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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feuerland
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und in Amas dunkles Reich eingehen, werden auch unsere Seelen zu den Wassern zurückkehren. Doch es werden neue Clane kommen und nach ihnen wieder neue, und jedes Geschlecht wird neue Bilder sehen und neue Klänge hören. Und ich sehe«   – Loas’ Stimme war lauter geworden   –, »ich sehe Menschen, die die Wolken durchstechen und zum Weltendach fliegen, um auf das Horn des Himmelsstiers zu steigen! Sie werden auf riesigen Schwänen fliegen, deren Schwingen vielfach größer sind als die Äste von Toroks Baum. Sie werden auf hölzernen Mammuts reiten, deren Atem wie schwarzer Dampf bis in die Wolken steigt. Und ich sehe   –«
    Er stockte, sein Atem rasselte laut. Seine Augen blickten starr und weit aufgerissen nach oben, Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn.
    »–   Käfer«, sprach Loas langsam weiter. »Käfer mit glänzenden Panzern, die über die Erde laufen in großen Scharen, und überall wird ein großes Geschrei sein, und die Flüsse sind rot von Blut und treten über die Ufer.«
    Mit offenem Mund saß Kalla da. Die Nacht würde den Tag verschlingen? Menschen würden auf das Horn des Himmelsstiers steigen? So etwas hatte sie noch nie gehört. Und was meinte er mit den Käfern und den roten Flüssen?
    Ungläubig starrte sie den Seher an, der in sich zusammengesunken war. Immer noch waren seine Augen geschlossen, doch Kalla sah, wie die Augäpfel unter den Lidern zuckten. Erzählte Loas von Bildern, die er im Schlaf sah?
    Aber Loas schlief nicht. Sein Geist schien in weiter Ferne zu weilen. Doch dann erhob sich der alte Mann unvermittelt und ging in den Roten Felsen hinein. Kalla schien er völlig vergessen zu haben.
    Sie blieb sitzen, wie betäubt von dem, was sie eben gehört hatte. Ihr Herz pochte und ihr Hals fühlte sich trocken an. Gedankenverloren verfolgte sie den Flug eines schwarzen Vogels, der am Himmel kreiste und schrille Schreie ausstieß, wieder und wieder, bis Kalla fast schwindlig wurde.
    Inzwischen war die Sonne gesunken und tauchte den Felsen in rotes Licht. Auf dem Boden hockte unverändert reglos die Spinne, von Ferne drang das stetige Rauschen des Wasserfalls herüber, und zwischen den Efeuranken blinkten feuerfarbene Sonnenpunkte auf. Plötzlich raschelte es im Gebüsch. Wenig später ertönte ein Knurren. Dann schrie ein Vogel auf, und gleich darauf sah Kalla einen Fuchs mit seiner blutigen Beute davontrotten.
    Langsam erhob sie sich und machte sich auf den Heimweg. Ihre Beine fühlten sich schwer und müde an wie nach einer langen Reise. Während sie zum Felsmassiv zurückging, geisterten die Gestalten aus Loas’ Erzählungenweiter in ihrem Kopf herum. Sie sah glänzende Käfer in blutroten Bächen schwimmen, hölzerne Mammuts, die schwarze Dampfwolken ausstießen   –
    Sie schüttelte sich, doch die Bilder ließen sie nicht los. Da begann sie zu laufen, immer schneller, hinunter zum Feuer am Otterbach, den vertrauten Stimmen entgegen.
    Dort waren inzwischen die Männer zurückgekehrt. Wie fast immer hatte es einige Verletzungen gegeben. Chanis ältester Bruder hatte sich an einem Ast die Schulter blutig gerissen. »Ist gar nicht schlimm«, hatte er heldenhaft behauptet. Doch Blaga hatte darauf bestanden, dass Nomit ihm einen Umschlag mit Beinwurz anlegte. Sie selbst kümmerte sich um Nars, einen jungen Mann vom Wisentclan. Seine Verletzung war wesentlich ernsthafter. Er hatte sich den linken Unterarm gebrochen, und die Heilerin hatte ihn in ihre Höhle gebracht und ihn mit einem Verband aus feuchter Birkenrinde verarztet.
    »Nicht bewegen«, sagte sie streng, während sie den Arm mit einem Stock schiente. »Und mit der Jagd musst du mindestens einen Mondlauf warten.«
    Nars, der das erste Mal bei der Herbstjagd teilnehmen sollte, hatte nicht wahrhaben wollen, dass sein Traum zerplatzt war. Entgegen Blagas Mahnungen hatte er versucht, den Arm zu bewegen, und erst der unerträgliche Schmerz hatte ihn überzeugt, dass die Heilerin recht hatte. Niedergeschlagen war er zu den anderen zurückgeschlichen, die sich um die Feuerstellen versammelten, wo die Frauen das Essen verteilten: Zwiebeln, Fleisch, Kräuterr, Bärlauch, Fisch. Kalla lief das Wasser im Mund zusammen, als sie eine Schale mit gebratenen Schneehühnern entdeckte. Hastig riss sie dem obersten Vogel ein Bein heraus und schlang das knusprige Fleisch hinunter.
    »Wie ein Wolf«, kommentierte Krot, der sie grinsend beobachtete. Die Umstehenden lachten. Jeder wusste, dass der Wolf Kallas Schutztier war.
    »Pass

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