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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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neben mir im Streifenwagen säße, würde das auch nichts ändern, denn sie darf in dieses Verfahren nicht eingreifen. Gesetz ist Gesetz. Wir kriegen die Anordnung und suchen Sie. Basta!«
    Ich wollte das automatische Fenster schließen, doch Malloy steckte seine unbehaarten Arme in den Zwischenraum. Als der Motor durchdrehte, nahm ich den Finger vom Knopf.
    »Ich muß Sie ins Krankenhaus bringen. Wie ich das anstelle, bleibt mir überlassen.«
    Kurz erwog ich, aufs Gaspedal zu treten, doch ich wußte, daß er recht hatte. Um mich einzufangen, konnte er so viele Streifenwagen anfordern, wie er brauchte, und eine Verfolgungsjagd erschien mir sinnlos. »Hören Sie«, sagte ich, »tun Sie doch einfach so, als hätten Sie mich nicht gefunden. Lassen Sie mir ein paar Stunden, um die Sache zu klären. Das hier ist entweder ein schlechter Scherz oder noch was viel Schlimmeres.« Ich wies auf das Mobiltelephon. »Vielleicht erwische ich ja Pearson persönlich.«
    »Laut dem Formular sind Sie im Begriff, sich was anzutun.« Achselzuckend blickte er die Straße entlang. »Persönlich finde ich die Idee ja gar nicht so schlecht. Wenn Sie beispielsweise meine Knarre nehmen und sich in den Mund stecken würden, könnte ich nichts dagegen tun.« Er öffnete den Lederriemen, mit dem seine Dienstwaffe im Holster gesichert war.
    »Jetzt machen Sie schon wieder einen Fehler. Emma wird das gar nicht gefallen.«
    »Ich tue nur meine Pflicht, und niemand kann mir etwas anhaben. Aber wissen Sie was? Ich nehme jede Disziplinarmaßnahme in Kauf, um Sie in der Klapsmühle schmoren zu sehen.«
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wer Ted Pearson dazu gebracht hatte, meine Einweisung anzuordnen, doch wenn ich neben Malloy in meinem Auto hocken blieb, würde ich das sicher nicht herausfinden. Also stieg ich aus dem Rover und ging zum Streifenwagen.
    »Nach hinten«, bellte er.
    »Warum?«
    »Weil ich das so will.«
    Ich zwinkerte ihm zu. »Das braucht Ihnen doch nicht peinlich zu sein«, sagte ich. Ich kletterte auf den Rücksitz, und wir ließen den Rover hinter uns. Wohin es ging, wußte ich, aber warum, war mir ein Rätsel.
    Nels Clarke, der Allgemeinarzt, der in der Notaufnahme arbeitete, schaute weg, als er mich mit Malloy hereinkommen sah. Wir gingen zum psychiatrischen Untersuchungsraum hinter der Schwesternstation.
    Elijah Randolph, ein beleibter schwarzer Pfleger von etwa dreißig Jahren, öffnete die Stahltür. Mit seinen Hängebacken, dem Backenbart und dem Overall sah er aus wie die Comicfigur Brutus. Wir hatten schon in der Notaufnahme zusammengearbeitet. »Hab mich heute extra für Sie feingemacht, Doc«, sagte er grinsend. »Als Schwarzer hat man nicht oft die Gelegenheit, einen weißen Arzt bei seiner Einweisung zu begrüßen.«
    »Dann viel Spaß dabei.« An der Schwelle stutzte ich, denn mein Blick war auf das Rollbett mit vier Lederriemen gefallen, das an der gegenüberliegenden Wand stand. Unzählige Male hatte ich meine Patienten in diesem Raum aufgesucht, doch nun, da ich wußte, daß die Tür hinter mir ins Schloß fallen würde, zögerte ich. Ohne zu wissen warum – oder vielleicht, weil er mit der Psychiatrie auf Kriegsfuß stand –, wandte ich mich zu Malloy um.
    »Ihr Mundwerk hat Ihnen doch schon in ganz anderen Situationen geholfen«, sagte er fast freundlich. »Warum also nicht auch hier?«
    »Danke. Ich werde mein Bestes tun.« Dann holte ich noch einmal tief Luft und betrat den Raum.
    Elijah schloß die Tür hinter mir. »Dieser Bulle gehört geschlachtet. Den erträgt man nur als Ochsen am Spieß.« Er setzte sich auf einen Stahlhocker.
    »Eben habe ich zum erstenmal gemerkt, daß tatsächlich ein Mensch in ihm steckt.« Ich lehnte mich gegen das Rollbett. »Wissen Sie, warum man mich eingewiesen hat?«
    »Es heißt, Sie sind verrückt.«
    »Das weiß ich.«
    »Wir alle wissen das. Warum sonst werden die Durchgeknallten hier drinnen mucksmäuschenstill, wenn Sie reinkommen? Man erzählt sich hier schon seit Jahren, daß Sie nicht ganz richtig im Kopf sind.«
    »Gut, aber wer behauptet das jetzt auf dem Formblatt?«
    Mit einem Blick durch das Sichtfenster überprüfte er, was sich in der Schwesternstation tat. Von dort aus konnte man mit Knopfdruck eine Gegensprechanlage zum Untersuchungsraum aktivieren. Doch in der Nähe der Konsole war niemand zu sehen. Elijah holte den Blutdruckmesser und legte mir die Nylonmanschette um den Arm. »Ich gehöre nicht zu den Leuten, die Tratsch verbreiten.«
    »Natürlich

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