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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feuerland
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großen Katze zur Seite. Und Torok und Kiona erkennen die Botschaft: Der Schneeleopard, das Schutztier ihres Clans, hat sich von ihnen abgewandt und entzieht ihnen den Schutz.
    Torok und Kiona sinken in die Knie. Nun gibt es keine Hoffnung mehr. Da knackt es hinter ihnen, Zweige brechen. Die beiden wenden sich um, es stockt ihnen der Atem. Zwischen
zwei mannshohen Felsblöcken steht ein mächtiger Höhlenlöwe, er trägt eine tote Antilope im Maul.
    Kiona wirft sich an Toroks Brust. Mann und Frau verharren reglos vor Schreck. Der Löwe wirft die Antilope ins Gras und reißt ihr ein riesiges Fleischstück aus der Brust. Dann hebt er triumphierend den Kopf, schüttelt sich, lässt die Beute fallen und gähnt. Kiona blickt in den tiefen dunklen Rachen mit den blitzenden Zähnen. Sie schließt die Augen und erwartet den Tod. Doch er kommt nicht. Da öffnet sie die Augen wieder und sieht gerade noch die Schwanzquaste des Löwen, der gemächlich mit der Antilopenbrust davontrottet.
    Ungläubig starren Torok und Kiona auf den zerfetzten Antilopenleib. Dann schiebt Torok Kiona von sich fort und erhebt sich.
    »Steh auf«, sagte er. »Wir werden nicht verhungern.« Er geht zu der Antilope, reißt ein Stück Fleisch aus dem blutigen Hals und schlingt es hinunter.
    »Der Löwe«, staunt Kiona, immer noch ungläubig, »der Löwe hat uns Fleisch gegeben?«
    »Der Schneeleopardengeist hat sich von uns abgewandt«, sagt Torok. »Doch der Löwengeist ist gekommen, um uns zu sagen, dass wir weiterleben sollen. Also werden wir weiterleben und einen neuen Clan gründen, und er wird unter dem Schutz des Löwengeistes stehen.«
    Da reißt der Himmel auf, und zum ersten Mal seit vielen Tagen zeigt sich die Sonne. Die Wasser beginnen zu sinken, und Kiona fällt auf die Knie. Sie sind gerettet. Nun, da der mächtige Geist des Höhlenlöwen über sie wacht, wird Erdmutter Ama ihnen Kinder schenken, viele Kinder, gesunde Kinder. Und aus diesen werden weitere Nachkommen hervorgehen, Kinder, die zu starken und mutigen Männern
und Frauen heranwachsen werden.
    Kiona erhebt sich. Stolz steigt in ihr auf. Sie wird die Mutter eines neuen Clans werden, und ihre Nachkommen werden sie, Kiona, erste Ahnfrau des Löwenclans nennen.
    Das ist die Geschichte vom Löwenclan, wie mein Vorgänger und Clanführer So’ip sie mir erzählt hat, der sie so von seinem Vorgänger und Clanführer Merut gehört hat, der sie wiederum von seinem Vorgänger und Clanführer Kanba erfahren hat.

IM VERSTECK
    M auk schob die Zweige des Busches, hinter dem er sich verbarg, beiseite und spähte zu den Felsterrassen hinüber. Schon seit etlichen Tagen hielten er, Atlin und Roor sich im Otterbachtal auf, doch hatte Atlin darauf gedrängt, dass sie sich vorerst verborgen halten sollten. Nur höchst widerwillig hatte Mauk zugestimmt. Aber der Bruder hatte recht: Sie galten als Ausgestoßene, die von ihrem Clangeist verlassen worden waren und somit keine Rechte besaßen. Doch immer schwerer ertrug es Mauk, sich ständig verstecken zu müssen. Er war ein stolzer Mann und hatte nichts getan, wofür er sich schämen musste. Immer wieder kochte der Zorn in ihm hoch, und dann haderte er mit Ama und sämtlichen Geistern.
    Warum hatte Ama die Feuerpferde fortgeholt?
    Unzählige Male hatte er sich diese Frage gestellt. Atlinund Roor ertrugen ihr Schicksal als den unerforschlichen Willen der Erdmutter. Doch Mauk war entschlossen, nicht aufzugeben. Er wollte die Feuerpferde finden, um seinen Clan fortzuführen, und er wusste auch schon, mit wem. Die Frau, die er sich zur Gefährtin wünschte, lebte auf der anderen Seite des Baches, in den Höhlen der Felsterrassen. Ihr Haar glänzte wie Haselnüsse, ihre Haut schimmerte wie das nächtliche Lichthorn und der Name, mit dem sie von ihren Leuten gerufen wurde, war Yonna.
    Über zwei Mondwechsel war es her, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Nach der Schneeschmelze waren er, Atlin und Roor weiter nach Süden gewandert. Das Land gefiel ihm. Es war ein gutes, üppiges Land mit zahlreichen Flüssen und mit saftigem Gras, das viele Vögel und große Tierherden anlockte: Rentiere, Hirsche, Bisons, Mammuts, Rinder, Wollnashörner und Pferde. Gelegentlich waren sie auch Fremden begegnet, Händlern oder herumziehenden Clanen.
    Ob sie Feuerpferde gesehen hätten, hatte Mauk sich bei allen erkundigt. Misstrauisch hatten ihn die Reisenden angesehen. Feuerpferde? Nein. Nur einer hatte sofort genickt. Weiter unten im Südland, ja, dort habe er rote

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