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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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sagen, daß ich sie liebte, doch mehr als einmal hatte ich diese Worte ausgesprochen, ohne sie ernst zu meinen. Sie hatten für mich an Wert verloren. So beugte ich mich nur vor und küßte sie auf die Stirn. Dann ging ich nach unten zum Rover.
    Kurz darauf hatte ich Chelsea hinter mir gelassen. Ich fragte mich nicht, ob ich Rachel wiedersehen würde, denn das war einfach klar. Sie gehörte zu mir. Trotz meiner Müdigkeit, trotz meiner Sorgen, fühlte ich mich bei diesem Gedanken wie beflügelt. Zwar hatte ich unzählige Schläge eingesteckt, Unmengen Kokain geschnupft, mir Tragödien angehört und sie mitangesehen, und dennoch war ich offensichtlich noch nicht ganz am Ende. Noch konnte ein anderes Wesen durch das Labyrinth, in dem ich mich befand, zu mir vordringen. Und vielleicht würde ich so daraus entkommen können. Doch das Hochgefühl, in dem ich mich befand, währte nicht lange. Kaum hatte ich die Stadtgrenze zwischen Revere und Lynn überquert, als ich hinter mir eine Polizeisirene hörte. Ich sah in den Rückspiegel und entdeckte Malloy am Steuer eines Streifenwagens. Ich hielt an. Er kam wenige Meter hinter mir zum Stehen, stieg aus und spuckte auf den Boden. In der Hand hielt er einen rosa leuchtenden Bogen, den ich nur allzu gut kannte: das Formblatt, auf dem die Psychiater die Zwangseinweisung einer Person anordnen, die sich selbst oder anderen gefährlich werden könnte. Manchmal ließ die Polizei die Zwangseinweisung einleiten, damit ein Kleinkrimineller, den man für verrückt hielt, aus der Gefängniszelle in eine geschlossene Abteilung verlegt wurde. Ein Arzt mußte diese Verlegung mit seiner Unterschrift gutheißen. Ich überlegte mir, daß Malloy wohl zu faul gewesen war, den diensthabenden Psychiater des Stonehill Hospital aufzusuchen. Auf seinen stämmigen Beinen kam er auf mich zu, und ich ließ das Fenster herunter.
    »Guten Morgen«, meinte er grinsend.
    »Jetzt tauchen Sie schon zum zweiten mal in meinem Rückspiegel auf. Verfolgen Sie mich etwa?«
    An gewisser Weise. Sie haben einen Kasten im Auto.«
    »Einen was?«
    »Einen Kasten. Das LoJack-Ortungssystem. Ich habe mir gedacht, ein so eleganter Schlitten wie Ihrer hat bestimmt einen Peilsender. Also brauchte ich mir bei der Zulassungsstelle lediglich Ihr Autokennzeichen geben zu lassen, und jetzt kann ich das Ortungssystem jederzeit von meinem Wagen aus aktivieren. Wenn Sie sich im Umkreis von fünfundsiebzig Kilometern befinden, sehe ich Ihren Standort auf der Karte.«
    »Sie dürfen ein Auto doch nur verfolgen, wenn es als gestohlen gemeldet ist.«
    »Im Ernst? Sie wollen mich wohl verkohlen.«
    Ich starrte auf das Formular in seiner Hand. »Ich sollte dafür sorgen, daß Sie sich an den diensthabenden Arzt in der Notaufnahme wenden müssen«, sagte ich.
    »Dafür?« Er ließ den Bogen rascheln.
    »Nein. Weil Sie beide ein tolles Paar abgeben würden.« Ich schüttelte den Kopf. »Natürlich dafür.«
    »Es ist bereits unterschrieben«, erklärte er. »Wir haben es auch nicht angefordert. Es stammt von einem gewissen Dr. Pearson aus Boston und wurde per Boten aufs Revier gebracht. Ein paar andere Städte haben es auch erhalten.«
    »Pearson?« Das erste mal hatte ich Pearsons Unterschrift auf einem Brief aus seinem Ferienhaus in Cape Cod gesehen, in dem er mich drängte, meine Therapie fortzusetzen. Jetzt fürchtete ich, daß Lucas Pearson und das Programm für Ärzte in Not benutzen wollte, um der Strafverfolgung zu entgehen, sich der Fürsorge des Gesundheitssystems zu unterstellen und sich für unzurechnungsfähig erklären zu lassen.
    »Sie möchten sicher einen Blick darauf werfen.« Malloy hielt mir den Bogen vor die Nase.
    Ich starrte auf das Feld, das den Namen des Patienten enthielt, doch wo ich Lucas' Namen zu finden fürchtete, stand mein eigener. »Was, zum Teufel ...«
    »Offensichtlich bin ich nicht der einzige, der glaubt, daß Sie Hilfe brauchen.«
    Ein paar Zeilen darunter hatte Pearson die Begründung für die Zwangseinweisung aufgeführt:
Patient sprach von Selbstmordabsichten. Mehrere Suizidversuche in jüngster Zeit. Mißbrauch illegaler Drogen in der Vergangenheit. Akute Paranoia.
    Malloy faltete den Bogen zusammen und steckte ihn in seine Hemdtasche. »Wir müssen den Rover hier stehenlassen. Sie dürfen nicht fahren. Sonst steuern Sie die Kiste womöglich noch an einen Baum.«
    »Ich fahre mit Ihnen nirgendwohin. Wo ist Emma Hancock?«
    »Sie hat heute frei. Morgen wird Monique beerdigt. Und wenn sie jetzt hier

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