Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft
Frauen (drei- bis viermal mehr als Männer), was unter anderem daran liegt, dass sie häufiger einen sexuellen Missbrauch erlebt haben, was als eine Ursache dieser Erkrankung gilt. Die Suizidrate ist mit vier bis zehn Prozent sehr hoch. Borderliner gelten aufgrund ihres hochgradig ausgeprägten wechselhaften Verhaltens als anstrengend, die Therapie ist lang andauernd und intensiv. 50
Eine deutsche Studie 51 weist darauf hin, dass 9,4 Prozent der Deutschen an einer Persönlichkeitsstörung leiden. Bei 40 bis 50 Prozent der Patienten in den Psychiatrien wird eine solche diagnostiziert. Untersuchungen haben belegt, dass sich viele Persönlichkeitsstörungen erst bei depressiven oder ängstlichen Zuständen zeigen. Andersherum können aber auch bestimmte Persönlichkeitszüge wie ein niedriges Selbstwertgefühl Auslöser einer Depression sein. Wer an einer Persönlichkeitsstörung und einer Depression leidet, hat eine schlechtere Prognose zu gesunden als jemand, der nur depressiv ist.
Persönlichkeitsstörungen sind Extremvarianten von ganz normalen Charakteren. Als normal gilt, was weder der Person noch der Gesellschaft schadet. Wenn jemand also geizig, leicht zwanghaft oder unsicher ist, im Fernsehen seine intimsten Geheimnisse erzählt, sich die Schamlippen operieren lässt oder seine Entscheidungen nach den Mondphasen richtet, so wird das nicht als Störung bezeichnet. Erst wenn gravierende negative Auswirkungen auf die eigene Person oder die Umwelt festgestellt werden, kann von einer solchen ausgegangen werden. Letztlich ist es eine Frage des Leidensdrucks.
Was genau die Ursachen für Persönlichkeitsstörungen sind, ist strittig und bislang nicht ausreichend erforscht. Einige Erklärungsansätze legen den Schwerpunkt auf biologische, andere auf soziale oder psychodynamische Aspekte. Sicher ist, dass ein Zusammenhang zwischen traumatischen Erfahrungen und der Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung besteht. Je schwerer das Trauma, desto ausgeprägter ist die Erkrankung. AuÃer Borderline gibt es nach dem Klassifikationssystem der Krankheiten, ICD -10, noch neun weitere Persönlichkeitsstörungen:
Paranoide Persönlichkeitsstörungen : Wer unter ihnen leidet, ist übertrieben misstrauisch und verschlossen, empfindet seine Umgebung als feindselig, ist streitsüchtig und beharrlich, fühlt sich schnell ungerecht behandelt, reagiert häufig sehr empfindlich auf Rückschläge, geht selten enge Beziehungen ein, grollt oft auch dauerhaft und vermutet schnell Verschwörungen.
Schizoide Persönlichkeitsstörungen : Menschen mit dieser Störung sind Sonderlinge und Einzelgänger, Kopfmenschen, die meist keine engen Beziehungen eingehen. Sie sind im zwischenmenschlichen Bereich kühl und distanziert, leben isoliert und haben ein nur unzureichendes Gespür für soziale Normen und Konventionen.
Dissoziale Persönlichkeitsstörungen : Sie treten häufig bei Männern auf (drei bis sieben Prozent der Bevölkerung). Betroffene verletzen und missachten die Rechte anderer, sie sind aggressiv, dominant, schnell reizbar und impulsiv, haben eine geringe Frustrationstoleranz und geraten deshalb oft mit dem Gesetz in Konflikt. Ihnen fehlt die Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen, Reue zu empfinden und Fehler einzugestehen.
Histrionische Persönlichkeitsstörungen : Menschen mit derartigen Störungen gelten als affektiert, theatralisch und exzentrisch, sie wollen meist im Mittelpunkt stehen. Sie sind sehr extrovertiert, emotional und spontan, und sie neigen dazu, sich in positive oder negative Gefühle oberflächlich, aber scheinbar dramatisch hineinzusteigern. Dabei fühlen sie sich im Innern oft einsam, wollen aber bewundert werden. ÃuÃerliche Attraktivität ist ihnen wichtig. Sie können gut die Aufmerksamkeit von anderen auf sich ziehen, zum Beispiel durch Anpassung oder Manipulation. Es sind die geborenen Verführer.
Anankastische Persönlichkeitsstörungen : Es sind die Perfektionisten, die davon betroffen sein können. Sie sind zwanghaft korrekt, wollen keine Fehler machen, verhalten sich pedantisch, zuverlässig und genau. Regeln und Normen sind für sie sehr wichtig, ihnen fehlt es an Spontaneität und Flexibilität. Listen, Details, die Organisation â all das ist entscheidend. Sie haben einen hohen Anspruch an sich selbst und arbeiten am liebsten
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