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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit
Autoren: Laura Feuerland
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Vergehen innerhalb des Clans handelte oder um das Gesetz Leben gegen Leben. Dann wurden auch die Stimmen der Frauen gehört. Außerdem wohnten auch die Kinder dem Gericht bei. Die jüngeren pflegten bald in den Armen ihrer Mütter oder Geschwister einzuschlafen, die älteren hörten gespannt zu. Ein Fernbleiben war nur in Ausnahmefällen gestattet. So war es Ixi, die noch sehr schwach war, erlaubt worden, mit ihrem Neugeborenen in der Höhle zu bleiben; und in der Nachbarhöhle saß Nomit und hielt die Totenwache bei Tavilana.
    Mit gesenktem Kopf trabte Kalla dem kleinen Zug hinterher.
    »Ist dir kalt?«
    Yonna hatte auf sie gewartet und legte den Arm um sie. Aber auch die vertraute Wärme der Lieblingsschwester konnte Kalla nicht trösten. Seit dem Erlebnis in den unterirdischen Höhlen fühlte sie sich zunehmend fremd unter ihren Leuten. Es war ihr, als gehöre sie nicht mehr zu ihnen, als habe sich eine unsichtbare Wand zwischen sie und die anderen geschoben. Besonders schmerzlich hatte sie dies empfunden, als sie am Nachmittag Tomo aus Meas Höhle hatte kommen sehen. Endlich, da war er! Freudig war sie aufgesprungen, um ihm entgegenzulaufen, war aber nach zwei Schritten abrupt stehen geblieben. Die anderen warenbisher zu beschäftigt gewesen, um Kallas Veränderung zu bemerken. Tomo jedoch würde sich nicht täuschen lassen. Er kannte seine Freundin so gut wie kein anderer im Clan, und Kalla war überzeugt, er werde sofort in ihren Augen lesen, dass sie etwas Schreckliches getan hatte.
    Wenig später hatte eine Neuigkeit die Runde gemacht.
    »Habt ihr gehört?«
    »Tomo wird unser nächster Clanseher!«
    Da war es Kalla noch kälter ums Herz geworden. Clanseher! Das bedeutete, dass Tomo in Zukunft im Roten Felsen leben würde. Somit hatte sie den Freund ein zweites Mal verloren. In schwindelerregend kurzer Zeit schien ihr sorgloses Leben auseinanderzubrechen. Alles, was ihr bisher so vertraut und selbstverständlich gewesen war, löste sich in Luft auf, und sie stand mit leeren Händen da.
    Wie aufgeregt und neugierig wäre sie noch vor wenigen Tagen gewesen. Ein Clangericht! Als das letzte Clangericht abgehalten wurde, war Kalla noch ein kleines Mädchen gewesen, das gerade laufen gelernt hatte. So wusste sie nur aus Erzählungen, dass es bei diesem Gericht um die schändliche Tat eines jungen Mannes namens Galir gegangen war. Zufällig war damals ein Händler vom Rentierclan im Löwenlager gewesen; der hatte die Geschichte auf seine Reisen mitgenommen und an vielen Clanfeuern erzählt.
     
    ICH,
Bagar Schutz vom des Mardergeistes Rentierclan, der stehe ich und unter der dem ich hinüber ins ferne Ostland gereist bin und hinauf bis zum kalten Nordland, erzähle euch die Geschichte von Galir vom Löwenclan, wie ich sie gesehen und gehört habe, denn ich bin selbst dabei gewesen.
    Galir vom Löwenclan war ein junger Jäger, und er hatte einen älteren Bruder namens Rand. Galir war tüchtig und ehrgeizig, doch versuchte er ständig, beliebter und erfolgreicher zu sein als sein Bruder. Als die Clanmänner eines Tages ein Bison jagten, flogen viele Speere. Doch war es der Speer von Rand, der das Tier tödlich ins Herz traf. Das Bison brach zusammen. Galir war als Erster bei dem toten Tier, und es gelang ihm, unbemerkt den Speer von Rand mit seinem eigenen zu vertauschen. So wurde er anstelle von Rand als Bezwinger des Bisons ausgerufen und stahl also seinem Bruder sowohl die Jagdtrophäen als auch den Ruhm. Sein schmählicher Betrug wurde jedoch entdeckt, und es wurde ein Clangericht abgehalten. Es wurde beschlossen, Galir für fünf Sommer aus dem Clan zu verbannen. Sollte er diese fünf Sommer überleben, wäre dies ein Zeichen der Geister, dass sie ihm die Schandtat verziehen, und der Clan würde ihn wieder bei sich aufnehmen.
    So ging Galir fort, ganz allein, in die Steppe hinaus. Doch die Kunde von seiner Ächtung flog über die Länder und Berge und Flüsse, schnell wie die Wolken im Wind, und es gab keinen Menschen, der ihm Schutz oder Hilfe gewährte. So ist er wohl jämmerlich zugrunde gegangen, Galir vom Löwenclan, ohne Freund, ohne Grab, ohne Trauergesang, denn er wurde nie mehr gesehen. Leider muss ich auch berichten, dass sein Bruder Rand sechs Monde später von einem mächtigen Hirschbullen aufgespießt wurde. Das
ist die Geschichte von Galir und Rand, wie ich sie selbst gesehen und gehört habe, ich, Bagar vom Rentierclan, der ich unter dem Schutz des Mardergeistes stehe und der ich hinüber ins
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