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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feuerland
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Schlupfwinkel nie verlassen. Doch Mauk hatte sich jede Nacht aufgemacht, um Wasser, Wurzeln und Fleisch zu beschaffen. Bald kannte er jeden Winkel des Otterbachtals. Manchmal entdeckte er ein Versteck und blieb auch tagsüber im Tal. Auf diese Weise verschaffte er sich auch einen Eindruck vom Leben des Löwenclans, und was er sah, gefiel ihm. Die Löwenleute waren fröhliche und starke Menschen, offenherzig, mutig und klug. Nun musste er nur noch den rechten Moment abwarten, um ihnen gegenüberzutreten.

DIE SUCHE NACH TOMO
    A m Morgen nach dem großen Essen beseitigten die Frauen und Kinder die Spuren des Festes. Der Lagerplatz wurde von Fleischresten, Knochen und Abfällen gesäubert, die Aschehaufen der ausgebrannten Feuer festgestampft.
    Die Männer hatten bereits im Morgengrauen das Lager verlassen und würden erst zurückkehren, wenn die Jagd vorüber war. Wohin sie heute, am Tag vor der Jagd, gingen und was genau sie taten, wussten die Frauen nicht. Sie fragten auch nicht danach. Die Jagd war ausschließlich Männersache, und zu den Vorbereitungen gehörten Rituale, die den Männern vorbehalten waren. Frauen und Kinder blieben von den Versammlungen und Zeremonien der Männer ausgeschlossen. Sollte eine Frau es jemals wagen, in die Welt der Männergeheimnisse einzudringen,würde sie schwer bestraft werden. Wie diese Strafe aussah, wusste allerdings keiner genau, denn ein derartiger Verstoß war noch nie vorgekommen. Lediglich gehört hatte man von einem solchen Fall: Er betraf eine Frau vom Wollnashornclan im fernen Nordland. Sie hatte ihre Neugier nicht zügeln können und ein geheimes Männerritual belauscht. Für diese Verfehlung war sie von ihrem Clan verstoßen worden; so jedenfalls hatte es ein Händler vom Antilopenclan erzählt. Normalerweise aber machten sich die Frauen kaum Gedanken über die Geheimnisse der Männerwelt, wie es umgekehrt auch den Männern nicht einfiel, sich in die Frauengeheimnisse einzumischen.
     
    Kalla saß mit Chani am Ufer des Otterbachs. Die Luft war kühler als am Vortag, doch in der Sonne war es noch warm und die Mädchen ließen ihre Beine von den Wellen umspülen. Eine Weile hatten sie mit den Kindern gespielt. Die kleine Wani hatte sich dringend ein schwimmendes Zelt gewünscht, und Kalla hatte ihr aus drei Astgabeln und einem leeren Vogelnest ein Gefährt gebaut. Begeistert hatte Wani ihr schönstes Schneckenhaus hineingelegt. Tatsächlich hatte das winzige Boot anmutig kreiselnd auf den Wellen des Baches getanzt, war dann aber auf Nimmerwiedersehen hinter der nächsten Biegung verschwunden. Chani war währenddessen von Jati und Raip, einem Jungen vom Wisentclan, in Beschlag genommen worden. Die beiden hatten so lange gebettelt, bis sie jedem aus Lederschnüren ein Stirnband geflochten hatte. Dann hatten sich die Kinder davongemacht, um sich mit Stein- und Knochenspielen zu vergnügen.
    Kalla saß im Gras und hielt ihr Gesicht der Sonne entgegen. Hinter ihr kniete Chani mit einem großen dreizackigenHolzkamm. Sie hatte Kallas Haar gekämmt und band es mit einer Lederschnur zusammen.
    »Schade, dass wir uns nicht öfter sehen«, sagte sie.
    Auch Kalla bedauerte, dass das Lager des Hirschclans mehrere Tagesreisen entfernt lag, denn unter den Mädchen des Löwenclans war keines, mit dem sie sich so gut verstand wie mit Chani. Die anderen Mädchen waren entweder wesentlich älter oder jünger als Kalla.
    »Ja«, sagte Kalla. »Ich vermisse dich oft.«
    »Ich dich auch«, sagte Chani und steckte der Freundin eine weiße Vogelfeder ins Haar. Dann legte sie ihr ein geflochtenes Band um den Hals, an dem ein Stein hing.
    »Für meine einzige und beste Freundin«, sagte sie.
    Kalla setzte sich überrascht auf.
    »Ist der aber schön!«
    Der Stein war fast kreisrund und schimmerte grün.
    »Ferigal hat erzählt, es gibt Stämme, in denen nur Frauen leben«, fiel es ihr unvermittelt ein. »Stell dir vor, sie teilen ihr Lager nur so lange mit einem Mann, bis Ama sie gesegnet hat. Dann schicken sie ihn wieder fort. Sie sorgen ganz für sich alleine. Und sie machen auch ihre Waffen selbst und gehen auf die große Jagd.«
    »Auf die große Jagd? Frauen?«
    Chani richtete sich auf. Wie im Löwenclan war es auch im Hirschclan den Frauen erlaubt, Fallgruben zu bauen und kleinere Tiere zu erlegen. Eine Frau, die etwas von der Jagd verstand, war für einen Mann durchaus vorteilhaft, denn sie konnte ihn als Fährtenleserin und Jagdtreiberin unterstützen und Waffen reparieren. Die Jagd auf

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