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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Auftreten veränderte sich schlagartig, und sie gab sich salbungsvoll. »Ich bin eine arme Sklavin und habe nicht das Recht, einem gelehrten Mann zu widersprechen, Vater. Wir müssen meine Herrin zur Kutsche bringen. Würdet Ihr uns bitte helfen?«
    Der Priester betrachtete sie zu Recht argwöhnisch, konnte jedoch nicht ablehnen. Also lief ich los, um unseren Kutscher zu suchen; als er vorgefahren war, trugen er und der Priester meine Mutter hinaus.
    Erschöpft schlief sie ein, den Kopf auf Zalummas Schoß gebettet; ich hielt ihre Beine fest. Wir fuhren direkt über den Ponte Santa Trinita nach Hause, eine reizlose Brücke, auf der es keine Läden gab.
    Unser Palazzo in der Via Maggio war weder groß noch prunkvoll, obwohl mein Vater es sich hätte leisten können, das Haus mehr zu verzieren. Es war vor einem Jahrhundert von seinem Ururgroßvater aus schlichter pietra serena erbaut worden, einem kostspieligen, aber grauen Stein. Mein Vater hatte keine Anbauten vorgenommen und hatte auch keine Statue hinzugefügt oder die schlichten, ausgetretenen Böden, geschweige denn die verkratzten Türen ersetzt; er vermied unnötigen Schmuck. Wir fuhren durch das Tor. Zalumma und der Kutscher hoben meine Mutter aus der Kutsche.
    Zu unserem Entsetzen stand mein Vater Antonio in der Loggia und beobachtete uns.
12
    Mein Vater war früh nach Hause gekommen. Er trug seinen üblichen dunklen farsetto, einen roten Umhang und eine schwarze Trikothose, und stand mit verschränkten Armen am Eingang zur Loggia, sodass wir ihm keinesfalls entgehen konnten. Er hatte scharfe Gesichtszüge, goldbraunes Haar, das zum Scheitel hin dunkler wurde, eine schmale Hakennase und buschige Augenbrauen über hellen, bernsteinfarbenen Augen. Seine Missachtung für alles Modische zeigte sich in seinem Gesicht; zu einer Zeit, da Männer für gewöhnlich glatt rasiert waren oder einen gestutzten Kinnbart trugen, hatte er einen Vollbart.
    Ironisch daran war nur, dass niemand außer ihm besser über den gegenwärtigen Stil und die Vorlieben in Florenz Bescheid wusste. Meinem Vater gehörte eine bottega im Stadtteil Santa Croce in der Nähe der alten Wollgilde Arte de Lana. Er hatte sich darauf spezialisiert, die wohlhabendsten Familien der Stadt mit den feinsten Wollstoffen zu beliefern. Häufig war er im Medici-Palast in der Via Larga, die Kutsche schwer beladen mit Stoffen, die mit chermisi gefärbt waren, dem kostspieligsten Farbstoff, hergestellt aus getrockneten und zu Pulver verarbeiteten Läusen, aus denen das prächtigste Rot gewonnen wurde, und mit ales-sandrino, einem wertvollen, herrlichen Dunkelblau.
    Manchmal begleitete ich meinen Vater und wartete in der Kutsche, während er sich mit seinen wichtigsten Kunden in deren Palazzi traf. Mir gefielen diese Fahrten, und ihm machte es offensichtlich Spaß, mich in die Geheimnisse seines Unternehmens einzuweihen und mit mir auf gleicher Augenhöhe zu reden; zuweilen fühlte ich mich unzulänglich, weil ich kein Sohn war, der den Familienbetrieb übernehmen würde. Ich war die Alleinerbin, und ein Mädchen. Gott hatte meine Eltern mit finsterem Blick bedacht, und es galt als ausgemachte Sache, dass meine Mutter und ihre Anfälle dafür verantwortlich waren.
    Nun war nicht mehr zu verbergen, dass unsere heimliche Eskapade der Grund war, warum sie einen weiteren Anfall erleiden musste.
    Im Großen und Ganzen war mein Vater ein selbstbeherrschter Mann. Bestimmte Dinge jedoch - unter anderem der Zustand meiner Mutter - reizten ihn und konnten eine unkontrollierbare Wut in ihm entfachen. Als ich aus der Kutsche schlüpfte und hinter Zalumma und den anderen hergehen wollte, sah ich die Gefahr in seinem Blick und schaute schuldbewusst zur Seite.
    In dem Moment überwog die Liebe zu meiner Mutter seinen Zorn. Mein Vater lief auf uns zu, drängte Zalumma beiseite und nahm meine Mutter zärtlich in den Arm. Er trug sie zusammen mit dem Kutscher zum Haus; dabei schaute er über die Schulter auf Zalumma und mich. Er sprach leise, damit sich meine halb bewusstlose Mutter nicht aufregte, doch die Wut in seinen Worten, die nur darauf wartete, losschlagen zu können, entging mir nicht.
    »Ihr beiden Frauen bringt sie jetzt ins Bett, und dann will ich mit euch reden.«
    Schlimmer konnte es nicht ausgehen. Hätte meine Mutter keinen Anfall erlitten, dann hätten wir vorbringen können, sie sei zu lange ans Haus gefesselt gewesen und hätte den Ausflug verdient. So aber erdrückte mich das Verantwortungsgefühl für alles,

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