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Kalt wie ein Brilliant

Kalt wie ein Brilliant

Titel: Kalt wie ein Brilliant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Schmuck eines der kleinen Dinge war, an denen ich
meine Kunstfertigkeit erprobt hatte.«
    Ich starrte ihn fassungslos an.
»Das Diadem stammt von Ihnen?«
    »Oft füllt mich das rein
Kaufmännische meiner Arbeit nicht aus«, erklärte er geduldig. »Im Grunde meines
Herzens bin ich Künstler, und von Zeit zu Zeit muß ich mir beweisen, daß ich
noch nichts verlernt habe.« Er sah mich aus traurigen Hundeaugen an. »Ich stehe
ganz allein, Mr. Boyd. Eine Familie, die mich beschäftigt und ausfüllt, besitze
ich ja nicht. Nur in meiner Arbeit finde ich wahres Glück.« Die traurigen
Hundeaugen belebten sich ein wenig.
    »Wenn ich die zarte Reinheit
des Platins in Händen halte, die makellose Schönheit eines blendenden Steines
betrachte, der nach einer ihm gemäßen Fassung verlangt, damit seine
Vollkommenheit auch ganz zur Geltung kommt, dann, Mr. Boyd, vergesse ich meine
Einsamkeit. Sie verstehen mich?«
    Es war schwierig, auf solche
Ergüsse eine Antwort zu geben. Deshalb stand ich auf
und ging hinüber zu dem großen Aktbild, das so aufdringlich eine ganze Wand des
Raumes beherrschte. Auch dieses Kunstwerk war, auf seine Art, vollkommen. Diese
Kunstrichtung liegt mir, ehrlich gesagt, bedeutend mehr. Es war keins von
diesen modernen Gemälden, die alle so aussehen, als hätte ein Maler Zitronen in
verschiedene Farbtöpfe getaucht, sie an die Leinwand geworfen und der
Kleckserei einen möglichst klangvollen Namen gegeben. Nein, dies war ein
lebensvolles, aufregendes Bild von einer aufregenden, nackten Blondine. Ich
konnte das beurteilen, weil ich in dieser Materie gute Vergleichsmöglichkeiten
habe. In der rechten unteren Ecke befand sich die Signatur des Malers in
verschnörkelter Schrift. »Willie Byers«, entzifferte ich.
    »Ein Hobby haben Sie also, wie ich sehe, Willie«, sagte ich anerkennend. »Und noch
dazu eins, das Ihrer sensiblen Künstlernatur besonders entgegenkommt.«
    »Ach, Sie meinen das Bild?« Er
lächelte etwas verlegen. »Das ist nur eine Liebhaberei, wie Sie schon sagten.
Ich bin leider kein sehr guter Maler.«
    »Sagen Sie das nicht«,
beteuerte ich ehrlich. »Wenn man allerdings so ein Modell hat, macht das sehr
viel aus. Aber auch rein als Kunstwerk finde ich es großartig.«
    »Nett, daß Sie das sagen.«
    »Irgendwie kommt mir dieses
Mädchen bekannt vor«, fuhr ich fort, »und zwar sogar ihr Gesicht. Sie erinnert
mich an eine der Schönen, die an dem Wettbewerb von Poolside Plastics teilgenommen haben. Louise Lamont hieß das Mädchen, kennen Sie sie
zufällig?«
    »Ein Mädchen, das an einem
Schönheitswettbewerb teilgenommen hat?« wiederholte er. Beinahe hätte er mir
laut ins Gesicht gelacht bei diesem Gedanken. »Ich sie kennen? Schön wär’s ja.
Eine kleine Abwechslung in meinem eintönigen Leben könnte ich gebrauchen!«
    »Es fiel mir nur so ein«, sagte
ich ablenkend. »Jedenfalls ist das Bild fabelhaft.«
    »Vielen Dank!« Er fuhr sich
behutsam mit der Hand über die Stirn, als fürchte er, daß die Haut abbröckeln
könnte wie alte Ölfarbe.
    »Wenn Sie keine weiteren Fragen
haben, Mr. Boyd, entschuldigen Sie mich sicherlich. Ich bin doch noch sehr
mitgenommen.«
    »Ich überlege, wieviel das Diadem dem Dieb wert sein könnte. Was schätzen
Sie?«
    »Sie meinen, wieviel er dafür bei einem — wie sagt man doch in
Fachkreisen—, bei einem Hehler bekommen würde?«
    »Wer sonst würde ihm das Ding
abnehmen?«
    »Der Verkaufspreis betrug etwa
1oo ooo Dollar«, überlegte er halblaut. »Der
Einstandspreis liegt bei etwa 7o ooo Dollar. Mehr als
15 ooo Dollar würde er wahrscheinlich nicht bekommen,
es sei denn...«
    »Ja?« hakte ich ungeduldig ein.
    »Sie deuteten vorhin ganz
richtig an, daß die Fälschung vermutlich nur von einem Fachmann stammen kann«,
sagte er langsam. Ich saß wie auf Kohlen. »Wenn dieser Fachmann das echte
Diadem zu fassen bekäme, könnte er die Steine aus der Fassung nehmen, sie neu
schleifen und sie einzeln an Privatsammler verkaufen. Auf diese Weise würde er
beim Verkauf natürlich einen sehr viel höheren Betrag als 15 ooo Dollar erzielen.«
    Ich nickte. »Vielen Dank,
Willie! Mehr Fragen habe ich im Augenblick nicht. Sie sind wirklich müde, das
sehe ich Ihnen an.« Er machte keinerlei Anstalten, mich zur Tür zu begleiten.
Auf der Schwelle drehte ich mich noch einmal nach ihm um und musterte ihn einen
Augenblick nachdenklich. »Wissen Sie was, Willie? Mir fiel eben noch einmal das
Mädchen Louise Lamont ein, von dem Sie noch nie gehört

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