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Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Titel: Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Fuhljahn
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allein.
Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörungen : An ihnen leiden bis zu drei Prozent der Deutschen, neben der Borderline-Störung zählen sie damit zu den häufigsten Persönlichkeitsstörungen. Die Erkrankten sind die typischen Vermeider, sie sind schüchtern, zurückgezogen, unsicher und gehemmt. Kritik und Zurückweisung versuchen sie aus dem Weg zu gehen. Sie fühlen sich minderwertig, haben Angst, öffentlich ihre Meinung zu sagen, und isolieren sich oft von der Gesellschaft.
Dependente Persönlichkeitsstörungen: Darunter leiden die Abhängigen. Sie übernehmen wenig Verantwortung für ihr eigenes Leben, sondern brauchen die Ermunterung oder Erlaubnis von anderen, um wichtige Dinge zu entscheiden. Sie ordnen eigene Bedürfnisse unter, stellen sich empathisch auf andere ein und geben leicht nach – opfern sich für andere auf. Konflikten versuchen sie auszuweichen. Sie fühlen sich grundsätzlich schwach und hilflos, sind devot und bescheiden.
Narzisstische Persönlichkeitsstörungen : Eigentlich haben die Betroffenen Minderwertigkeitsgefühle, sind empfindsam und leicht zu kränken. Nach außen hin aber vermitteln sie ihre Großartigkeit. Sie sind überzeugt davon, einzigartig und besonders und selbst ohne die entsprechenden Leistungen besser zu sein als andere. Sie erwarten, auch besonders behandelt zu werden, sind deshalb leicht arrogant und können sich nicht gut in die Bedürfnisse anderer einfühlen. Narzissten sind meist ehrgeizig, suchen unaufhaltsam Erfolg und Bewunderung.
Schizotypische Persönlichkeitsstörungen : Menschen mit einer solchen Störung haben es vor allem im sozialen Miteinander schwer. Sie wirken schnell merkwürdig, insbesondere weil sie seltsame Fantasien und Überzeugungen haben, welche ungewöhnlicher sind als ein gängiger Glaube an Magie oder Esoterik. Sie denken und sprechen oft umständlich, zum Beispiel übergenau, stereotyp oder besonders vage. Ihr Verhalten ist schrullig, sie haben meist wenig Freunde und Schwierigkeiten mit anderen.
    Persönlichkeitsstörungen werden meistens therapeutisch behandelt, für einige Erkrankungen gibt es spezifische eigene Psychotherapien, für die Borderline-Störung zum Beispiel die Dialektisch-Behaviorale Therapie ( DBT ) oder die mentalisierungsgestützte Psychotherapie ( MBT ). Ziel dabei ist es, mit der Krankheit und ihren Folgen besser zurechtzukommen. Dabei ist entscheidend, die Fähigkeiten des Einzelnen anzuerkennen und zu stärken. Sich besonders zu fühlen, Angst zu haben oder pingelig zu sein, ist per se erst einmal nichts Schlechtes. Und die meisten Menschen mit Persönlichkeitsstörungen profitieren auch von ihren Charakterzügen. Es ist immer eine Frage des Maßes.
    Zwänge
    2001 arbeitete ich bei einem großen Industrieunternehmen als Werkstudentin in der Öffentlichkeitsarbeit. In meine Verantwortung fielen die Reisekostenabrechnungen und die Verwaltung des Abteilungsbudgets, beides gespeichert im Computerprogramm SAP . Stundenlang überprüfte ich die Zahlen. Hatte ich auch alles richtig eingegeben? Ich starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm, bis die Ziffern verschwammen. Was, wenn mir ein Zahlendreher passiert war? Die Rechnungen sah ich mir wieder und wieder an. Die Tabellen druckte ich mehrfach aus und kalkulierte mit dem Taschenrechner nach. Dann rechnete ich noch mal alles im Kopf durch. Weil ich so viel Zeit brauchte, beeilte ich mich bei allen anderen Arbeiten, die ich zu tun hatte. Doch auch da durfte ich natürlich keine Fehler machen. Im Büro war ich deshalb immer unheimlich gehetzt, stand unter enormem inneren Druck, doch ich konnte das zwanghafte Kontrollieren einfach nicht abstellen.
    Wenn ein Mensch eine zwanghafte (anankastische) Persönlichkeitsstörung hat, ist das nicht das Gleiche, wie unter Zwängen zu leiden. Gemeinsam mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung haben Zwangspatienten den Wunsch nach absoluter Perfektion. Was sie unterscheidet, ist, dass Menschen mit Zwängen nicht grundsätzlich übermäßig penibel sind, vielmehr sind sie davon getrieben, die gleiche Handlung wieder und wieder zu absolvieren. Manche legen die Handtücher zentimetergenau aufeinander, andere ordnen ihre Stifte exakt nach Größe; es gibt Betroffene, die zwanghaft alle Zettel aufbewahren oder sich immer wieder waschen müssen. Sie werden

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