Kalt wie ein Brilliant
nicht.«
»James mußte zum Flughafen,
glaube ich«, sagte sie kühl. »Aber wenn Sie mit mir vorliebnehmen wollen, Mr.
Boyd? Da Sie ja sicher gern über sich selbst sprechen — keine Widerrede, das
sehe ich Ihnen schon von weitem an —, wird Ihnen der Gesprächsstoff schon nicht
ausgehen. Vielleicht kann ich Sie mit einem Drink reizen?«
»Die Aussicht, die ich hier
habe, ist reizend genug!« Ein lahmer Witz ist besser als gar keiner, dachte ich
mir.
Sie schüttelte belustigt den
Kopf, und die Sonne setzte helle Lichter in ihr langes glänzendes Haar. »Man
darf nicht unbescheiden sein«, sagte sie, halb zu sich selbst. »Außer dem
markanten Profil auch noch ein gewisses Maß an Intelligenz erwarten zu wollen,
wäre wirklich zuviel verlangt. Kommen Sie, wir gehen nach hinten zum Swimming-pool .«
Ich folgte ihr gehorsam, meinen
Blick wie gebannt auf die erregenden, von blaugrünem Satin umspannten Rundungen
ihrer hübschen Hinterfront geheftet. »Wäre es Ihnen möglich, etwas weniger laut
zu keuchen, Mr. Boyd«, erkundigte sie sich spöttisch, ohne sich nach mir
umzudrehen. »Ich weiß, daß die Aussicht von hier oben atemberaubend ist, aber
glauben Sie mir: Mit der Zeit gewöhnt man sich daran.«
Hinter dem Haus befand sich ein
mit Platten ausgelegter Patio, dessen Mittelpunkt ein asymmetrischer
Swimming-pool bildete. Er sah aus, als hätte ihn ein Mathematikprofessor in
einem schweren Anfall von Delirium tremens entworfen. Am Rande des Beckens
standen zwei Stühle und ein Gartentisch und dicht daneben die raffinierteste
Hausbar, die ich je gesehen habe: chromblitzend, gummibereift und mit einer
Unzahl von Flaschen beladen, mit eingebautem Kühlfach und Eiswürfelbereiter. Es
hätte mich nicht gewundert, wenn sich dieses Traummöbel beim Mixen eines
Martinis in vier Sprachen mit mir unterhalten hätte.
»Trautes Heim, Glück allein«,
zitierte Myra Rutter und ließ sich mit elegantem Schwung auf einem der Stühle
nieder, »wobei die Betonung weniger auf dem >allein< liegen dürfte. Mixen
Sie sich was zu trinken, Mr. Boyd. Für mich bitte einen Highball, aber sehr
kalt.«
Ich machte ihr den Highball
zurecht und reichte ihn ihr. Für mich mixte ich einen Bourbon on the rocks und setzte mich dann
ihr gegenüber nieder.
»Sehr hübsch haben Sie es
hier«, meinte ich anerkennend, »aber ich vermisse etwas.«
»Die pikanten Filme können wir
erst nach Sonnenuntergang vorführen«, sagte sie, ohne eine Miene zu verziehen.
»Oder hatten Sie etwas anderes im Sinn?«
»Mrs. Rutter «,
sagte ich bekümmert, »Sie enttäuschen mich tief. Gerade von der Frau des
Generaldirektors hätte ich mehr Betriebstreue der Firma Poolside gegenüber erwartet. Wo sind in Ihrem Swimming-pool die Plastikentchen,
Elefanten, Seehündchen, die Bälle und Boote und...«
»Und was es sonst noch an
schwimmenden Scheußlichkeiten gibt, nicht wahr?« Sie schlug die schönen
schlanken Beine übereinander und ließ das rechte Knie von der Sonne rösten. »Da
fallt mir gerade ein, daß ich in der gestrigen Abendzeitung eine Notiz über Sie
gelesen habe. Ich kann mich nicht mehr ganz genau erinnern, was es war. Die
Köchin wickelte nämlich gerade die Abfälle in das Zeitungsblatt ein. Wenn ich
mich recht erinnere, handelt es sich darum, daß Mr. Elmo Ihnen den Auftrag
gegeben hat, ihm das verschwundene Diadem wiederzubeschaffen.«
»Sie müssen einen Rekord im Schnellesen halten!« meinte ich anerkennend. »Genau das
habe ich vor!«
»Und da kommen Sie also von New
York geradewegs zu uns in den sonnigen Süden? Mein Gott, wie romantisch!« Ihre
dunklen Augen funkelten spottlustig. »Wie gefällt Ihnen Kalifornien, Mr. Boyd?
Ich finde New York eigentlich ganz nett, aber wohnen möchte ich da nicht. Waren
Sie schon in Disney-Land, dem Park der tausend Sehenswürdigkeiten?«
»Auf meinem Programm steht es«,
konterte ich. »Aber ich glaube, nachdem ich Sie kennengelernt habe, kann ich
mir die Reise dorthin sparen.«
»Danny Boyd«, sagte sie und
schmeckte die Worte ab wie eine nicht mehr ganz einwandfreie Auster. »Ich kann
nicht behaupten, daß mir der Name sehr gefällt. Wenn wir ihn in >Danny<
abkürzen, ist er nur noch halb so scheußlich!«
»Dann darf ich Sie also Myra
nennen?« brachte ich hervor. »Es würde mir eine Ehre sein — und ein Vergnügen!
Wenn man Ihren Vor- und Nachnamen aussprechen will, muß man sich nämlich einen
Knoten in die Stimmbänder machen.«
Da mußte sie lachen, mit weißen
Raubtierzähnen, die
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