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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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j. L. Hanbury Tanning Company, für immer weniger Geld immer mehr arbeiten mußte. Und ich hatte ihr nicht gesagt, daß sich seine Zuwendung in betrunkenen Prügelorgien erschöpft hatte, durch die Schmerz und Lust in meinem Empfinden eine ewige Verbindung eingegangen waren. Doch sie hätte sich das auch nicht lange angehört, denn in ihren Augen benutzte ich mein Leid, um meinen kaputten Lebenswandel zu rechtfertigen.
    Meinen Drink in der Hand, wanderte ich durch die Flure und die Zimmer, die mit Polstersofas, abgewetzten Ohrensesseln, antiken Holztruhen, maritimen Szenen in Öl und Blumenvasen dekoriert waren. All diese Gegenstände hatte Kathy ausgesucht und arrangiert. Aber sie selbst war verschwunden, obwohl ich überall im Haus ihre Gegenwart spürte. Das rief in mir eine schmerzliche Erinnerung wach, die ich mir nicht ganz erklären konnte. Es schnürte mir die Kehle zu, doch ich unterdrückte die Tränen und hielt mir vor Augen, daß es eigentlich dasselbe ist, ob man nun mit einer Frau oder mit den Drogen Schluß macht. Man ist verunsichert und hat Entzugserscheinungen, aber irgendwann läßt die Sehnsucht nach, und man ist über dem Berg.
    Außerdem handelte es sich bei meiner Einsamkeit um etwas ganz Alltägliches. Ein Mann wie Westmoreland hingegen war tatsächlich von der Außenwelt abgeschnitten, hörte Stimmen, die sonst niemand hörte, und sah Dinge, die sonst niemand sah. Irgendein unvorstellbar schreckliches Erlebnis hatte ihn dazu getrieben, sich in der Festung seiner beängstigenden Gedanken zu verschanzen. Nur ein außergewöhnlich fähiger Therapeut hatte eine Chance, ihm bei der Suche nach der Tür zu helfen. Zum Glück hatte ich lediglich die Aufgabe herauszufinden, ob er die Tragweite eines Mordgeständnisses erfassen konnte.
    Ich ging ins Schlafzimmer und legte mich auf das große Himmelbett aus Pinienholz. Kathy hatte es gekauft und mit weißen Spitzenkissen und einer weißen, baumwollenen Seersucker-Überdecke mit Streifenstruktur ausgestattet, die sie in Boston bei Pierre Deux in der Newbury Street entdeckt hatte. Allmählich wuchs meine Verzweiflung. Ich fühlte mich so allein. Also stand ich auf und piepste meinen Dealer an, aber er rief mich nicht zurück, vermutlich deshalb, weil ich ihm schon tausend Dollar schuldete. Ich versuchte es noch zweimal, jedoch vergeblich.
    Da ich nicht vorhatte, meine niedergeschlagene Stimmung die ganze Nacht lang zu ertragen, fuhr ich zur Surf Lounge am anderen Ende der Straße. Doch ich traf niemanden, der etwas zu verkaufen hatte. Also fuhr ich zurück zur Union Street in Lynn, wobei ich mir einredete, daß ich noch rechtzeitig umkehren würde. Vor dem Emerson Hotel, einer Absteige für fünfundvierzig Dollar die Nacht, hielt ich an. Nutten im Alter zwischen fünfzehn und fünfzig stolzierten auf dem Gehweg hin und her. Zuhälter und Abzocker lungerten in der Nähe der Telephonzellen herum. Es dauerte nicht lange, bis ein junger Typ mit einem lila Jogginganzug aus Velours und einem halben Dutzend dicker Goldketten zu mir herüber schlenderte und in mein Autofenster spähte. »Der Schlitten ist bestimmt 'ne Menge Kies wert«, stellte er fest. »Zweiundfünfzig Riesen.« Ich tastete zwischen den Vordersitzen nach dem Jagdmesser, das ich dort aufbewahrte. Der Griff bestand aus dem Lauf eines Hirsches, und die Klinge war fünfzehn Zentimeter lang. Ich versteckte das Messer auf meinem Schoß.
    Er schlurfte um den Wagen herum. »Echt tolle Kiste.«
    Mein Herz pochte. »Ich bin nicht hier, um über Autos zu reden«, sagte ich und fuhr mit dem Finger die Klinge entlang. Nach einem kurzen Blick nach links und nach rechts ratterte er seine Warenpalette herunter: »Joint, drei Dollar. Äitsch, zehn pro Tüte. Schnee, hundert pro Gramm. Spritze, einen Fünfer.«
    »Hundertsechzig für zwei Gramm.«
    »Das ist guter Stoff, Mann.«
    Ich trat aufs Gas, der Wagen machte einen Satz.
    »Moment!« schrie er. Er rannte mir nach, blieb aber in einem Sicherheitsabstand zum Autofenster stehen. Dann griff er in die Tasche und zeigte mir zwei kleine Zellophanpäckchen mit weißem Pulver.
    Ich zog acht Zwanziger heraus. »Hundertsechzig.«
    »Gerade hast du noch hundertachtzig gesagt.«
    Ich riß die Autotür auf. »Nennst du mich einen Lügner?« brüllte ich. Er wich noch weiter zurück. »Ich hab dich gar nichts genannt, Mann. n. Okay, hundertsechzig.«
    Als ich ihm das Geld hinhielt, wagte er sich gerade nahe genug heran, damit der Deal über die Bühne gehen konnte. Ich

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