Kalix - Die Werwölfin von London
Hinter ihnen marschierten fünf weitere Männer, alle in Werwolfgestalt, obwohl nicht Vollmond war. Eine zu große Übermacht, selbst für Kalix. Kalix ging ein paar Schritte die Straße hinauf, den Männern entgegen.
Im Angesicht des Feindes fühlte sie sich ganz ruhig. Ihr Kampfrausch setzte oft mit einem Gefühl der Gelassenheit ein. Sie verwandelte sich.
»Bleibt stehen«, sagte sie.
Sarapen wirkte wie ein Hüne, ein mächtiger, dunkler Schatten unter den Straßenlampen.
»Hast du meine Wölfe im Park getötet?«, fragte er mit leiser, bedrohlicher Stimme.
Kalix knurrte ihn an.
»Tötet sie und holt Dominil«, sagte Sarapen. Die Werwölfe griffen an. Kalix riss das Maul weit auf und hob die Klauen, als der Rausch über sie kam. Plötzlich wurden ihre
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Angreifer zurückgeschleudert und krachten hart auf den Boden. Die Feuerkönigin stand an Kalix' Seite und ebenso die Zauberin. Kalix war verwirrt.
Als Werwölfin kurz vor der Schlacht war sie nicht auf unerwartete Hilfe eingestellt und registrierte nicht sofort, dass sie gerettet war. Sie knurrte weiter.
Die Zauberin lächelte leicht.
»Wir sollten gehen.«
Wieder knurrte Kalix, um zu zeigen, dass sie lieber bleiben und kämpfen wollte.
»Ja, du bist eine gefährliche, kleine Werwölfin, keine Frage«, sagte Thrix recht freundlich. »Aber wir sollten lieber gehen. Wir müssen uns um Dominil kümmern.«
Dann brachte Malveria sie alle mit einer Handbewegung in einer Wolke aus Jasmin zu Daniels und Moonglows Haus. Sie nahmen im Wohnzimmer Gestalt an, wo Daniel und Moonglow besorgt warteten.
»Ich bin erschöpft«, verkündete Malveria. »Ich muss gestehen, meine Teleportationskräfte sind begrenzt. Andere mitzunehmen ist nicht ganz leicht.
Daniel, mein Lieber, kannst du mir ein Pop-Tart und vielleicht ein Glas Wein holen?«
»Später«, sagte Thrix. »Dominil ist nicht mehr weit von den Wäldern der toten Werwölfe entfernt.«
Malveria verzog das Gesicht.
»Diesen Ort möchte ich wirklich nicht noch einmal besuchen. Seine Wächter reagieren sehr feindselig auf uns Hiyastas. Aber gut, dann sehen wir mal, was zu tun ist. Hol mir bitte trotzdem ein paar Erfrischungen. Bald werde ich so ausgelaugt sein, dass ich so schrumplig bin wie die widerwärtige Kaiserin Asaratanti. Und wen wird es dann noch kümmern, ob ich fabelhafte Kleider trage?«
Malveria beugte sich über die liegende Dominil und schürzte die Lippen.
»Schlimm«, murmelte sie kopfschüttelnd.
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»Wie schlimm?«, fragte Thrix. Ihr goldenes Haar war feucht vom Regen. Aber nur ein wenig; die Rettungsaktion hatte nicht lange gedauert.
»Ein Mensch wäre mehrfach tödlich verwundet und längst tot. Für eine Werwölfin sieht es nicht ganz so schlimm aus. Sie ist den Wäldern noch nicht allzu nah, aber wenn sie weiter so erschreckend viel Blut verliert, wird sie es bald sein. Sieh nur, ich habe Blutflecke abbekommen, und das ist meine Lieblingsbluse.«
»Das ist überhaupt nicht deine Lieblingsbluse«, sagte Thrix.
»Na gut, sie ist nicht meine absolute Lieblingsbluse, aber sie steht doch weit oben in der Rangliste.«
»Ich mache dir eine neue.«
»Vielen Dank«, sagte Malveria.
Nachdem man sie mitten aus dem Kampf gerissen und durch den Raum transportiert hatte, war Kalix durcheinander. Verwirrt und misstrauisch sah sie sich um und rechnete fast damit, doch noch kämpfen zu müssen. Als ihr schließlich klar wurde, dass sie Dominil gerettet hatte, fühlte sie sich zufrieden.
Und hungrig. Sie hatte ihre Werwolfsgestalt beibehalten, und der Wolf musste gefüttert werden. Kalix ging in die Küche.
Während Daniel und Moonglow zusahen, beugte Malveria sich zum zweiten Mal über eine verletzte Werwölfin, legte ihr die Hände ans Gesicht und drückte ihr schließlich die Lippen auf. Moonglow hatte den Eindruck, dass Dominil nicht so schwer verletzt war wie Kalix, weil die Luft im Zimmer nicht ebenso kalt wurde und Malveria scheinbar nicht so viel Kraft aufbringen musste.
Trotzdem dauerte es lange, bis die Feuerkönigin ihre Lippen von Dominus löste, und wieder sah sie erschöpft aus.
»Sie wird gesund«, sagte Malveria. »Jetzt muss ich gehen.«
»Bitte nicht«, sagte Moonglow und trat rasch einen Schritt vor.
»Ich brauche Zeit, um mich zu erholen. Diese medizinische Versorgung von Werwölfen ist wirklich anstrengend. Indem ich ihr Feuer wieder anfache, schwäche ich mein eigenes.«
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»Erhol dich hier«, schlug Moonglow vor, weil sie glaubte, der Feuerkönigin etwas
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