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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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es auf dem Anwesen nur so wimmeln von Werwölfen, die den Tod des alten Fürsten betrauerten und die Nachfolge des neuen feierten.
    Für die Wahl des neuen Fürsten war der Große Rat verantwortlich. Es gab siebzehn Mitglieder: Dulupina, Verasa, Sarapen, Markus, Thrix, Kalix, Tupan, Dominil, Kurian, Marwanis, Kertal, Lucia, Butix, Delix, Baron MacAllister, Baron MacGregor und Baron MacPhee.
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    Dulupina war die Mutter des kürzlich verstorbenen Fürsten, Tupan der älteste seiner drei jüngeren Brüder. Dominil war Tupans Tochter. Kurian war der jüngste Bruder des Fürsten, Marwanis war Kurians Tochter und Kertal sein Sohn. Lucia war Verasas jüngere Schwester. Butix und Delix - Beauty und Delicious - waren die Töchter des mittleren Bruders Marwis, der einige Jahre zuvor zusammen mit seiner Frau gestorben war. Die drei Adligen - Baron MacAllister, Baron MacGregor und Baron MacPhee - gehörten nicht zur Herrscherfamilie, aber ihre Clans stellten schon länger Mitglieder des Großen Rats, als sich irgendjemand erinnern konnte.
    Von diesen siebzehn saßen nun vierzehn Mitglieder in der großen Halle, einem riesigen Saal mit Gewölbedach im Herzen von Burg MacRinnalch. Die drei Mitglieder, die fehlten, waren Kalix, Beauty und Delicious. Im angrenzenden Raum lag der Fürst feierlich aufgebahrt. Seine Beerdigung sollte am übernächsten Tag stattfinden. Der neue Fürst sollte die Zeremonie leiten. Der Fürst musste von der Mehrheit des Großen Rats gewählt werden und benötigte dafür neun Stimmen. Obwohl die Position des Fürsten meist auf den ältesten Sohn überging, war die Wahl keine reine Formsache. Mehrfach hatte der Rat sich in den letzten tausend Jahren geweigert, den natürlichen Erben zu bestätigen, und hatte einen anderen Nachfolger gewählt. Jedes Mal war ein blutiger Krieg zwischen den Lagern gefolgt.
    Am Ende der langen Steinhalle brannte ein großes Feuer. Flaggen des Clans dekorierten die Wände, und Fackeln warfen ihr flackerndes Licht auf die Werwölfe, die am großen, runden Eichentisch saßen. Niemand bediente sie; Diener waren von so wichtigen Sitzungen ausgeschlossen. Außer den Ratsmitgliedern war nur ein weiterer Werwolf anwesend: Clansekretär Rainal, der angesehene Verwalter, zu dessen Pflichten es gehörte, alle Sitzungen des Rats zu protokollieren. Vor jedem Werwolf standen eine Kristallkaraffe mit Whisky und eine zweite mit Quellwasser von den
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    Ländereien des Clans. Es war Mitternacht, das Treffen hatte gerade begonnen.
    Die meisten hatten sich in Werwölfe verwandelt, aber ein paar der Anwesenden hatten ihre menschliche Gestalt behalten. Thrix saß als Mensch am Tisch, ihr langes, goldenes Haar glänzte im Fackelschein, aber ihr gegenüber saß Sarapen als gewaltiger, schwarzer Werwolf, der darauf brannte anzufangen. Er wandte den Kopf zur Großen Mutter Dulupina um, die so sagenhaft alt war, dass sie ihre Gemächer kaum noch verließ.
    Dulupina hatte ihre Stärke verloren. Ihr Haar war grau, und selbst als Werwölfin wirkte sie zerbrechlich. Obwohl sie nah beim großen Feuer saß, lag über ihren Beinen eine Wolldecke im dunkelgrünen Tartan der MacRinnalchs.
    Sie sprach leise. Seit ihr Sohn gestorben war, hatte sie kaum geredet. Der Tod des Fürsten hatte die alte Werwölfin schwer getroffen. Dulupina machte Kalix dafür verantwortlich. Von ihrem brutalen Angriff hatte er sich nicht mehr erholt.
    Tupan und seine Tochter Dominil unterhielten sich leise. Die Große Mutter betrachtete sie eine Weile. Tupan, ihr zweiter Sohn, hatte sie immer stolz gemacht, fast so stolz wie der Fürst. Als Werwolf war er stark, aufrecht, ein echter MacRinnalch. Seine Tochter Dominil glich ihm kaum. Dominil war als Mensch wie als Werwölfin eine imposante Erscheinung. Sie war groß und hatte weißes Haar, schon von Geburt an. Aber sie war kein Albino, es schien eher, als hätte sie die Gene eines Polarwolfs geerbt. Ihre Augen waren tiefschwarz. Im Kontrast zu ihrem langen, weißen Haar wirkten sie beeindruckend, und das wusste Dominil auch.
    Was genau im Kopf ihrer Enkelin vorging, hatte Dulupina noch nie wirklich gewusst. Dominil schien niemandem nahezustehen. Eine Zeit lang gab es Gerüchte über eine Verbindung zu Sarapen, aber selbst wenn sie stimmten, hatte sich daraus nichts entwickelt. Dulupina hatte bei beiden auch nie Anzeichen für Vertrautheit bemerkt. Im Gegenteil, zwischen ihnen herrschte scheinbar eine leichte Feindseligkeit, und sie hatten sich beim Betreten des Saals
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    nur äußerst

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