Kalix - Die Werwölfin von London
neuen Nagellack auf, weil sie bei Thrix und der Feuerkönigin, deren Nägel absolut perfekt lackiert waren, verschämt bemerkt hatte, in welch miserablem Zustand sich ihre eigenen Nägel befanden. Daniel lag derweil auf dem Sofa, hörte Slayer und tat so, als würde das alles gar nicht passieren. Dann klingelte es. Moonglow öffnete einer sichtlich selbstzufriedenen Malveria die Tür.
»Früher haben mich Türklingeln verwirrt, aber mittlerweile kann ich diese Herausforderung recht gut meistern. Wollen wir?«
»Komm doch noch herein«, sagte Moonglow. »Daniel ist noch nicht so weit.«
Malveria, die ungefähr achthundert Jahre alt war, auch wenn die Zeit in ihrer Dimension etwas anders verlief als auf der Erde, trippelte begeistert wie ein junges Mädchen in die kleine Wohnung. In ihrer Dimension hatte sie sich seit Ewigkeiten schrecklich gelangweilt. Seit sie mit ihrer enormen Macht ihre Familie beiseite geschafft und alle ernsthaften Rivalen vernichtet hatte, wusste sie nicht mehr, was sie mit sich anstellen sollte. Es war ja schön, absolute Herrscherin über ihr Reich zu sein, aber seit gut fünfzig Jahren HO
litt sie unter einer unerquicklichen Eintönigkeit. Thrix und die Welt der Haute Couture kennenzulernen hatte ihr Leben deutlich verbessert. Und jetzt versprach dieser Besuch bei Daniel und Moonglow sehr unterhaltsam zu werden. Sie hoffte, Daniel würde wieder erröten. Das war einfach zu köstlich.
Und vielleicht konnte das Mädchen, Moonglow, ihr erklären, warum sie nur schwarze Sachen trug. War sie vielleicht eine Magierin?
»Pass auf der Treppe auf«, sagte Moonglow, als sie Malveria nach oben führte.
»Die Lampe ist kaputt.«
Malveria schnipste mit den Fingern, und sofort erschien ein Licht, das die schmale Treppe erhellte.
»Ahm . . danke«, sagte Moonglow.
Im Wohnzimmer lag Daniel immer noch auf dem Sofa. Moonglow spürte, dass Malveria darüber ein wenig beleidigt war. »Steh auf«, sagte sie. »Wir haben Besuch.« Daniel setzte sich hin.
»Möchtest du etwas essen?«, fragte Moonglow, immer eine höfliche Gastgeberin. »Wir haben Pop-Tarts.«
»Ich hätte sehr gerne ein Pop-Tart«, antwortete die Feuerkönigin begeistert.
»Was ist das?«
»Ich stecke schnell eins in den Toaster«, sagte Moonglow und ging in die Küche. Malveria folgte ihr auf dem Fuße, weil sie gespannt war, was ein Toaster sein mochte. Daniel trottete hinterher. Die Küche in ihrer neuen Wohnung war gerade groß genug für drei Personen, einen Kühlschrank und einen kleinen Herd.
»Entschuldige die Unordnung«, sagte Moonglow.
»Habt ihr eure Diener entlassen?«
»Ahm . . nein, wir hatten noch nie Diener.«
»Ihr hattet noch nie Diener?«
Malveria musterte sie misstrauisch und fragte sich, ob sie logen.
»Keinen einzigen«, sagte Daniel.
»Wie seltsam. Bereitet ihr euer Essen selber zu?«
»Na ja, meistens lassen wir uns Pizza bringen.«
in
»Von Sklaven?«
Moonglow kochte Tee, während das Pop-Tart im Toaster schmorte.
»Hast du das Amulett für Kalix dabei?«, fragte sie. »Ja«, antwortete die Feuerkönigin.
Das Amulett von Tamol war Malveria teuer zu stehen gekommen. Sie hatte dafür mit dem König eines benachbarten Reiches handeln müssen, und er hatte eine Menge Gold, mehrere geheime Zaubersprüche und die Rückkehr zweier Geiseln gefordert. Malveria hatte den Preis bezahlt, obwohl er hoch war. Sie zog ein kleines Amulett aus ihrer Handtasche.
»Das wird Kalix verstecken.«
»Es war sehr nett von dir, es vorbeizubringen«, sagte Moonglow. Die Feuerkönigin freute sich über Moonglows Lob. Ihr fiel auf, dass Daniel sehr still war, und sie drehte sich zu ihm um. »Mochtest du die kleine Werwölfin?«, fragte sie ihn. »Ahm ... na ja ...«
»Er hat sie eine wilde Schönheit genannt«, sagte Moonglow. Als Daniel errötete, musste Malveria lachen. In der winzigen Küche konnte sie sich leicht an ihn drücken. Sie näherte ihr dunkelhäutiges Gesicht Daniels.
»Aber du triffst doch sicherlich viele wilde Schönheiten, nicht wahr?«
Die Feuerkönigin war so schön, dass Daniel kaum wusste, wohin er sehen sollte.
Er errötete noch tiefer und versuchte erfolglos, dem sanften Druck von Malverias Brüsten auszuweichen. Wieder lachte Malveria. Schon jetzt hatte sie ihren Spaß.
»Aber es ist wahr, was die Zauberin euch gesagt hat, junge Menschen. Wer sich mit dem Werwolfclan einlässt, wird sehr wahrscheinlich getötet.«
»Na gut, dann lassen wir es«, sagte Daniel.
»Zu spät«, sagte
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