Kalt wie ein Brilliant
etwas zu
trinken«, sagte sie mit belegter Stimme. »Dann kannst du nachkommen.« Ohne auf
eine Antwort zu warten, wandte sie sich ab. Der Anblick des straffsitzenden,
blaugrünen Satins verschlug mir wieder einmal den Atem.
Ich sah ihr nach, bis sie
verschwunden war. Dann machte ich befehlsgemäß die beiden Drinks zurecht. Meine
Hände waren nicht ganz sicher. Verschiedene Gedanken, alle dasselbe Thema
betreffend, schossen mir gleichzeitig durch den Kopf. Langsam, damit die Drinks
nicht überschwappten, ging ich hinein. Der Weg bis zur offenen Haustür schien
sich endlos zu dehnen.
Von der Glastür aus kam man in
ein großes, sehr modern eingerichtetes Wohnzimmer. Von da aus führte eine Tür
in die Diele. Einen Augenblick stand ich dort etwas verloren, wie ein Kind, das
sich im Wald verlaufen hat. Dann hörte ich von irgendwo Myras Stimme rufen.
»Danny, hier bin ich!«
»Hier« war das Gästezimmer.
Durch die Klimaanlage und die herabgelassenen Sonnenjalousien war es angenehm
kühl. Das Zimmer war mit einem weichen rosa Teppich ausgelegt. Auf der Tapete
tummelten sich dicke, goldene Putten. Myra stand neben der breiten Couch, die
Arme über dem Kopf erhoben, und reckte und streckte sich. Bei dem Anblick
dieses aufregend schönen Frauenkörpers hätte jeder Mann den Kopf verloren, und
ich bin bestimmt kein Kostverächter. Das Herz klopfte mir bis zum Halse.
Sie ließ die Arme sinken, kam
zu mir herüber und nahm mir eins der Gläser ab. »Warum hast du so getrödelt?«
fragte sie. »Lampenfieber?«
Mit meiner freien Hand streifte
ich behutsam über ihre glatte runde Hüfte.
»Venus, die Schaumgeborene«,
sagte ich. »Wer hätte gedacht, daß eine Plastikfirma ihren Kunden so etwas zu
bieten hat.«
Sie lächelte träge wie ein
sattes Raubtier. »Bei mir ist alles echt, Danny — garantiert keine
Schaumstoffeinlagen!«
Den Whisky hatte ich zur
Anregung im Augenblick wahrhaftig nicht nötig. Ich setzte also das Glas ab, und
als ich mich wieder aufrichtete, lag Myra auf der Couch, den Kopf auf die Hände
gestützt, und betrachtete mich anerkennend.
»Bitte nicht reden, Danny«,
sagte sie halblaut. »Wenn ich Begleitmusik brauche, kann ich das Radio
anstellen.«
»Ich wüßte auch nicht, was es
zu reden gäbe«, erwiderte ich mit enger Kehle, während ich auf die Couch
zuging. »Das Wetter in Kalifornien ist doch das ganze Jahr über gleich, nicht?«
Einmal saß ich mit vier
Freunden beim Pokern, und als das Spiel langweilig wurde, amüsierten wir uns
damit, uns gegenseitig von peinlichen Situationen zu erzählen, in denen wir mal
gesteckt hatten. Was mir bei Rutters passierte, war so peinlich, daß man es
nicht einmal in einer Pokerrunde zum besten geben konnte. Ich beugte mich
gerade über die Couch, als irgendwo im Haus eine Tür klappte. Ich erstarrte in
meiner unbequemen Stellung. Energische Schritte näherten sich, die Tür des
Gästezimmers wurde aufgerissen. Dann herrschte einige Sekunden lang, die mir
vorkamen wie eine Ewigkeit, eine eisige Stille.
»Ich bitte vielmals um
Verzeihung«, sagte eine hohngetränkte männliche Stimme. »Bin ich zu früh nach
Hause gekommen? Oder zu spät?«
Mühsam richtete ich meinen
krummgebogenen Buckel wieder gerade. In diesem Augenblick hätte ich alles
mögliche für einen Tiegel von der Wundersalbe gegeben, mit der mein sagenhafter
verrückter Professor sich unsichtbar zu machen pflegte.
Myra wandte den Kopf und
betrachtete über meine Schulter hinweg den Eindringling. »Wirklich, James, wie
taktlos du bist!« Sie gab sich keine Mühe, ihr gelangweiltes Gähnen zu
unterdrücken. »Wenn du schon einmal früher als sonst nach Hause kommst,
könntest du wenigstens vorher anrufen.«
»Ich werde mich bemühen, beim
nächsten Mal daran zu denken«, sagte die männliche Stimme gletscherkalt.
»Würdest du die Freundlichkeit haben, mich mit deinem Freund bekannt zu
machen?«
Myra richtete sich auf einen
Ellbogen auf und erklärte formvollendet: »Dies ist Mr. Boyd. Er ist
Privatdetektiv und hat von Mr. Elmo den Auftrag bekommen, das verschwundene
Diadem wieder herbeizuschaffen.«
»Interessant«, bemerkte die
männliche Stimme höflich. »Offenbar ein äußerst pflichtbewußter junger Mann! Hat er bei dir gerade eine Leibesvisitation vorgenommen?«
Myra lächelte sanft in mein
erstarrtes Gesicht hinein. »Danny, das ist James. Mein Mann. Ich glaube, den
herzlichen Händedruck könnt ihr euch im Augenblick schenken. Aber du darfst
dich ruhig umdrehen und ihm deine
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