Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
Vom Netzwerk:
knapp begrüßt. Sarapen war ebenso oft in der Burg wie bei sich daheim, aber Dominil traf ihn bei seinen Besuchen kaum. Sie besaß eigene Gemächer, die sie nur selten verließ.
    Baron MacPhee, ein riesiger, fetter Mann und noch fetterer Werwolf, gab ein nachdrückliches Hüsteln von sich, das für Dulupina bestimmt war. Dulupina lächelte. Der Baron war ein langjähriger Freund und Unterstützer, und sie verstand ihn genau. Im Bankettsaal wurden Hirsche geröstet, und er wollte das Treffen hinter sich bringen, damit er zum Essen übergehen konnte. Dulupina blickte hinüber zur Herrin der Werwölfe, die ihrerseits Rainal ansah.
    »Die Sitzung hat begonnen«, sagte der Clansekretär.
    In der Halle wurde es still. Verasa, Herrin der Werwölfe, legte ihre menschliche Gestalt ab.
    »Die Zeit ist gekommen«, sagte Rainal, »den neuen Fürsten zu wählen.«
    41
    »Wer benennt einen Kandidaten als neuen Fürsten?«
    Ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen, dann sprach Baron MacPhee.
    »Ich benenne Sarapen MacRinnalch.«
    Das war gut. Es war angebracht, dass der Vorschlag von einem loyalen Anhänger des Clans kam und nicht von einem Mitglied der Herrscherfamilie.
    Baron MacPhee war dem alten Fürsten ein wunderbarer Freund und Gefährte gewesen. Rund um den Tisch erklang zustimmendes Gemurmel, und die Barone machten sich bereit, ihre Gläser auf Sarapen als neuen Anführer des Clans zu erheben.
    78
    »Ich nehme die Benennung an.« Sarapen gab die einzig richtige Antwort.
    »Gibt es weitere Benennungen?«, fragte Rainal als reine Formalität. Weitere Sekunden verstrichen schweigend. In der Ecke prasselte das riesige Feuer.
    Sarapen machte Anstalten aufzustehen. Genau in diesem Moment, als hätte sie extra abgewartet, um ihn zu demütigen, machte Dominil laut und deutlich ihren Vorschlag.
    »Ich benenne Markus MacRinnalch«, sagte sie.
    Wieder setzte Gemurmel ein, dieses Mal etwas lauter. Sarapen sackte auf seinen Stuhl. Er starrte Dominil wütend an. Dominil, immer noch als Mensch, immer noch mit ihrer glatten, weißen Mähne, die sich über ihre Schultern ergoss, starrte aus schwarzen Augen zurück. Sarapen ärgerte sich zwar über die Verzögerung, aber er machte sich noch keine Sorgen. Dominus Worte hatten ihn auch nicht besonders überrascht. Zwischen Sarapen und Dominil hatte einmal eine Art Beziehung bestanden, und jetzt war ihr Verhältnis extrem abgekühlt. Sarapen war erstaunt, dass sie ihre Abneigung ihm gegenüber in dieses Treffen hineintrug, wo es doch sicher nur peinlich für sie werden konnte, aber das konnte er tolerieren. Er wartete auf Rainals nächste Worte.
    »Nimmst du die Benennung an?«, fragte Rainal an Markus gewandt.
    Sarapen rechnete keine Sekunde lang damit, dass er das tun würde. Als Markus gelassen Sarapens eigene Worte wiederholte, war der mächtige Werwolf fassungslos.
    »Ich nehme die Benennung an.«
    Das Gemurmel am Tisch wurde lauter.

    »Du nimmst an?«, knurrte Sarapen.
    »Ja.«
    »Was glaubst du denn, wer dich wählt?«, fragte Sarapen zornig. Wut stieg in ihm auf. Markus antwortete nicht. Den Baronen war sichtlich unbehaglich zumute. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass sie würden wählen müssen.
    79
    Verasa schwieg. Sie hatte gewusst, dass Tupans Tochter Markus vorschlagen wollte. Verasa selbst hatte ihr das vor einiger Zeit nahegelegt. Dominil verabscheute Sarapen so sehr, dass dazu nicht viel Überredungskunst nötig war.
    Dies war keine Zeit für Ansprachen. Was an Wahlkampf, Verschwörungen oder Streit nötig war, fand außerhalb des Ratssaals statt. Hier wurde einfach nur gewählt. Der Clansekretär runzelte die Stirn. Auch er hatte nicht damit gerechnet, und er hoffte, die Zusammenkunft würde ohne böses Blut enden.
    »Wer für Sarapen MacRinnalch stimmt, hebe bitte die Hand.«
    Rainal zählte die Stimmen.
    »Jetzt die Stimmen für Markus MacRinnalch.«
    Wieder zählte der Sekretär, während die Werwölfe in angespannter Stille warteten.
    »Und die Enthaltungen.«
    Außer dem lodernden Feuer war allein der schwere Atem von Sarapen zu hören, der angestrengt versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu behalten.
    »Es gab sieben Stimmen für Sarapen MacRinnalch. Es gab fünf Stimmen für Markus MacRinnalch. Dazu zwei Enthaltungen. Drei Ratsmitglieder sind nicht anwesend. Da kein Mitglied des Großen Rats die erforderlichen neun Stimmen erhalten hat, erkläre ich den Gesetzen des Clans MacRinnalch zufolge, dass wir morgen erneut abstimmen.«
    Sarapen explodierte. Er

Weitere Kostenlose Bücher