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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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gilt. Sie laufen und laufen, bis sie glauben, die Brust platze ihnen auseinander.
    Und sie hören sie wieder, springende Füße, die sich nähern –wo in aller Welt gibt es ein Versteck vor diesen springenden, verfolgenden Füßen? Sie laufen auf die Stadt zu. Weit ist es bis dahin nicht mehr, aber ihre Kräfte gehen zu Ende. Und unbarmherzig nähern sich die Verfolger. Es gibt keine Rettung, alles ist verloren – in wenigen Augenblicken ist alles vorbei!
    Da sehen sie ihn! Beide sehen ihn. Dort blinkt die erste Straßenlaterne, und ihr Schein fällt auf eine wohlbekannte, lange Gestalt in der Uniform eines Polizisten.
    »Onkel Björk, Onkel Björk, Onkel Björk!«

    Sie schreien, als wären sie in Seenot, und Onkel Björk winkt ihnen abwehrend zu – wer wird auch nachts ein solches Geschrei loslassen! Als er ihnen entgegengeht, ahnt er nicht, daß die beiden Jungen ihn jetzt mehr lieben als seine eigene Mutter.
    Kalle stürzt sich auf ihn und schlingt keuchend die Arme um ihn.
    »Bester, bester Onkel Björk – verhaften Sie diesen Schurken dort!«
    Er dreht sich um und zeigt. Aber die springenden Schritte haben aufgehört. So weit man in das Dunkel hineinsehen kann –kein Mensch ist zu entdecken. Kalle seufzt, er weiß selbst nicht, ob vor Erleichterung oder aus Bedrängnis. Hier lohnt es nicht, Kidnapper zu jagen. Er sieht das ein. Gleichzeitig sieht er aber auch etwas anderes ein. Er kann Schutzmann Björk gar nicht erzählen, wie alles vor sich ging, was geschehen ist, warum sie geschrien haben, weshalb sie jetzt hier stehen. »Nein, nicht die Polizei, nicht, bevor ich Rasmus in Sicherheit habe.« Davor hatte der Professor deutlich gewarnt. Peters ist von der Finsternis verschluckt worden. Sicher ist er bereits auf dem Weg zu seinem Auto, das ihn schnell zu der Insel bringt – und zu Rasmus!
    Nein, man darf die Polizei nicht hineinziehen, man darf nicht gegen den Professor handeln. Wenn man auch tief in seinem Innern glaubt, daß es sicher das klügste wäre. Der Professor als Erwachsener muß es doch wissen, und er hat ausdrücklich verboten, die Polizei zu holen. Und er sagt, Rasmus würde durch das Eingreifen der Polizei gefährdet. Und das stimmt … Nein, man darf nichts gegen den Willen des Professors tun … Ver-flucht, wie ist das alles schwer!
    »Soso, der Meisterdetektiv ist wieder an der Arbeit«, sagt Björk lächelnd. »Wo hast du denn deine Schurken gelassen, Kalle?«
    »Die sind entwischt«, keucht Anders, und Kalle tritt ihm warnend auf die Zehen. Die Warnung ist aber unnötig. Anders weiß, wenn es die Kriminalistik betrifft, führt Kalle das Wort.
    »Die kriechen gerade durch die Röhre.« So wischt Kalle alles mit einem Witz weg, und Björk beginnt sofort, von etwas anderem zu reden.
    »Ihr seid mir schon Helden«, sagt er. »Heute morgen habe ich deinen Vater getroffen, Kalle, und er war ziemlich wütend, glaub mir das. Daß ihr euch nicht schämt, einfach von zu Hause wegzulaufen! Es war wirklich Zeit, daß ihr zurückgekommen seid!«
    Wäre jemand in dieser Nacht gegen zwei Uhr an Viktor Blomquists Lebensmittelgeschäft vorbeigegangen, er hätte denken müssen, im Laden seien Einbrecher am Werke. Hinter den Tischen wurde mit einer Taschenlampe geleuchtet, und ab und zu konnte man zwei Schatten am Schaufenster vorbeihuschen sehen.
    Die beiden Schatten wurden nicht entdeckt, weil kein Mensch dort nachts vorbeiging. Der Lebensmittelhändler Blomquist und seine Frau, die in ihren Betten lagen, genau über dem Laden, hörten auch nichts, denn die Schatten verstanden die Kunst, sich lautlos zu bewegen.
    »Ich will mehr Wurst haben«, sagte Anders mit vollem Mund. »Mehr Wurst will ich haben und mehr Käse!«
    »Nimm nur, greif zu«, sagte Kalle. Er hatte genügend damit zu tun, selbst in sich hineinzustopfen.
    Und sie aßen. Sie schnitten dicke Scheiben von dem geräu-cherten Schinken herunter und aßen. Sie hieben mächtige Stük-ke von der Salamiwurst und aßen. Sie zogen ein großes, weiches, duftendes Weißbrot hervor und aßen. Sie pulten das Stanniolpapier von den kleinen dreieckigen Käsestückchen und aßen. Sie steckten die Hände in die Rosinenkiste und aßen. Sie aßen und aßen und aßen – es war die Mahlzeit ihres Lebens.
    »Etwas weiß ich ganz bestimmt«, sagte Kalle schließlich.
    »Niemals, solange ich lebe, kommt noch eine Blaubeere über meine Lippen.«
    Mit einem wunderbaren Gefühl von grenzenloser Sattheit schlich Kalle die Treppe hinauf. Es kam darauf an, alle

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