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Kalt wie ein Brilliant

Kalt wie ein Brilliant

Titel: Kalt wie ein Brilliant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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meine
Haare sträubten sich.
    Endlich stand sie auf, nahm
ihre Handtasche und ging mit kleinen ruckartigen Bewegungen zur Tür wie eine
Marionette, die nur von dünnen Drähten zusammengehalten wird.
     
     
     

3
     
    Willie Byers war groß und
hager, etwa Anfang 50, und hatte braunes Haar, in das sich graue Strähnen
mischten. Er sah elend aus und war sehr blaß. Seine Hände zitterten
unaufhörlich. Alles in allem sah er aus wie ein Mann, der nach einer viel zu
kurzen Nacht an einem heftigen Kater leidet. Das mochte eine unfreundliche
Unterstellung sein, aber mich wurmte, daß er mich ohne jede Begeisterung
empfing, als ich mich vorstellte und ihm sagte, was ich von ihm wollte. Den Weg
in seine Wohnung mußte ich mir förmlich erzwingen.
    Das geschmackvoll und teuer
eingerichtete Wohnzimmer wurde gänzlich beherrscht von dem nacktesten und
lebensechtesten Aktbild, das ich je gesehen habe. Die Wirkung der lebhaften
rosa und weißen Fleischtöne und der steilen Kurven war überwältigend. Das Bild
zeigte ein Mädchen, das sich lässig auf eine Couch hingestreckt hat, die Beine
sittsam übereinandergeschlagen und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Die
blauen Augen sehen träumerisch in die Weite. Ob die unbekleidete Blondine dabei
an vergangene oder kommende Genüsse dachte, diese Entscheidung blieb der
Phantasie des Beschauers überlassen.
    »Ich darf mich wohl setzen, Mr.
Boyd«, sagte Byers in fließendem Englisch mit kaum merklichem Akzent. »Ich war
krank — eine Virusinfektion — und bin noch immer etwas matt.«
    »Natürlich«, sagte ich und sank
in einen gewaltigen Klubsessel. »Als ich heute nachmittag mit Mr. Elmo sprach, hat er mir nichts von Ihrer Krankheit erzählt. Übrigens
haben Sie bei ihm einen mächtigen Stein im Brett.«
    »Mr. Elmo ist ein sehr
angenehmer Arbeitgeber«, erklärte Byers mit müder Stimme. Mit seinen dicken
Fingern rieb er sich einen Augenblick gedankenverloren die Nase. »Edelsteine
sind mein Lebensinhalt, Mr. Boyd, mein einziges Interesse. Die edlen Steine in
Händen zu halten, sie nach allen Regeln der Kunst zu bearbeiten, das ist mein
wahres Leben. Können und vollständige Konzentration erfordert zum Beispiel das
Zuschleifen eines Diamanten. Oft ist es ein Wagnis, den Steinen eine bestimmte
Form aufzwingen zu wollen, und man weiß nicht, wie das Experiment ausgehen
wird. Es gehört eine Spielernatur dazu, ein solches Wagnis einzugehen.«
    »Es muß wirklich ein fesselnder
Beruf sein«, erklärte ich.
    Er rieb seine Nasenspitze mit
großer Heftigkeit und lächelte dann matt. »Ich will Sie natürlich nicht
langweilen, Mr. Boyd, Sie haben sicherlich einige Fragen wegen des Diadems?«
    »Wie Mr. Elmo mir sagt, haben
Sie als erster gemerkt, daß statt des echten Schmucks die Imitation im Fenster
lag.«
    Er nickte. »Es war eine sehr
gute Kopie, aber sie besaß einige kleine Fehler. Einem Laien wären sie
natürlich nicht ins Auge gefallen.«
    »Aber Sie, der Experte,
erkannten die Fälschung selbstverständlich auf den ersten Blick.«
    »Ja!« Diesmal preßte er seine
Nase so gewaltsam, daß ihm Tränen in die Augen traten. »Ich halte nichts von
falscher Bescheidenheit, Mr. Boyd. Mein Urteil hat in Fachkreisen Gewicht.«
    »Natürlich«, meinte ich
zustimmend. »Immerhin war die Fälschung nur für den Fachmann erkennbar. Wie
konnte jemand lange genug an das Diadem herankommen, um eine so genaue Kopie
herzustellen?«
    Byers zuckte die Achseln. »Man
brauchte nicht unbedingt das Original als Muster«, wandte er ein. »Das Diadem
lag vor dem Diebstahl zwei Wochen lang im Schaufenster. Es wäre ohne weiteres
möglich gewesen, es von außen mit einer Kleinstbildkamera zu fotografieren. Ein
sehr geschickter Goldschmied hätte den Schmuck auch nacharbeiten können, wenn
er sich das Diadem eine Woche oder sogar länger drei- bis viermal am Tag
angesehen hätte, bis er mit jeder Einzelheit vertraut war. Der Entwurf und die
Fassung selbst waren nicht sehr kompliziert, verstehen Sie? Der Hauptwert des
Stückes lag in den fünf Brillanten, Mr. Boyd.«
    »Und Sie finden nichts dabei,
daß Mr. Elmo den Schwindel nicht bemerkte, als er das Diadem ins Schaufenster
zurücklegte?« fragte ich beiläufig.
    »Das ist nicht so
verwunderlich, Mr. Boyd.« Seine Augenlider senkten sich, und er hob sie nach
einem langen Augenblick mit sichtbarer Anstrengung. »Wahrscheinlich hatte er
andere Gedanken im Kopf, und er kannte das Diadem nicht so gut wie ich. Denn es
trifft sich so, daß dieser

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