Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
Vom Netzwerk:
den der ganze Clan als Schwächling verachtete.
    Gregor war ein loyaler MacRinnalch, aber seine Loyalität galt in erster Linie Markus, nicht Verasa, und so gab es einiges, was er ihr nicht erzählt hatte. Er hatte ihr nicht gesagt, dass Markus ihm aufgetragen hatte, Kalix zu suchen. Und er hatte der Herrin der Werwölfe auch nicht gesagt, dass Markus vor kurzem mit einem Menschenmädchen geschlafen hatte. Das, fand er, ging Verasa wirklich nichts an, obwohl sie das sicher anders gesehen hätte.
    Am Tag nach Moonglows Besuch schien es Markus besser zu gehen. Er wirkte lebhafter, zumindest für eine Weile, bevor er wieder in die betäubte Starre der letzten Tage verfiel. Vielleicht, dachte Gregor, war Sex genau das, was Markus brauchte, um aus seinem Trübsinn zu finden. Vielleicht hatte es auch gar nicht am Sex gelegen. Markus war sensibler als die meisten MacRinnalchs. Vielleicht konnte das Menschenmädchen gut zuhören oder reden oder etwas in der Art.
    »Hat jemand angerufen?«, fragte Markus, als Gregor ihm sagte, das Essen sei fertig.
    »Deine Mutter.«
    Markus antwortete nicht. Auf diesen Anruf hatte er nicht gewartet. Die Dämmerung setzte ein. Werwölfe waren Wesen der Nacht, aber Markus fühlte sich in der Dunkelheit nicht mehr wohl. Er wünschte, die Tage im Winter wären nicht so kurz. Er wünschte, er könne Moonglow wiedersehen.
    311

142
    Der junge Baron MacAllister hatte mit fünfzig Gefolgsleuten sein Lager am östlichen Rand von Colburn Wood aufgeschlagen. Es-kandor MacRinnalch, Hauptmann der Burgwache, rückte mit achtzig Werwölfen auf den Wald vor, um sie zu vertreiben. Die Herrin der Werwölfe hatte Eskandor angewiesen, umsichtig, aber entschlossen vorzugehen und sich mit dem Baron auf keine Verhandlungen einzulassen. Er musste den Wald verlassen. Wenn der Baron über die Grenzen ihrer Ländereien reden wollte, konnte er Burg MacRinnalch in Frieden besuchen und vor dem Großen Rat vorsprechen. Man durfte nicht zulassen, dass er durch eine Machtdemonstration eine Entscheidung erzwang.
    Es war interessant, dass der neue Baron nur fünfzig Werwölfe bei sich hatte und neben den MacAllisters auch MacAndrises dabei waren. Baron MacAllister unterstanden weit mehr Werwölfe, aber die meisten von ihnen konnten sich nur in den Nächten um Vollmond herum verwandeln. Wahrscheinlich hatte der Baron nur diejenigen mitgenommen, die in jeder Nacht zum Wolf werden konnten. Hier waren die MacRinnalchs im Vorteil. Sie hatten viel mehr Werwölfe, die sich in jeder Nacht verwandeln konnten. Jeder in Eskandors Trupp konnte das.
    Die MacRinnalchs verließen die Burg am frühen Nachmittag. Buvalis MacGregor, die Verasas Haushalt vorstand, sah ihnen nach.
    »Ein prachtvoller Anblick«, sagte sie zu Verasa. Buvalis war zu jung, als dass sie schon einmal ein Bataillon Werwölfe hätte in den Krieg ziehen sehen. Verasa nickte. Sie hatte schon erlebt, wie weit größere Streitmächte aus der Burg ausgezogen waren. Und sie hatte gesehen, wie sie stark dezimiert aus der Schlacht zurückgekehrt waren. Aber das war lange her. Heutzutage zogen die Clans nicht mehr in den Krieg. Der letzte Streit zwischen den Clans, der zu 312
    ernsten Kämpfen geführt hatte, lag viele Jahre zurück. Verasa hätte nie gedacht, dass so etwas noch einmal geschehen würde. Und doch stand sie hier und sandte eine Armee aus. Das war Sarapens Schuld. Er zerrte den Clan zurück in die alten Zeiten der Gewalt, genau wie sie es vorhergesehen hatte.
    Verasa vertraute Buvalis MacGregor. Sie stand Verasas Haushalt schon seit sieben Jahren vor. Buvalis allerdings machte sich Sorgen. Seit einiger Zeit pflegte sie eine Beziehung zu Kertal MacRinnalch, dem Sohn von Kurian, Bruder des verstorbenen Fürsten. Weil sie genau wusste, wann Verasa sich wo aufhielt, hatte Buvalis ihre Beziehung bis jetzt geheim halten können. Buvalis war der Herrin der Werwölfe treu ergeben, aber Kertal stand nicht auf ihrer Seite. Er unterstützte Sarapen, nicht Markus. Das beunruhigte die junge Buvalis, und voller Sorge beobachtete sie, wie Verasas Werwölfe in den Kampf gegen die MacAllisters zogen, auf deren Seite ihr Liebhaber stand.
    Eskandors Trupp durchquerte das Land der MacRinnalchs und marschierte bei Einbruch der Nacht in Colburn Wood ein. Auf einen Schlag nahmen alle gleichzeitig ihre Werwolfgestalt an. Als sie den Wald durchquerten, war es still.
    Alle Tiere waren geflohen oder hatten sich versteckt. Nur ein paar Vögel und Eichhörnchen in den Baumwipfeln beobachteten

Weitere Kostenlose Bücher