehe ich allein hier, während der Mann, der mich nicht angerufen hat, mit seiner

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