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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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trat er einen Schritt zurück und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. »Jesus Christus«, flüsterte er. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und spähte verzweifelt zu mir hoch. »Wer - wer hat es dir gesagt? Zalumma?«
    »Zalumma weiß von nichts.«
    »Dann einer von Francescos Dienern?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass du zu Savonarola gehst. Ich weiß auch, dass du ihm auftragen sollst, gegen die Medici zu predigen, nicht aber gegen Papst Alexander. Doch du machst deine Sache nicht sehr gut.«
    »Wer? Wer erzählt dir so etwas?« Als ich schwieg, zeichnete sich nackte Angst auf seinem Gesicht ab. »Du bist eine Spionin. Meine Tochter spioniert für die Medici .« Es war keine Anklage; er legte den Kopf in beide Hände, allein der Gedanke entsetzte ihn.
    »Ich bin niemandes Spion«, sagte ich. »Ich habe seit Giulianos Tod keinen Kontakt zu Piero gehabt. Ich weiß nur, was ich dir gerade gesagt habe. Ich bin durch Zufall an die Information gekommen.«
    Er stöhnte; ich dachte, er finge an zu weinen.
    »Ich weiß ... ich weiß, du hast es nur getan, um mich zu schützen«, sagte ich. »Ich bin nicht hier, um dich anzuklagen. Ich bin hier, weil ich helfen will.«
    Er ergriff meine Hand und drückte sie. »Verzeih«, sagte er. »Es tut mir so leid, dass du das alles erfahren musstest. Trotzdem . Fra Girolamo ist ein ernsthafter Mann. Ein guter Mann. Er will Gottes Werk tun. Ich habe ehrlich an ihn geglaubt. Ich hatte solche Hoffnungen . aber er ist von bösen Männern umgeben. Und er lässt sich zu leicht beeinflussen. Einst hatte ich sein Vertrauen, doch nun bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    Ich hielt seine Hand fest. »Das spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass deine Auftraggeber unzufrieden mit dir sind. Du bist in Gefahr. Wir müssen fort von hier. Du und Matteo und ich - wir müssen Florenz verlassen. Es gibt keinen Grund, noch länger hier zu bleiben.«
    »Du bist nie in Sicherheit gewesen.« Mein Vater schaute hohläugig zu mir auf.
    »Ich weiß. Aber du bist auch nicht sicher.« Ich sank neben ihm auf die Knie, noch immer seine Hand haltend.
    »Meinst du nicht, dass ich auch schon daran dachte, fortzugehen? Vor Jahren - nachdem deine Mutter gestorben war, wollte ich dich zu meinem Bruder Giovanni aufs Land mitnehmen, weil ich dachte, du und ich, wir wären dort sicher. Sie haben es herausgefunden. Sie haben einen Verbrecher zu meinem Bruder geschickt, der ihn mit einem Messer bedrohte; dasselbe haben sie mit mir gemacht. Sie beobachten uns. Selbst jetzt, wenn ich dich zur Kutsche hinausbringe, wird Claudio dein Gesicht betrachten. Bist du aufgewühlt, wird er Francesco alles berichten, haarklein.« Er tat einen scharfen, schmerzvollen Atemzug. »Es gibt Dinge, die ich dir nicht erzählen kann, verstehst du? Dinge, die du nicht wissen darfst, weil Claudio, weil Francesco sie in deinen Augen lesen. Denn du wirst unbesonnen handeln und uns alle in Gefahr bringen; Matteo gefährden.«
    Ich zögerte. »Ich glaube nicht, dass Francesco wirklich jemandem erlauben würde, Matteo etwas anzutun.« Mein Gemahl zeigte echte Zuneigung zu dem Jungen; ich musste es glauben, um den Verstand nicht zu verlieren.
    »Sieh ihn an«, sagte mein Vater, und zuerst wusste ich nicht, von wem er sprach. »Er ist noch ein kleines Kind, aber selbst ich sehe den leiblichen Vater in seinem Gesicht!«
    Die Worte durchbohrten mich; ich wurde sehr still. »Und wenn du mich ansiehst, wessen Gesicht siehst du dann?«
    Er schaute mich mit einer Mischung aus Schmerz und Liebe an. »Ich sehe ein Gesicht, das viel schöner ist als das meine . « Er küsste meine Hand; dann erhob er sich und zog mich mit hoch. »Mir macht es nichts, wenn sie mir drohen, aber du und der Kleine - ich werde eine Möglichkeit finden. Überall haben sie Spione, in ganz Florenz, in Mailand, in Rom ... aber ich werde uns einen sicheren Ort suchen, irgendwo. Du darfst darüber nicht sprechen, du darfst niemandem etwas sagen. Wir reden wieder miteinander, wenn es sicher ist.« Er überlegte einen Augenblick und fragte dann: »Hat jemand gesehen, dass Zalumma bei mir war?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Claudio war zu Hause. Wir haben allen gesagt, sie sei für mich zum Apotheker gegangen.« Das Alibi schien vernünftig; der Laden des Apothekers war in derselben Straße wie die Werkstatt meines Vaters.
    Er nickte, während er alles überdachte. »Gut. Dann sag ihnen, dass Zalumma vorbeikam und erfuhr, ich sei krank und nach Hause gegangen - und du hast

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