Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft
sowie eine gröÃere Empfindlichkeit
Das Gefühl (oder die tatsächliche Erfahrung) des Kontrollverlusts
Deutlicher Energieverlust
Körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Spannungsgefühl in den Brüsten, Muskelschmerzen, Wassereinlagerung oder Gewichtszunahme
Mindestens fünf dieser Symptome müssen während der meisten Menstruationszyklen der letzten Jahre vorgekommen sein, mindestens eines der vier Kernsymptome, um von einer Prämenstruellen Dysphorischen Störung sprechen zu können. Betroffene Frauen leiden sehr stark unter dieser Störung, auch weil sie ins soziale Umfeld eingreift: Vor allem die erhöhte Reizbarkeit zieht Konflikte in der Familie und im Beruf nach sich. Um festzustellen, ob es sich tatsächlich um PMDS handelt und nicht um eine klassische Depression, müssen Frauen ein Zyklustagebuch führen. Wichtig ist dabei, das Einsetzen und Abnehmen der Symptome festzuhalten. Bei manchen Frauen beginnen die Symptome bereits bei der ersten Regelblutung, allerdings kommen die meisten Frauen erst ab dem dreiÃigsten Lebensjahr in Behandlung. Es wird vermutet, dass sich die Störung bei zunehmenden Belastungen verstärkt.
Die Störung PMDS ist im Klassifikationssystem DSM - IV unter den gynäkologischen, nicht unter den psychischen Störungen angesiedelt. Für betroffene Frauen kann es entlastend sein, zu wissen, dass es sich bei PMDS um eine biologisch verursachte Störung und nicht um Einbildung oder Hysterie handelt â und dass unter dieser Störung auÃerdem viele Frauen leiden. Studien haben belegt, dass gegen PMDS Antidepressiva, besonders die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer ( SSRI ; siehe Seite 120) wirken. 25 Manche Frauen müssen SSRI den ganzen Monat nehmen, bei anderen reichen ein paar Tage während der zweiten Zyklushälfte. AuÃerdem kann eine Behandlung mit Hormonen erwogen werden. Die Pille schwächt bei vielen Frauen die Symptome ab, eine weitere, aber nicht so erfolgreiche Methode ist es, eine bestimmte Pille über vier bis sechs Monate zu nehmen, ohne Pause, sodass erst gar keine Regelblutung auftritt. Die am meisten einschneidende Therapie ist jene, bei der Frauen künstlich in die Wechseljahre versetzt werden. Dieses Vorgehen kann deutliche Nachteile haben, nämlich die ausgeprägten Beschwerden des Klimakteriums plus ein erhöhtes Risiko für Osteoporose.
Neben Antidepressiva und Hormonen ist Psychotherapie (siehe Seite 137ff.) eine weitere Behandlungsmöglichkeit. Studien zeigen die positive Wirkung von Verhaltenstherapie, die anfangs auch gleichzeitig mit der Gabe von Antidepressiva begonnen werden kann. 26 Es geht vor allem darum, zu lernen, mit den Begleiterscheinungen des PMDS , wie beispielsweise der Wut, besser umgehen zu können.
Schwangerschaft, Geburt und Depression
Das Phänomen hat viele Namen: perinatale (während der Geburt), postnatale (nach der Geburt) oder Wochenbett-Depression. Zehn bis zwölf Prozent aller in Deutschland gebärenden Frauen leiden daran, das ist eine hohe Zahl. Interessanterweise entstehen Depressionen während oder nach der Geburt nicht allein wegen der Hormonumstellung, sie werden auch durch die Geburt selbst ausgelöst. Die Gründe sind unterschiedlich, am schwersten wiegen psychosoziale Belastungen. Der gröÃte Risikofaktor für eine postnatale Depression ist, wenn die Frau vor der Geburt schon einmal depressiv war oder unter Ãngsten litt. Zu den Risikogruppen gehören auÃerdem:
Jugendliche Mütter
Frauen mit einer psychischen Vorbelastung
Frauen mit sozialen Vorbelastungen (alleinerziehend und/oder arm)
Frauen, die sich während der Schwangerschaft von ihrem Partner getrennt haben
Frauen, die schon vorher während der Menstruation unter deutlichen Stimmungsschwankungen ( PMS ) gelitten haben
Frauen, die eine Schilddrüsenhormonstörung haben
40 bis 50 Prozent, also gut die Hälfte der Frauen, leiden nach der Geburt unter dem Babyblues, auch Heultage oder postnatales Stimmungstief genannt. Das klingt normalerweise spätestens nach zwei Wochen ab, kann aber auch bis zu sechs Monate andauern. Dabei kann es sich um ein leichtes Stimmungstief handeln, aber ebenso um eine Depression.
Es gibt noch eine zweite Form der postnatalen Depression, sie tritt vielfach im ersten Lebensjahr des Kindes auf. Oft wird sie nicht erkannt, weil die ersten Monate mit dem Baby ohnehin stressig sind und die Mütter sich angestrengt und
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