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Kalt wie ein Brilliant

Kalt wie ein Brilliant

Titel: Kalt wie ein Brilliant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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darzustellen«, lächelte er matt.
    »Können Sie mir wenigstens Mr.
Rutters Privatadresse geben? Oder ist das auch ein Betriebsgeheimnis?« knurrte
ich. Tamara hatte auf ihrer Liste nur die Adresse der Firma angegeben. Ich
hatte mich also sozusagen durch den Dienstboteneingang hereinschleichen müssen.
    »Aber natürlich nicht! Gern.« Machin kritzelte ein paar Worte auf den Notizblock, der auf
seinem Schreibtisch lag, und reichte mir das Blatt herüber.
    »Vielen Dank!« Ich verstaute
den Zettel sorgfältig in meiner Brieftasche. »Zum Schluß noch eine Frage: Von
wem stammt der vorzügliche Gedanke, die Schönheitskonkurrenz mit einer Werbung
für das Juweliergeschäft zu verbinden?«
    »Von mir«, antwortete Machin
wie aus der Pistole geschossen. »Die Gelegenheit lag auf der Hand. Es wäre ein
Jammer gewesen, sie nicht zu nutzen.«
    Als ich auf dem Weg durch die
Halle an dem Schreibtisch der Empfangsdame vorbeikam, sah mich diese unsicher
von der Seite an. »Ich werde an dich denken, mein Engel«, erklärte ich ihr
ritterlich, »des Nachts, wenn mein Schiff auf den Wogen des Pazifiks rollt.«
    Sie runzelte nachdenklich die
Stirn. »Vielleicht wäre Plastik wirklich ganz gut für die Figur«, sagte sie.
»Aber im Sommer ist es doch sicher schrecklich warm, nicht?«
    »Auf See weht immer eine kühle
Brise«, versicherte ich ihr.
    Als ich ging, war sie immer
noch dabei, diese Mitteilung zu verarbeiten. Der Denkprozeß lief — wie man an den beängstigend heftigen Auf- und Ab-Bewegungen des knappen
Orion-Pullovers erkennen konnte — auf Hochtouren.
    Im Wagen sah ich noch einmal
nach Rutters Adresse. Er wohnte im Süden von Santo Bahia. Das bedeutete eine
Fahrt von mindestens einer Stunde, denn das Poolside -Werk
lag ganz im Norden. Unterwegs hielt ich an einem Rasthaus, um einen Happen zu
essen. Die Speisekarte bot nichts als Eierkuchen, und die Kellnerinnen trugen
blaukarierte Schürzen und hatten Plattfüße. Es war keine sehr ermutigende
Mittagspause. Es ging auf halb zwei, als ich das traute Heim der Rutters
erreichte. Es war ein moderner Flachbau, auf einem Hügel gelegen und mit einem
phantastischen Blick auf die Küste und das Meer. Die Sonne brannte von einem
wolkenlosen blauen Himmel, und von der See wehte eine leichte Brise heran: ein
kalifornischer Sommertag, wie er im Buche steht! Ich erstieg die 40 Stufen, die
zum Haus führten. Es hätte mich nicht gewundert, wenn mich unterwegs ein
Herzschlag dahingerafft hätte.
    Am Haus war eine Garage für
zwei Wagen, zu der eine gepflasterte Auffahrt führte. An einer Ecke schimmerte
die blaue Wasserfläche eines Swimming-pools hervor. Ich ergriff den auf
Hochglanz polierten antiken Messingknauf, und die Klingel hallte hohl durch das
Haus. Eine Hummel unterbrach vor Schreck ihr Sonnenbad und flog davon. In der
Luft hing der betäubende Duft von Hibiskusblüten. Ich lehnte mich an die Wand,
zündete mir eine Zigarette an und döste zufrieden und selbstvergessen zwei oder
drei friedliche Minuten lang vor mich hin.
    »Es tut mir leid, daß Sie
warten mußten«, sagte eine träge Stimme hinter mir. »Das Mädchen hat Ausgang,
und ich war draußen am Swimming-pool .«
    Ich drehte mich langsam und
vorsichtig um, weil ich Angst hatte, die Vision, die diese dunkelschwingende
Stimme heraufbeschworen hatte, könnte sich bei näherer Betrachtung in Nichts
auflösen. Diese Sorge war, wie mir ein schneller Blick zeigte, unbegründet. Vor
mir stand eine hochgewachsene, sonnengebräunte Brünette, die mich aus großen,
dunklen Augen belustigt ansah. Sie trug einen einteiligen Badeanzug aus
schimmerndem, blaugrünem Satin. Ihre Figur war eine Augenweide, die der Blick
stundenlang hügelauf und talab mit Genuß abgrasen konnte. Lange schlanke Beine
trugen diesen schönen Körper in einer bewundernden Umwelt spazieren.
    Sie nahm die stumme Huldigung,
die ihr meine Augen darbrachten, wie eine Selbstverständlichkeit entgegen,
musterte kurz, aber wohlgefällig mein markantes Profil und beschäftigte sich
dann wieder ausgiebig und selbstzufrieden mit ihrer eigenen schönen Person.
    »Ich bin Myra Rutter«,
verkündete sie. Es klang wie ein Fanfarenstoß. »Sind Sie eine interessante
Erscheinung? Vielleicht ein entsprungener Sittenstrolch? Oder wollen Sie mir
nur etwas verkaufen? Das wäre langweilig.«
    »Ich bin Danny Boyd«, erklärte
ich, »und habe einen sehr fesselnden Beruf: Ich bin Privatdetektiv. Eigentlich
wollte ich Ihren Mann sprechen — aber da kannte ich Sie noch

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