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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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erschien in seiner besten blauen Robe vor ihr, in der Hand den silbernen Streitkolben, der seinen Rang kennzeichnete. Dank einer magischen Operation schlugen ihm keine Flämmchen mehr aus dem Ohr. Er sah deutlich symmetrischer aus. Malveria war zufrieden mit dem Resultat, und Xakthan würde es auch sein, wenn erst alles richtig verheilt war und die Schmerzen abklangen.
    Xakthan war überrascht, als er eine detaillierte Beschreibung der Lage der Nation abgeben sollte. Königin Malveria war in letzter Zeit etwas unbeständig, dachte er, ohne es zu missbilligen. Xakthan war viel zu loyal, um irgendetwas zu missbilligen, das Malveria tat. Sie hatte ihm während des Krieges oft das Leben gerettet und ihn später reich belohnt. Malveria hörte aufmerksam zu, während er die Geschäfte ihrer verschiedenen Ministerien beschrieb. Als er fertig war, nickte Malveria, aber Xakthan fiel auf, dass die Königin nicht sonderlich glücklich wirkte.
    »Sagt Euch das nicht zu?«
    »Es sagt mir zu, Xakthan. Doch zuweilen langweile ich mich ohne aufregende Ereignisse. Wir sind als Kämpfer groß gewor
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    den, und manchmal will mir dieser lange Frieden nicht recht gefallen.«
    »Er ist die Folge Eurer vortrefflichen Herrschaft, mächtige Königin.«
    »Wohl wahr. Und deiner vortrefflichen Arbeit als Minister. Entschuldige, dass ich dich neulich angeschrien habe.«
    Xakthan war überwältigt, von Malveria eine Entschuldigung zu hören, und wusste kaum, wie er reagieren sollte.
    »Ich habe etwas Zeit im Reich der Menschen verbracht«, sagte Malveria.
    »Vielleicht zu viel Zeit, aber ich finde sie unterhaltsam. Oft sind diese Geschöpfe recht amüsant.«
    Xakthan hegte wie alle Feuergeister eine Abneigung gegen Menschen und konnte das nicht nachvollziehen. Die einzigen Menschen, die er bisher kannte, waren Malverias Anhänger, und die hatten nie amüsant gewirkt. Immer sehr ernst und mit einer viel zu großen Vorliebe für Sprechgesänge.
    »Meine Anhänger meine ich nicht«, erklärte Malveria. »Ich habe einige andere junge Menschen kennengelernt, die ich sehr drollig finde und sogar charmant.
    Und die MacRinnalch-Werwölfe, die weder drollig noch charmant sind, sondern voller Intrigen, Listen und Gewalt.«
    Xakthan war beunruhigt.
    »Ich bewundere Intrigen, Listen und Gewalt, mächtige Königin. Aber ich habe Werwölfe nie als ehrenvolle Wesen betrachtet, besonders die MacRinnalchs nicht. Sie sind heimtückische Verräter, jeder von ihnen.«
    »Nun, dein letzter Kampf mit den MacRinnalchs liegt ein paar hundert Jahre zurück«, erinnerte ihn Malveria. »Die Welt, in der sie leben, hat sich seitdem grundlegend verändert. Wirklich, Xakthan, du würdest sie heute kaum wiedererkennen. Die Menschen haben allerhand Maschinen; Maschinen, die denken, und Maschinen, die arbeiten. Und erstaunliche Waffen und Vergnü-
    gungen und Kleider. Es ist mir ein Rätsel, wie eine Art mit einer 306
    so kurzen Lebensspanne einen solchen Wandel bewirken kann, aber sie tut es.
    Als müsste jeder Mensch, der nur ein paar Jahre lang lebt, etwas erfinden, um die Welt zu verändern.« »Erfinden die Werwölfe auch etwas?«
    »Nein«, sagte Malveria. »Und das ist Teil ihres Problems. Einige MacRinnalchs wollen sich der modernen Welt anschließen, andere nicht. Zwischen dem Neuen und dem Alten herrscht Kampf.«
    »Seid Ihr in diesen Kampf verwickelt?«, fragte Xakthan.

    »Zum Teil. Aber nur durch meine Freundschaft zur Werwolf-zauberin. Runzle nicht die Stirn, Erster Minister. Du weißt, dass die Zauberin mir wunderbare Kleider liefert, die mir viel Freude bereitet und mein Ansehen gesteigert haben.«
    Malveria beschrieb den Kampf um die Nachfolge des Fürsten. Ihr Erster Minister hörte aufmerksam zu.
    »Wer würde ohne Eure Beteiligung gewinnen, Königin?«
    »Sarapen«, antwortete Malveria. »Seine Feinde haben seine Macht unterschätzt, besonders seine Mutter. Sarapen ist kein Werwolf, der sich durch eine Ratsabstimmung von seinem Ziel abbringen lässt.«
    Malveria hielt kurz inne.
    »Eigentlich interessant. Sarapen legt schließlich größten Wert auf Traditionen und die Gesetze des Clans. Die Gesetze der MacRinnalchs legen fest, dass die Entscheidung des Großen Rats endgültig ist.«
    »Aber er wird sie nicht hinnehmen«, sagte Xakthan. »Das würden wir in seiner Lage auch nicht tun.«
    »Allerdings nicht«, stimmte Malveria lächelnd zu, als sie an die vielen Beschlüsse und Urteile dachte, die man während ihrer Zeit als gesetzlose Prinzessin gegen sie

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