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Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Titel: Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Fuhljahn
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Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, Schwindelgefühlen, Konzentrationsschwäche, Gelenk- und Kopfschmerzen, Herzklopfen, depressiven Verstimmungen sowie einer größeren Reizbarkeit. Außerdem kommt es häufig zu Veränderungen des Sexuallebens.
    Ein solcher Umbruch belastet die Seele, denn neben dem Verlust der Fruchtbarkeit besteht auch oft die Furcht, nicht mehr attraktiv zu sein. Sich gegen all das zu stemmen, kann sehr anstrengend sein. Die Menopause gilt als Abschied von der Jugend – die beste Zeit im Leben, so heißt es oft, sei nun vorbei. Vielleicht wurden wichtige Ziele nicht erreicht. Außerdem naht nun das Alter mit seinen Krankheiten und der sozialen Einsamkeit, dem drohenden Tod von Angehörigen.
    Die Menopause ist offenbar auch ein Lebensabschnitt, der wenig weibliche Rollenmuster zur Identifikation bietet: Um Großmutter zu sein, fühlen sich die betroffenen Frauen noch zu jung, und sie spüren, dass sie sich mit Mutterschaft und/oder ihrem guten Aussehen ihren Platz in der Gesellschaft erobert haben, jedenfalls eher als mit einer individuellen Selbstverwirklichung.
    Entwickelt sich dann doch eine Depression, kann man sie nicht einfach nur einer hormonellen Veränderung zuschreiben. Werden Frauen während der Menopause depressiv, dann vorwiegend, weil bestimmte Risiken vorliegen, wie beispielsweise eine schon vorher bestehende psychische Erkrankung. Weitere Risikofaktoren sind eine familiäre Vorbelastung für Depressionen oder Ängste, ein niedriger sozialer Status oder ein schlechter gesundheitlicher Allgemeinzustand.
    Bei der Behandlung einer Depression während der Wechseljahre sind Hormone nicht mehr die erste Wahl, sondern Antidepressiva (siehe Seite 116ff.) und Psychotherapie. Ob Hormone, die vor allem gegen Hitzewallungen wirken, dennoch gegeben werden sollen, muss angesichts eines individuellen Nutzen-Risiko-Profils abgestimmt werden; grundsätzlich wird aber von einer solchen Therapie abgeraten. Generell ist eine Hormonersatztherapie nämlich umstritten, weil sie das Brustkrebsrisiko in den Wechseljahren erhöht.

9 Bitte, liebe mich – das letzte halbe Jahr vor dem stationären Aufenthalt
    P hilipp lernte ich im Sommer 2004 kennen, ein halbes Jahr nach der Trennung von Björn. Eine gemeinsame Freundin hatte uns regelrecht verkuppelt: Sie lud uns zu einem Abendessen in ihre Eppendorfer Wohnung ein, zusammen mit zwei Paaren. Die Tafel war weiß gedeckt, das Besteck aus Silber, cremefarbene Rosen standen auf dem Tisch, Kerzen – es hätte kitschig sein können, doch für unser erstes Treffen war es perfekt. Es gab Feldsalat, Lasagne und zum Dessert Mousse au Chocolat. Philipp und ich kamen schnell ins Gespräch, wir entdeckten eine gemeinsame Leidenschaft, das Tanzen. Er wollte immer so viel können wie Michael Jackson, ich wie Jennifer Lopez. Damals war ich dreißig und hatte mein Studium vor der Magisterprüfung abgebrochen, weil ich einen der raren Volontariatsplätze bei einem Hamburger Verlag bekommen hatte. Ich steckte mitten in der zweijährigen Journalistenausbildung, und wenn ich auch privat unglücklich war, so lief beruflich alles bestens. Endlich konnte ich tun, was ich immer machen wollte: schreiben und recherchieren. Meine Arbeit war abwechslungsreich und spannend, und nun tauchte auch noch Philipp auf. Anfangs erschien er mir wie ein wahr gewordener Traum. Er war lustig und dynamisch, das mochte ich sofort. Außerdem sah Philipp für meinen Geschmack sehr gut aus. Mit seinen drei Millimeter kurzen Haaren und den leuchtend blaugrünen Augen unter dunklen Brauen erinnerte er mich an den amerikanischen Surfer Kelly Slater.
    Bei unserem ersten Date stellten wir noch mehr Gemeinsamkeiten fest.
    Â»Meine Ex und ich haben uns vor drei Monaten getrennt«, erzählte Philipp. »Wir waren zehn Jahre zusammen; ich muss erst wieder üben, Single zu sein.«
    Â»Das kann ich gut verstehen«, erwiderte ich. »Bei mir waren es auch zehn Jahre, und obwohl die Trennung schon sechs Monate her ist, fühlt es sich immer noch merkwürdig an.«
    Heute weiß ich, dass die Ähnlichkeiten äußerliche Faktoren waren. Statt auf das Verbindende zu schauen – die jeweils zehn Jahre mit dem vorherigen Partner –, hätte es mir ein Warnzeichen sein sollen, dass Philipp mit seiner früheren Freundin in Hass und Hader auseinandergegangen war, ganz anders als Björn und

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