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Kalt wie ein Brilliant

Kalt wie ein Brilliant

Titel: Kalt wie ein Brilliant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Vorderansicht zeigen.«
    »Auch das hat noch Zeit«,
bemerkte Rutter sachlich. »Wir beiden Hübschen werden uns jetzt einmal unter
vier Augen unterhalten, Myra. Inzwischen kann Mr. Boyd seinen Whisky
austrinken.«
    »Meinetwegen!« erklärte Myra
und rollte elegant von der Couch.
    Hätte ich nur etwas sagen
können, um dieses alberne Schweigen zu brechen! Aber meine Stimmbänder waren
vor Schreck noch wie gelähmt. Ich hörte ein leichtes Rascheln, als Myra den
Badeanzug vom Teppich aufhob. Dann ging sie zusammen mit ihrem Mann aus dem
Zimmer. Die Tür schloß sich hinter ihnen. Es war sehr still im Raum. Nur meine
Knie schlugen hörbar schlotternd aneinander.
     
     
     

5
     
    Ich war gerade dabei, den
Schlips geradezurücken, als ich aus einem anderen Teil des Hauses zweimal
hintereinander einen kurzen, scharfen Knall hörte. Im Handumdrehen war ich
danach mit meiner Garderobe fertig und verließ mit unguten Erwartungen das
Gästezimmer. Ich war sogar darauf gefaßt, draußen mit zwei geladenen Pistolen
empfangen zu werden.
    Rutter, der im Wohnzimmer auf
mich wartete, war groß und breitschultrig und sah aus wie ein Mann, der sich
spielend jedem Gegner über 15 Runden stellen kann. Durch sein dichtes schwarzes
Haar zogen sich graue Strähnen. Grau und kalt wie Granit waren auch seine
Augen. Er rieb sich mit fünf wohlgepflegten rechten Fingern den linken
Handrücken.
    »Setzen Sie sich, Boyd«,
begrüßte er mich beinahe fröhlich. »Ich habe mit Ihnen zu reden.«
    Ich ließ mich vorsichtig auf
einer Stuhlkante nieder und angelte mir eine Zigarette, während er noch immer
mit seiner Handmassage beschäftigt war.
    »Mir ist die Hand
ausgerutscht«, teilte er beiläufig mit. »Kommt davon, wenn man sich dazu
hinreißen läßt, seine Frau zu schlagen. Eine Moral wie aus dem Lesebuch, Boyd,
finden Sie nicht? Myra wird uns leider vorläufig noch nicht Gesellschaft
leisten können, aber ich werde mich bemühen, sie würdig zu vertreten. Unsere
Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen. Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Nein, danke«, sagte ich
grimmig. »Ich bin bereits bedient!«
    Er zuckte gleichmütig die
Achseln. »Wie ich sehe, haben Sie sich ja auch das beste Stück ausgesucht!«
    »Sie haben mich mit Ihrer Frau
erwischt«, sagte ich, mühsam beherrscht, »und ich muß mir daher wohl einiges
gefallen lassen. Aber treiben Sie es nicht zu weit, Rutter, sonst könnte es
geschehen, daß auch mir die Hand ausrutscht!«
    »Auf Myra brauchen Sie Ihr
Mitleid nicht zu verschwenden«, erklärte er hart. »Sie war und ist ein
Flittchen, und Sie sind nur ein Glied in einer arithmetischen Reihe. Morgen hat
sie schon Ihren Namen vergessen, und wenn Sie sie in einer Woche wiedertreffen,
weiß sie gar nicht mehr, wer Sie sind!«
    Ich stand auf. »Wenn Sie mir
noch ein paar Freundlichkeiten mit auf den Weg geben wollen, tun Sie sich
keinen Zwang an!«
    Er strich sich ungeduldig mit
der Hand über die Stirn. »Setzen Sie sich. Ich habe ja noch gar nicht
angefangen!«
    »Sie haben mir Ihre Frau
anschaulich genug geschildert«, erklärte ich, am Ende meiner Geduld. »Wenn
Ihnen noch etwas einfällt, können Sie mir ja mal eine Ansichtskarte schreiben!«
    »Es geht nicht um Myra! Es geht
um meine Sache — und um Ihre!«
    Ich muß ein ziemlich dummes
Gesicht gemacht haben, als ich mich langsam wieder auf meinen Stuhl
zurückfallen ließ. Rutter betrachtete mich einen Augenblick stumm und strich sich
dann mit einer fahrigen Geste über seinen dichten Haarschopf.
    »Hören Sie zu, Boyd! Eigentlich
wollte ich heute gar nicht mehr ins Werk gehen. Ich hatte nämlich vormittags
eine lange Unterredung mit einem unangenehmen Burschen von der Kriminalpolizei,
und das reichte mir. Dann habe ich es mir anders überlegt und bin nach dem
Essen doch noch auf eine Stunde ins Büro gefahren. Dort sprach ich mit Machin,
und er hat mir von Ihrem Besuch berichtet und von den Fragen, die Sie gestellt
haben. Daraufhin rief ich Elmo an und erkundigte mich nach Ihnen. Wie er sagt,
hat Leutnant Schell Sie empfohlen.«
    »Ich weiß immer noch nicht, was
das alles soll«, knurrte ich.
    Wieder diese ungeduldige
Handbewegung! Und noch immer ließen mich die harten, eisgrauen Augen nicht los.
» Heute nacht wurde Louise Lamont ermordet. Sie fanden Ihre Leiche. Stimmt’s?«
    »Allerdings...«
    »Schell ist der Überzeugung,
daß ein direkter Zusammenhang zwischen dem Diebstahl des Diadems und ihrem Tod
besteht. Was ist Ihre Ansicht?«
    »Wen interessiert schon

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