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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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den Altar, kniete nieder und schluchzte unbeherrscht. Guglielmo de' Pazzi rang in offensichtlichem Entsetzen die Hände und jammerte: »Ich bin kein Verräter! Davon habe ich nichts gewusst! Nichts! Bei Gott, Lorenzo, ich bin vollkommen unschuldig!«
    Lorenzo sah die Hand nicht, die von hinten nach ihm griff und sich leicht auf seine linke Schulter legte - doch er spürte sie wie einen Blitzschlag. Mit der durch jahrelange Fechtkunst angeeigneten Anmut und Kraft löste er sich aus dem Griff des Feindes, den er nicht sehen konnte, zog das Schwert und wirbelte herum.
    Während der plötzlichen Bewegung ritzte ihn eine scharfe Klinge direkt unterhalb des rechten Ohrs; unwillkürlich schnappte er nach Luft, als er bemerkte, wie seine zarte Haut aufriss, wie warme Flüssigkeit über seinen Hals auf die Schulter rann. Doch er blieb auf den Beinen und hielt sein Schwert hoch, bereit, weitere Attacken abzuwehren.
    Lorenzo stand vor zwei Priestern: der eine zitterte hinter einem kleinen Schild, halbherzig ein Schwert umklammernd, und starrte auf die Menge, die ringsum durcheinanderlief - die meisten strömten zu den Toren der Kathedrale. Er aber war verpflichtet, seine Aufmerksamkeit auf Lorenzos persönlichen Diener Marco zu richten, einen muskulösen Mann, der, obschon im Umgang mit dem
    Schwert kein Fachmann, mit brutaler Stärke und Begeisterung das Beste daraus machte.
    Der zweite Priester hatte es auf Lorenzo abgesehen; mit wildem Blick hob er seine Waffe zum zweiten Versuch.
    Lorenzo parierte zweimal. Dieser Priester, hager, blasshäutig, unrasiert, hatte die grimmigen Augen und den offenen, verzerrten Mund eines Wahnsinnigen. Er hatte auch die Kraft eines solchen, und Lorenzo stand kurz davor, unter seinen Hieben zusammenzubrechen. Klinge prallte auf Klinge, das Klirren hallte von den hohen Decken der inzwischen fast leeren Kathedrale wider.
    Die beiden Kämpfer verkeilten sich, Heft an Heft drük-kend mit einer Raserei, die Lorenzos Hand zittern ließ. Er starrte in die Augen seines wild entschlossenen Gegners und schnappte nach Luft, als er die Empfindung darin las.
    Während die beiden sich mit gekreuzten Klingen gegenüberstanden und keiner von ihnen weichen wollte, schrie Lorenzo: »Warum hasst Ihr mich so?«
    Die Frage war ernst gemeint. Er hatte für Florenz und seine Bürger immer nur das Beste gewollt. Er verstand den Groll der anderen nicht, wenn der Name Medici fiel.
    »Für Gott«, sagte der Priester. Sein Gesicht war nur eine Handbreit von dem seines Feindes entfernt. Schweiß rann ihm über die bleiche Stirn; sein heißer Atem streifte Lorenzos Wange. Seine Nase war lang, schmal, aristokratisch; wahrscheinlich entstammte er einer altehrwürdigen Familie. »Für die Liebe Gottes!«
    Dann zog er seine Waffe so kräftig zurück, dass Lorenzo nach vorn taumelte und der Klinge gefährlich nah kam.

7
    Kurz zuvor, als er sein langes Messer zog und über den Kopf hob, waren Baroncelli Dutzende von Sätzen eingefallen, die er für diesen Augenblick eingeübt hatte; kein einziger kam ihm über die Lippen, und was er schließlich ausrief, klang selbst in seinen Ohren lächerlich.
    »Da, Verräter!«
    Die Kirchenglocken hatten gerade zu läuten begonnen, als Giuliano aufschaute. Beim Anblick des Messers riss er gelinde überrascht die Augen auf.
    Baroncelli, am Ende doch dem Wahnsinn nachgebend, zögerte nicht und stieß zu.
    Lorenzo, aus dem Gleichgewicht geraten, stolperte auf seinen Gegner zu - und brüllte aus Widerwillen gegen sich selbst auf, denn er erkannte, dass er sein Schwert nicht rechtzeitig würde heben können, um den nächsten Hieb abzuwehren.
    Bevor der Priester mit dem wilden Blick Lorenzo jedoch noch schwerer verletzen konnte, stellte sich Francesco Nori mit gezücktem Schwert vor seinen Dienstherrn. Weitere Freunde und Förderer kreisten die potenziellen Mörder ein. Vage wurde sich Lorenzo der Gegenwart von Angelo Poliziano bewusst, auch der alternde, stattliche Architekt Michelozzo war da, Verrocchio, der Bildhauer der Familie, Antonio Ridolfo, ein Geschäftspartner, der Prominente Sigismondo della Stuffa. Sie schirmten ihn von dem Angreifer ab und begannen, ihn zum Altar zu schieben.
    Lorenzo widersetzte sich ihnen. »Giuliano!«, schrie er. »Wo bist du, Bruder?«
    »Wir werden ihn suchen und beschützen. Und jetzt geht!«, befahl Nori und deutete mit dem Kinn Richtung Altar, wo die beunruhigten Priester den Kelch hatten fallen lassen und das Altartuch mit Wein besudelt hatten.
    Lorenzo war

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