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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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retten.
    Mit einer Kraft, die er nicht besaß, stemmte er sich nach hinten gegen den Büßer, woraufhin der Mann rückwärts auf den Saum seines Gewandes trat und stürzte, verheddert in seine Robe.
    Giuliano stand es frei, die Flucht zu ergreifen, sich taumelnd von seinen Angreifern zu entfernen - doch er wusste, dass ihr Hauptziel Lorenzo sein musste.
    Die Zeit verging langsamer, genauso wie an jenem Tag im Arno. Trotz seiner Lethargie zwang sich Giuliano, das Unmögliche zu tun und eine Barriere zwischen den Angreifern und Lorenzo zu errichten. Wenn er schon keinen Warnruf an den Bruder abgeben konnte, dann wollte er wenigstens die Mörder behindern.
    Er vernahm die Stimme seines Bruders. Giuliano! Bruder, sag etwas!
    Er hätte nicht sagen können, ob sie aus dem Duomo kam oder ob es ein Echo aus der Kindheit war, die Stimme eines elfjährigen Jungen, der vom Flussufer aus rief. Er wollte seinem Bruder zurufen, er solle laufen, doch er brachte keinen Ton heraus. Er rang verzweifelt nach Luft und drohte an warmer Flüssigkeit zu ersticken.
    Baroncelli versuchte sich an ihm vorbeizuquetschen, aber Giuliano wankte ihm absichtlich in den Weg. Francesco de' Pazzi schob sich an seinem Mitverschwörer vorbei. Der Anblick von Blut hatte ihn in Raserei versetzt; seine kleinen schwarzen Augen funkelten, sein drahtiger Körper bebte vor Hass. Er hob seinen Dolch - eine lange Klinge, fast so schlank und scharf wie ein Stilett -, und auch er versuchte, an Baroncellis Opfer vorbeizukommen, allein, Giuliano ließ es nicht zu.
    Giuliano öffnete den Mund. Heraus kam ein qualvolles Röcheln, dabei wollte er rufen, Ihr werdet meinem Bruder nicht nahe kommen. Zuerst sterbe ich, aber ihr werdet niemals Hand an meinen Bruder legen.
    Francesco knurrte etwas Unverständliches und stach dann zu. Der unbewaffnete Giuliano hob abwehrend eine Hand; der Dolch bohrte sich durch sein Handgelenk und seinen Unterarm. Verglichen mit der Pein in Brust und Rücken waren diese frischen Wunden nicht schlimmer als ein Insektenstich. Er trat einen Schritt auf Francesco und Baroncelli zu und zwang sie zurückzuweichen, womit Lorenzo Zeit hatte zu fliehen.
    Francesco, dieser boshafte kleine Mann, ließ einen Schwall an Beschimpfungen vom Stapel, machte all dem Zorn, all der Feindschaft, die seine Familie den Medicis entgegenbrachte, Luft. Jeden Satz unterstrich er mit einem weiteren Dolchstoß.
    Hurensöhne, alle, die ihr da seid! Euer Vater hat das Vertrauen meines Vaters missbraucht ...
    Giuliano spürte den bohrenden Schmerz in seiner Schulter, im Oberarm. Er konnte ihn nicht länger abwehrend oben halten; entkräftet sank er an seiner blutdurch-tränkten Seite herab.
    Euer Bruder hat sein Möglichstes getan, uns aus der Signoria herauszuhalten.
    Tiefere Wunden: wieder seine Brust, sein Hals, ein Dutzend Hiebe in seinen Oberkörper. Francesco war ein Wahnsinniger. Seine Hand, seine Klinge bearbeiteten Giu-liano derart, dass beide von roten Spritzern übersät waren. Seine Bewegungen waren so wild und unkontrolliert, dass er sich selbst in den Oberschenkel traf. Er schrie auf, als sich sein Blut mit dem seines Feindes mischte. Der Schmerz befeuerte Francescos Wut noch zusätzlich; unablässig stach er zu, immer wieder.
    Beim Papst schlecht über uns geredet.
    Unsere Familie beleidigt.
    Die Stadt bestohlen.
    Giuliano ertrank. Für gewöhnlich hätte ihn eine solche Verleumdung seines Bruders wütend gemacht, doch er war an einen Ort gelangt, an dem seine Emotionen schwiegen.
    Das Wasser in der Kathedrale war von Blut getrübt; er konnte das schwankende Bild seiner Angreifer kaum von den sich raufenden Menschen dahinter unterscheiden. Baroncelli und Francesco schrien. Giuliano sah ihre Münder offen stehen, sah das Aufblitzen geschwungener Klingen, getrübt durch den schlammigen Arno, hörte aber nichts. Im Fluss herrschte ein gespenstische Stille.
    Ein Sonnenstrahl drang zur offenen Tür herein, die nach Norden auf die Via de' Servi hinausführt. Er machte einen Schritt darauf zu, suchte Lorenzo, doch der Strom riss jetzt an ihm. Es war so schwer, durch das wirbelnde Wasser zu waten.
    Gerade außerhalb seiner Reichweite weinte die schwarzhaarige Anna, trauerte händeringend um die Kinder, die sie vielleicht gehabt hätten; ihre Liebe zerrte an ihm. Sein Herz aber gehörte zum Schluss Lorenzo. Lorenzo, dem das Herz bräche, wenn er seinen jüngeren Bruder fände. Das bedauerte Giuliano am meisten.
    »Bruder.« Giulianos Lippen formten das Wort, als er

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