Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft
ursächlich eine Depression auslösen, wobei nicht bewiesen ist, dass sie mit den beiden weiblichen X-Chromosomen zusammenhängt, so Professor Böker. Auslöser für Depressionen können aber auch weibliche Hormone sein: Da sich die Geschlechterunterschiede erst während der Pubertät deutlich zeigen, nimmt man an, dass Depressionen mit den Hormonen Ãstrogen und Progesteron zusammenhängen, die wiederum die Neurotransmitter im Gehirn â Noradrenalin, Serotonin und Dopamin â beeinflussen. Eine Erklärung aus der jüngsten Genforschung besagt, dass bestimmte Veränderungen bei den Rezeptoren, also den Stellen, an die sich ein Neurotransmitter bindet, um seine Wirksamkeit auszuüben, eine Rolle spielen. AuÃerdem sprechen einige Studienergebnisse dafür, dass Frauen, bei denen das Serotonin-Transport-Gen zu kurz ist, häufiger Depressionen haben als Frauen, bei denen das nicht der Fall ist; und sie verarbeiten diese auch schlechter. Frauen, die diese sogenannten Polymorphismen aufweisen, also Genvarianten, sollen grundsätzlich anfälliger für Depressionen und Ãngste sein. 20 Allerdings werden die Zusammenhänge durch neuere Studien wieder infrage gestellt. 21 Die Diskussion über den Einfluss des Serotonin-Transport-Gens ist daher noch nicht abgeschlossen.
Menstruation und Depression
Zwischen 70 und 80 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter spüren in der zweiten Zyklushälfte und besonders in der Woche vor der Menstruation seelische und/oder körperliche Veränderungen. Viele haben Beschwerden. Das können Bauchschmerzen sein, aber genauso Stimmungsschwankungen oder eine gröÃere Reizbarkeit. Manche lagern im Körper Wasser ein, was sich auf der Waage mit einem oder zwei Kilo mehr bemerkbar macht, andere haben Spannungsgefühle in den Brüsten. Einige Frauen weisen mehrere Symptome auf. Prämenstruelle Verschlechterungen sind auÃerdem bei bereits bestehenden Krankheiten typisch, dazu zählen Ãngste, Depressionen, Asthma, Epilepsie, Migräne oder Multiple Sklerose. Diese »Nebenwirkungen« können auch während der Zeit des Eisprungs auftreten. Die Periode kann also deutliche Auswirkungen haben, wobei menstruelle Beschwerden zwar oft unangenehm sind, aber an sich erst einmal keine Krankheit darstellen.
Es gibt aber eine psychische Erkrankung, die mit der Monatsblutung gekoppelt ist, die sogenannte Prämenstruelle Dysphorische Störung ( PMDS ; dysphorisch bedeutet: bedrückt, traurig, missmutig). PMDS ist keine Unterform der klassischen Depression, sondern ein eigenes Syndrom, welches unmittelbar mit der Menstruation zusammenhängt. Etwa drei bis acht Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden daran, das belegen Studien. 22 Es liegt nahe, die Hormone dafür verantwortlich zu machen, doch Untersuchungen haben gezeigt, dass diese nicht die alleinigen Verursacher für PMDS sind. Ein weiterer Faktor ist eine gewisse Empfindlichkeit in Bezug auf die stimmungsverändernden Effekte von bestimmten Steroiden (zu den körpereigenen Steroiden zählt zum Beispiel das Cholesterin). Auch die Neurotransmitter Serotonin und GABA (Gamma-Amino-Buttersäure â dieser Botenstoff im Gehirn beruhigt erregte Nervenzellen) spielen eine Rolle. Wie immer ist weiterhin die Psyche ein beeinflussender Faktor. Als Hauptursache wird jedoch eine deutliche Empfindlichkeit für affektive Störungen â also klinisch bedeutsame Veränderungen der Stimmung â angegeben. 23 Untersuchungen von betroffenen Frauen haben gezeigt, dass PMDS durch eine Geburt ausgelöst werden kann. 24 Ist eine solche gegeben, kann sie â und das ist wichtig für die Niedergeschlagenheit von Frauen â eine frühere Depression verschlimmern.
Oft ist es so, dass es bei diagnostizierten Depressionen bereits Symptome einer affektiven Störung gab, also einen angegriffenen Gemütszustand. Ein Auslöser für PMDS kann auch das Absetzen der Pille sein.
Die Kernsymptome einer Prämenstruellen Dysphorischen Störung sind auf der einen Seite die üblichen Merkmale der klassischen Depression:
Niedergeschlagenheit
Mangelndes Interesse
Hoffnungslosigkeit
Schlafstörungen
Dazu kommen spezifische Symptome für die PMDS hinzu:
Deutlich depressive Stimmung inklusive Hoffnungslosigkeit
Ausgeprägte Reizbarkeit bis hin zur Wut
Ãngstlichkeit gepaart mit Anspannung
Heftige Stimmungsschwankungen
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