Kalix - Die Werwölfin von London
eine oder andere aufschnappen. Ich trage ein Amulett, das mich vor Werwölfen schützt. Nicht, dass ich damit rechnen würde, von Werwölfen angegriffen zu werden. Schließlich bin ich ein treuer Freund der MacRinnalchs.«
MacDoig nahm von einem Tisch neben sich eine Flasche und ein Glas.
»Wollen Sie auch sicher nichts trinken?« Gawain knurrte, dann schüttelte er den Kopf. »Dann dürfte es für Sie an der Zeit sein zu gehen«, sagte der Krämer und öffnete die Tür.
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Später lachte der Krämer leise vor sich hin. Gawain. Was für ein ungestümer Wolf. Mit ihm würde es ein böses Ende nehmen, da war sich MacDoig sicher.
Wen sollte er wegen Gawain benachrichtigen, um den größten Profit zu erzielen? Die Herrin der Werwölfe? Oder ihren Sohn Sarapen? Vielleicht beide?
Wie jeder gute Geschäftsmann war MacDoig immer auf einen guten Kontakt zu seinen Kunden bedacht, und wenn er dabei einen Gewinn herausschlagen konnte, umso besser.
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Kalix wachte am nächsten Tag auf und wusste nicht mehr genau, was in der vergangenen Nacht geschehen war. Weil sie Durst hatte, zog sie sich rasch an und ging nach unten. Im Wohnzimmer sah Kalix zu ihrer Überraschung Moonglow und Jay zusammengekuschelt unter einer Decke auf dem Boden liegen. Sie schliefen noch, schienen es aber nicht sehr bequem zu haben. Die junge Werwölfin schlich lautlos an ihnen vorbei, holte sich aus der Küche Wasser und ging wieder nach oben. Als sie ihr Zimmer erreichte, öffnete Daniel seine Tür und spähte hinaus. »Sind sie schon wach?«, flüsterte er.
Kalix schüttelte den Kopf. Daniel lief übertrieben vorsichtig auf Zehenspitzen durch den Flur und schlüpfte zu Kalix in ihr kleines Zimmer.
»Gut«, sagte er. »Ich will verschwinden, bevor Moonglow aufsteht.«
»Warum?«, fragte Kalix verblüfft.
»Nach dem Debakel von letzter Nacht könnte ich mir vorstellen, dass sie ein paar Stunden braucht, um sich zu beruhigen.« »Was ist ein Debakel?«
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»Ein komplette Katastrophe, bei der alles schiefgeht. Erinnerst du dich nicht mehr?«
Kalix schüttelte den Kopf. »Was ist denn schiefgegangen?«
»Na ja, zum einen bist du voll auf ihren Freund gefallen.« Daniel zeigte auf Kalix' Tasche.
»Das geheimnisvolle Werwolfgebräu hat sich also als Laudanum herausgestellt.
Starkes Zeug, wie man hört. Jawohl, Kalix, du solltest auch zerknirscht sein, nachdem du gestern einfach umgefallen bist und Moonglows sorgfältig vorbereitetes Essen zunichtegemacht hast.«
Als Daniel merkte, dass Kalix sich seine Worte viel stärker zu Herzen nahm, als er beabsichtigt hatte, beruhigte er sie rasch wieder.
»Mach dir deswegen keine Sorgen. Neben meinem Auftritt war dein Zusammenbruch nicht mehr als die Ouvertüre.«
»Was hast du denn gemacht?«
Jetzt war es an Daniel, betreten dreinzuschauen.
»Einen Streit mit Jay angefangen und es wahrscheinlich sogar auf eine Prügelei angelegt.«
»Du wolltest dich prügeln?«, fragte Kalix erstaunt. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass Daniel sich mit jemandem schlug.
»Ich wurde in schlimmster Weise provoziert. Er hat Motörhead kritisiert. So was darf man in diesem Haus nicht. Zumindest nicht, wenn ich Cider getrunken habe. Ich glaube, ich wollte mich gar nicht mit ihm prügeln. Ich habe ihn nur etwas beschimpft . .«
Kalix sah Daniel verständnisvoll an.
»Machst du das alles, weil du in Moonglow verliebt bist?« »Woher weißt du das?«, rief Daniel erschrocken. »Das ist nicht zu übersehen.«
»Wirklich? Wahrscheinlich nicht. Na ja, vielleicht war das der Grund. Aber ich bin nicht der Einzige, der Jay nicht mag. Malveria konnte ihn überhaupt nicht leiden. Sie haben sich über Astrolo
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gie gestritten, und als er die Stirn hatte, irgendwelchen Blödsinn über Stonehenge zu verzapfen, hat Malveria ihm einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Mit Malveria kann man über Stonehenge nicht streiten, ihre Großmutter kannte die Leute, die es gebaut haben.«
Daniel stockte kurz mit besorgter Miene.
»Im ersten Moment war das ganz witzig, aber ich glaube, Moonglow fand das nicht toll. Kein Mädchen sieht es gerne, wenn ihr Freund von allen Seiten schikaniert wird.«
»Warum schlafen die beiden unten?«
»Weil Malveria Moonglows Einladung angenommen hat, über Nacht zu bleiben. Nicht, dass Moonglow sie tatsächlich eingeladen hätte. Malveria hat einfach gesagt, sie wäre müde und wüsste Moonglows Gastfreundschaft wirklich zu schätzen. Dann ist sie in Moonglows Zimmer verschwunden. Jay war
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